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Marmararegion, Nord- und Südägäis

Türkei - Von Bursa nach Canakkale bis Pamukkale

Von Bern Nach Athen sind es nur 400 Kilometer mehr als vom westen der Türkei in den Osten der Türkei. Die Türkei ist riesengross, besonders wenn man aus einem so kleinen Land wie der Schweiz kommt. Wir nehmen uns ausreichend Zeit um die ersten Kilometer auf dem asiatischen Kontinent zu bereisen. Denn es gibt viel spannendes zu entdecken: Griechische Ruinen, Osmainsche Kulturstätten und wunderschöne Strände.




Osmanische Architektur in Kumalikizik bei Bursa

Nach rund einer Stunde dockt die Fähre am Hafen von Yalova an. Doch irgendwie fühlt sich nichts anders an als vorher, als wir noch auf europäischem Boden waren. Wir merken keinen markanten Unterschied zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil der Türkei. Vielmehr fühlen wir uns bereits seit dem Grenzübergang in Edirne wie in Asien. Alles ist viel geschäftiger, wir schlendern gerne durch die engen Gassen der Städte und wir geniessen die multikulturelle Atmosphäre. Dieses Ambiente bringen wir nur mit Asien in Verbindung.Damit auch Pluto in Asien eine gute Falle macht, gönnen wir ihm zum ersten Mal eine Wäsche seit Beginn unserer Reise. Für gerade Mal 70 Rappen erhält Pluto eine Schönheitskur an einer Shell-Tankstelle. Der Mitarbeiter an der Tankstelle spritzt das Auto zuerst voll mit Schaum, bis das Fahrzeug ganz weiss ist. Danach wird mit Hochdruck gespült. Andere Länder, andere Sitten. An den glänzenden Lack und die weisse Kabine müssen wir uns zuerst wieder gewöhnen. 😊

 

Wir fahren eine Stunde durch Olivenplantagen Richtung Bursa. Diese Grossstadt umfahren wir allerdings grosszügig. Nebst ein paar bekannten Moscheen gibt es für uns nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten. Wir steuern den Ort Kumalikizik an. Es handelt sich um ein kleines Dörfchen, das von osmanischen Häusern gesäumt ist. Das Dorf ist aufgrund der speziellen Bauweise auf der UNESCO Welterbliste. Wir sind daher überrascht, dass es nicht ganz so überlaufen ist. Wir geniessen die Aussicht über die engen Gassen von einer Dachterrasse bei einer hausgemachten Limonade. Das Dorf ist schnuckelig, aber wieso das zur UNESCO gehört, verstehen wir nicht ganz. Die Häuser sind aus Steinen und Holz gebaut. An der Aussenfassade hängt dann eine dünne Schicht Lehm, die farbig gestrichen ist. Die Häuschen in der Hauptgasse sind fast nicht mehr zu sehen, da sich in jedem Haus ein Souvenirladen oder ein Café befindet. In den Nebengassen hingegen verfallen die Häuser förmlich. Wir sehen noch viele ähnliche Dörfer während unserer Türkei-Reise. Wieso ausgerechnet Kumalikizik von der UNESCO auserwählt wurde, können wir nicht nachvollziehen.


LPG Adapter für normale Gasflasche im Wohnmobil

Auf der Weiterfahrt machen wir in einem Industriegebiet direkt vor Bursa halt. Von anderen Reisenden haben wir gelesen, dass man in der Türkei ziemlich einfach einen Gasadapter kaufen kann, damit wir unsere Gasflasche künftig an jeder beliebigen Tankstelle füllen können. Dank Google Maps steuern wir eine Firma an, die Autos auf LPG umrüstet oder zumindest Zubehör dazu liefert. Wir zeigen ihnen ein Foto des Adapters. Leider haben sie keinen Adapter, aber wir sollen in der gleichen Strasse bei der letzten Hausnummer fragen. Und in der Tat: bei Maçan Otogaz werden wir fündig. Sie haben einen Autogas-Adapter, der zusammen mit einem Adapter unseres Eurofüllsets auf unsere Gasflasche passt. Der Sohn des Inhabers spricht Englisch. Er ist sich nicht sicher, ob der Adapter wirklich dicht ist, da die Dichtung fehlt. Kurzum setzt er sich mit David in den Camper und fährt zu einer Tankstelle, um dies zu testen. Beim ersten Versuch leckt der Adapter. Die beiden Herren fahren zu einem Laden in der Nähe der Tankstelle, um das ganze Abzudichten. Beim zweiten Tank-Versuch ist alles wunderbar dicht. Wir bezahlen für die volle Gasflasche und den Adapter CHF 17.00. Wir werden fortan noch viele weitere Male in der Türkei einfach an der Tankstelle unsere Gasflasche auffüllen. So haben wir immer einen kalten Kühlschrank, Gas zum Kochen und warmes Wasser. Die Heizung benötigen wir zum Glück noch nicht. Dieser Adapter ist wirklich eine super tolle Investition. Ein grosses Dankeschön an Timmy von #RockandRollCaravanCafe für den Tipp!


Geschichtsträchtiger Ort an der Dardanellen Meerenge - Canakkale

Wir fahren durch die Ortschaften Mudanya und Trilye der Küste entlang nach çanakkale. Die beiden Dörfer gehören sicherlich nicht auf die Must-See Liste einer Türkeireise. Wobei das zweitere Dörfchen deutlich mehr Charme hat als das erste. Im beschaulichen Trilye gibt es einige osmanische Häuser zu sehen. Die Fahrt nach çanakkale dauert gut den halben Tag. Wir passieren unzählige Feigen- und Olivenplantagen und sehen zahlreiche Hühnerställe. Die Lebensumstände in den grossen Ställen dürften wohl nicht die besten sein. Die Hühner landen nach ihrem kurzen Leben alle auf den Kebab-Spiessen. Die Gegend scheint sehr geschäftig zu sein, Landwirtschaft wohin das Auge reicht.

 

In çanakkale angekommen, suchen wir uns einen bewachten Parkplatz für die Nacht. Abends schlendern wir durch das Städtchen. Uns fällt auf, dass die Leute hier deutlich westlicher gekleidet sind als bisher in der Türkei. Nur noch sehr wenige Frauen tragen Kopftücher. Auch wird in diversen Lokalen Alkohol getrunken. Das scheint einerseits einen Zusammenhang mit den vielen Touristen zu haben und andererseits dürfte das am höheren Wohlstand der Menschen liegen. Die Dardanellen Meerenge ist nur 1,3 Kilometer breit und wir können auf der europäischen Seite eine grosse Statue erkennen. Wir sind wieder sehr nahe an Europa. Die Dardanellen ist eine sehr wichtige Handelsroute zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Zudem ist dieser Ort für die Türken sehr geschichtsträchtig, da man hier im ersten Weltkrieg die Briten und Franzosen besiegt hat, welche territoriale Ambitionen in der Region hatten. In Australien ist der Anzac Day heute noch ein nationaler Gedenktag, welcher an die vielen Toten Australiern und Neuseeländer erinnert, welche in der Schlacht von Gallipolli unter britischer Flagge starben.

 


Strandferien bei der antiken Stadt Troja

çanakkale ist bekannt für das hölzerne trojanische Pferd, das im Hafen steht. Das Pferd ist das Original-Pferd, das für den Hollywood-Film Troja verwendet wurde. In der Nähe befindet sich die archäologische Stätte von Troja. Unser Reiseführer sagt uns aber, dass die Ruinen sehr spärlich sind und Laien kaum etwas erkennen können. Also lassen wir diesen Park aus und fahren direkt an den Strand von Yeniköy, der sich nur wenige Kilometer von den Troja-Ruinen befindet. Kurz bevor wir den Strand erreichen, machen wir Halt am Strassenrand um die schöne Aussicht über die Küste zu geniessen. Plötzlich hält ein Auto mit türkischen Nummernschildern neben uns an – und wir werden auf Schweizerdeutsch begrüsst. Süleyman und seine Tochter aus Basel haben unser Berner Nummernschild gesehen. Spontan laden sie uns zu sich nach Hause zum Kaffee ein. Auch seine Frau Gönül ist zu Hause. Wir geniessen die netten Gespräche bei bestem Kaffee und Schweizer Schokolade. 😊

 

Die nächsten beiden Tage lassen wir die Seele baumeln am Strand von Yeniköy. Da Wochenende ist, sind auch einige Einheimische hier mit ihren Zelten. Wir wollen am Abend – ganz wie die Einheimischen – ein Lagerfeuer machen. Nachdem wir den Platz einige Zeit vergebens nach Feuerholz abgesucht haben, entscheiden wir uns, es wie die Einheimischen zu machen: Äste von den Bäumen abreisen und anzünden. Doch irgendwie wollen wir doch nicht so recht die Bäume schänden, nur um ein Lagerfeuer zu bekommen. Nach ein paar Minuten schient ein Einheimischer mit unseren kläglichen Feuer-Versuchen Mitleid zu haben. Er bringt uns riesige Äste und Baumstämme. Das Feuerholz hätte locker für mehrere Tage gereicht. Und er bringt uns auch seinen Kohlegrill. Wir können ihn behalten, er reise demnächst ab. Die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Türken erstaunt und erfreut uns einmal mehr.


Assos und Ayvalik

Reichlich erholt vom Nichts tun der letzten zwei Tage fahren wir weiter nach Assos. Am Hügel besichtigen wir die griechischen Ruinen. Die Ruinen sind nicht extrem gut erhalten, aber trotzdem sehenswert. Nur schon wegen der Aussicht lohnt sich ein Besuch. Von diesem Hügel sieht man der Küste entlang und bis zur griechischen Insel Lesbos. Den winzigen Hafen von Assos lassen wir aus – 5 Franken um kurz zu parkieren finden wir arg überteuert. Wie wir jedoch in den nächsten Tagen merken werden, beginnt hier langsam der touristische Teil der Türkei und alles wird etwas teurer.

 

Die Hafenstadt Ayvalik lockt aufgrund ihrer Nähe zu Lesbos viele Tagestouristen aus Lesbos an. Da wir erst gegen Abend hier eintreffen, fahren wir zuerst an der Stadt vorbei auf die vorgelagerte Halbinsel Alibey Adasi. Auf der Halbinsel haben sich viele Türken eine Ferienwohnung gekauft. Wir verbringen eine windige Nacht am Rainbow Beach und besichtigen das hübsche Städtchen Ayvalik erst am nächsten Tag.

 


Die griechischen Tempel von Bergama

Wir verabschieden uns von der Küste und fahren ins Landesinnere nach Bergama. Wir haben gelesen, dass es dort eine Seilbahn gibt. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. 😊 Bei unserer Ankunft in der Stadt mit 100'000 Einwohner fällt uns sofort auf, dass die Leute hier etwas ärmer und ursprünglicher wirken. Die Leute sind wieder etwas konservativer gekleidet. An der Küste scheinen sich vorwiegend die wohlhabenderen Türken niedergelassen zu haben. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch den beschaulichen Ort. Es gibt nicht allzu viel zu sehen. Weil es aber nicht touristisch ist, bewahrt Bergama eine gewisse Ursprünglichkeit. Die grosse rote Basilika ist von aussen sehr gut sichtbar, so dass wir uns das Eintrittsgeld sparen. Übernachten dürfen wir bei der Talstation der Seilbahn. Der nette Parkwächter hat uns genau gesagt, wo wir uns hinstellen sollen – in Sicht der Überwachungskamera. Nachdem er uns einen Spezialpreis von 10 statt 25 Lira offeriert hat, bietet er uns auch noch an, dass wir am nächsten Morgen den Wassertank gratis auffüllen dürfen. Einmal mehr ein sehr netter und hilfsbereiter Türke, den wir auf unserer Reise antreffen durften. Abends gesellt sich ein grosser weisser Hund zu uns. Wir geben ihm etwas Brot. Wie es scheint hat er das als Aufforderung verstanden, unseren Camper die ganze Nacht über zu bewachen. Bei jedem Spaziergänger, Motorradfahrer oder Autofahrer der in der Nacht vorbei fährt, beginnt unser Wachhund zu bellen. Und auch sonst antwortet er allen Rufen seiner Artgenossen mit lautem Gebell – die ganze Nacht hindurch.

 

Die Gondelbahn beginnt um 08:00 Uhr ihren Betrieb. Pünktlich stehen wir am Ticketschalter um mit der Gondel hoch zur Akropolis zu fahren. Wir erwarten einen Ansturm chinesischer Gruppen, welcher aber zum Glück ausbleibt. Gemütlich setzen wir uns zu zweit in eine Gondel und geniessen die Aussicht. Doch schon nach wenigen Minuten bereuen wir es, dass wir nicht mit dem Auto hochgefahren sind, sondern uns für die Gondel entschieden haben. Wind! Ziemlich starker Wind! Je höher wir gelangen, je mehr schaukelt die Gondel von links nach rechts. Uns wird etwas mulmig zu mute. Als wir endlich die Bergstation erreichen, sind wir heilfroh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Zu unserem Erstaunen sind wir zu dieser Uhrzeit fast die einzigen Gäste, die die Akropolis-Ruinen (Unesco) besichtigen. Wunderbar. Die Ruinen sind wirklich schön. Wir folgen den Wegen durch die Anlage während etwa zwei Stunden. Die Akropolis und das Amphitheater sind sehr sehenswert. Als wir unseren Rundgang beenden, strömen immer weitere Touristen aus der Bergstation. Das stimmt uns zuversichtlich für eine windige Gondelfahrt anstelle einer Wanderung bergabwärts.


Schöne Bucht auf der Cesme Halbinsel bei Izmir

Unser Weg führt uns wieder zurück an die Küste Richtung Izmir. Die Fahrt in Richtung der 4.5 Millionen-Metropole führt uns ab Aliaga durch ein endloses scheinendes Industriegebiet. In Aliaga sehen wir eine riesengrosse Erdölraffinerie. Eine ganze Halbinsel scheint diese Raffinerie in Anspruch zu nehmen. Auf den folgenden 100 Kilometern reiht sich links und rechts der Strasse ein Industrieareal am anderen. Und zu uns auf die Strasse gesellen sich unzählige Lastwagen. Diese Strecke ist wirklich nicht sehr attraktiv. Ganz ehrlich, so eine hässliche Strasse sind wir noch selten gefahren – nicht schön, was hier mit der Natur angerichtet wird!

 

Die Stadt Izmir sehen wir bereits von Weitem. Und sie wirkt wirklich sehr, sehr gross. Die Stadt hat es bereits auf eine Ausdehnung von über 30 Kilometern gebracht. Da es dort nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten gibt uns wir uns nicht mitten ins Verkehrschaos stürzen wollen, umfahren wir die Stadt grosszügig. Genau in der Umgebung von Izmir erreichen wir die 5'000 Kilometer Marke auf dem Kilometerstandzähler. Knapp eine Fahrstunde von Izmir steuern wir den Demircili Strand an. Der Strand befindet sich auf einer kleinen Landzunge und wir haben einen tollen kostenlosen Stellplatz direkt am Kiesstrand. Das Meer in dieser Bucht schimmert in den verschiedensten Blautönen und das klare Wasser lädt zum Baden ein. Uns gefällt es auf Anhieb. Obwohl es am Abend total windstill war, zieht in der Nacht ein ziemlich heftiger Wind auf und wir werden ziemlich durchgeschüttelt im Camper. Wir fühlen uns entsprechend gerädert am Morgen und wollen lieber etwas am Strand relaxen als weiter zu fahren. Doch leider beginnt es auch am Tag immer stärker zu winden und der Strandtag stellt sich nicht als sonderlich erholsam heraus. Am gleichen Strand lernen wir auch Ali und Halil kennen. Zwei Türken, die seit 7 Monaten in einem Minibus mit Zelt an diesem Strand leben. Sie sprechen kein Wort Englisch und wir kein Wort Türkisch. Dank Google Translate verstehen wir, dass uns die beiden zum Tee einladen. So gesellen wir uns am Nachmittag zu ihnen und unterhalten uns nur dank unserem Übersetzungs-App. Schon nach kurzer Zeit zaubert Ali seinen selbstgebrannten Wodka unter dem Tisch hervor. Dazu sagt er: «wir beginnen immer um 12 Uhr zu trinken und sind abends immer noch nicht betrunken». Das muss wohl wirklich ein wundersamer Wodka sein. Oder einfach eine gewisse Abhärtung. 😊 Die beiden 71-jährigen Herren verewigen sich in unserem Gästebuch und ihre Freude ist riesig, als wir ihnen als Erinnerung ein Polaroid-Foto von uns allen hier lassen.

 


Die Kalkstein Terassen von Pamukkale

Nach einer erneut sehr windigen Nacht erwachen wir am Morgen und hören ein komisches Geräusch von draussen. Doch kann das wirklich sein? Wir öffnen die Rollos und siehe da: es regnet! Seit genau einem Monat haben wir keinen Regen mehr gesehen. Da wir heute einen langen Fahrtag vor uns haben, stört und das keineswegs. Wir verlassen den Strand genau zur richtigen Zeit. Es zieht nämlich ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner auf. Die Fahrt nach Pamukkale dauert den ganzen Tag. Auch als wir gegen Abend auf dem Parkplatz ankommen, regnet es noch immer. So verbringen wir einen gemütlichen Abend im Camper und geniessen unseren Luxus-Artikel namens Fernseher.

 

Die weissen Kalksteinterrassen von Pamukkale sind der Touristenmagnet schlechthin. Die weissen Fotos und die blauen Pools zieren viele Türkei-Postkarten. Da wir solche Touristen-Hotspots am liebsten früh morgens besichtigen, stehen wir um 06:00 Uhr auf. Länger hätten wir eh nicht schlafen können. Denn kurz nach 6 Uhr hören wir Lärm und staunen nicht schlecht, als wir nach draussen schauen: Drei riesengrosse Heissluftballons werden etwa 50 Meter neben uns aufgeblasen und steigen in den Himmel. Pünktlich um 06:30 Uhr stehen wir vor dem Südeingang beim Kassenhaus. Und was uns der Security da gerade sagt, gefällt uns gar nicht! Der Südeingang öffnet erst um 08:00 Uhr und nicht schon um 06:30 Uhr. Nur der Nordeingang öffnet bereits so früh. Da wir am Abend vorher schon kurz zum Nordeingang gefahren sind, wissen wir, dass dort der Parkplatz für Wohnmobile sehr überteuert ist.

 

So bleibt uns nichts anderes übrig als den fast 50 Reisebussen voller Chinesen zuzusehen, wie sie an uns vorbei zum anderen Eingang fahren. Aus der Traum von der Attraktion für uns alleine oder zumindest nur mit 100 anstatt 1'000 Chinesen... Nach einem çay (Tee) in einem nahegelegenen Restaurant sieht die Welt schon wieder etwas anders aus. So warten wir zusammen mit anderen Touristen bis auch dieser Eingang um 08:00 Uhr endlich seine Türen öffnet. Wir laufen den Hang hinauf und schon bald erreichen wir die weisse Fläche. Ab jetzt heisst es für alle Besucher: Schuhe ausziehen. Früher durften alle Besucher mit Schuhen über den Kalkstein gehen. Doch aufgrund des hohen Besucherandranges verkam die weisse Fläche schon bald zu einer braunen, lieblosen Fläche. Natürlich verlor diese Sehenswürdigkeit so an Attraktivität und es kamen immer weniger Touristen. Also haben die Türken – unter Druck der Unseco – beschlossen, dass künftig alle Besucher die Schuhe ausziehen müssen, damit die Kalksteinklippen wieder Weiss erstrahlen. Ein Wassermeister regelt den Wasserlauf zuoberst am Hang, so dass alle Pools immer mal wieder mit Wasser gespiesen werden. Das Wasser ist angenehm warm und die Kalkoberfläche ist nicht rutschig. So macht es uns auch fast nichts aus, dass wir barfuss unterwegs sind (wenn wir all die 1’000 Füsse der Chinesen mal ausblenden).

 

Die untersten Pools haben wir fast für uns alleine. Die Tour-Gruppen tummeln sich nur in den oberen Pools. Das Wasser wirkt milchig-blau. Und die weissen Kalksteinterrassen bilden einen sehr speziellen Kontrast zum umliegenden Grasland. Von weitem sieht es fast etwas wie Schnee aus. Wir können gut verstehen, wieso diese Sehenswürdigkeit jährlich so viele Touristen anzieht. Aber ganz so blau wie auf all den Photoshop-Fotos ist das Wasser in den Pools in echt nicht. Wer dies so erwartet, wird stark enttäuscht sein. Als wir zuoberst an den Kalksteinterrassen ankommen – inmitten unzähliger bade- und selfie-wütiger, halbnackter Asiaten – machen wir einen Spaziergang zu einer weiteren griechischen Ausgrabungsstätte. Wir erwarten nicht viel davon. Aber wir bekommen eines der schönsten Amphitheater zu sehen, das wir während unserer Türkeireise sehen werden. Es ist wirklich sehr erstaunlich wie gut erhalten das Theater mit seinen knapp 10'000 Sitzplätzen noch ist. Wie wird wohl das Stade de Suisse nach 2000 Jahren aussehen? Vor allem das jüngst restaurierte, zweistöckige Bühnenhaus ist wunderschön. Dieser Spaziergang hat sich wirklich gelohnt. Wir sind begeistert.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Christian (D) (Freitag, 31 Januar 2020 18:12)

    Hallo,
    eine wunderschöne Reise, die Ihr Euch da vorgenommen habt. :-)
    Demnächst wollen ein Kumpel und ich mit unseren Varios eine ähnliche Route nehmen. Daher lese ich jetzt auch alles, was andere Reisende dazu berichten.
    Eine Frage gleich: Habe ich das richtig verstanden, dass Ihr den Inhalt der jeweils lokal erhältlichen Gasflaschen mittels Adapter und Schlauch in Eure Flasche umfüllt? Echt?
    Gibt es in der Türkei Stellen, an denen man Propa tanken kann?
    Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt!
    Christian