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Montenegro & Albanien

Balkan-Rundreise Teil 2

Reiseland Nr. 6 und 7 warten Auf uns. Nach 6 Jahren reisen wir nochmals durch Montenegro. Und was wird uns wohl in albanien erwarten? Wie sind die Strassenverhältnisse und was sagt Pluto dazu? Mehr über diese beiden länder am Adriatischen Meer erfährst du hier.



Zurück im schönen Montenegro

Allmählich leert sich die kurvenreiche Strasse von Bosnien Richtung Montenegro. Der Verkehr nimmt ab, nur noch vereinzelte Häuschen stehen in dieser schönen Gegend. Wir steuern die Grenze nach der Ortschaft namens Grab an – es erinnert aber nichts an einen Friedhof, obschon belebt ist auch der Grenzposten nicht wirklich. Nach gerademal 10 Minuten sind wir in Montenegro. Wir werden das erste Mal nach der grünen Versicherungskarte gefragt. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an unseren Versicherungsberater, Martin Sommer von der Mobi – den wir wärmstens empfehlen können. 😊

 

Montenegro kommt uns sehr vertraut vor, wir waren im 2013 bereits einmal hier in den Ferien und hatten eine wunderschöne Zeit. Wir freuen uns sehr, als wir von einem Aussichtspunkt auf die Bucht von Kotor und das süsse Herceg Novi herunterschauen können. Auch bei unserem letzten Besuch hat es uns hier richtig gut gefallen! Es ist das erste Mal auf unserer Reise, wo wir das Meer vor uns sehen und es ist ein schönes Gefühl. Wir parkieren Pluto auf einem Parkplatz ca. 100 Meter vom Meer entfernt. Wie es sich für pflichtbewusste Schweizer gehört, wollten wir uns eine Parkkarte kaufen. So wie es eben auf dem Strassenschild geschrieben steht. Der Kiosk hat aber keine Parkkarten. Also fragen wir die beiden Polizisten, die neben dem Kiosk stehen, wo wir denn sonst eine Parkkarte kaufen können. Sie meinen nur, dass das eh niemand kontrolliere, wir sollen einfach so parkieren. Okey, das ist uns natürlich auch recht. 😊 Nachdem wir Pluto am späten Nachmittag parkieren, gönnen wir uns unter der spät nachmittäglichen Sonne einen Schwumm im Meer. Das Wasser ist klar und die Temperatur sehr angenehm. In der kleinen Bucht hat es immer noch sehr viele Leute, viele Serben machen hier ihren Sommerurlaub. Serbien & Montenegro waren noch vor nicht allzu langer Zeit ein gemeinsames Land, die Serben haben nun ihren Meeranschluss verloren. Als die Sonne unter geht, kaufen wir uns in einem Strand-Kiosk ein Bier und geniessen den Sonnenuntergang im Hafen.

 

Am nächsten Morgen gehen wir erneut – mit unserem selbstgemachten Kaffee und einem Konfibrot – an den Strand. Nachdem wir uns für den neuen Tag bei bester Aussicht gestärkt haben, fahren wir weiter Richtung Bar. In Montenegro gibt es keine Autobahnen. Also wählen wir die schöne Küstenstrasse. Aber es hat wirklich sehr viel Verkehr, so stehen wir andauern im Stau und kommen nur mühsam vorwärts. Wir sind auf dem Weg in die Altstadt von Bar. Es handelt sich mehr um eine Ruine mit diversen Steinhäusern. Es stehen leider nur noch einige Mauern. So ist es sehr schwer sich vorzustellen, wie das Dörfchen einst ausgesehen haben soll. Nach unserer Meinung ist diese Ruine nicht sehr sehenswert. Auch gibt es vor Ort kaum Infos. So wissen wir bis heute nicht, seit wann das Dorf wirklich verlassen und in einem so desolaten Zustand ist. Es wird Zeit für eine Pause vom Reisen. Wir gönnen uns eine zweitägige Pause am Strand von Ulcinj auf einem Autocamp direkt am Strand. Der Sandstrand ist schön, aber einfach. Mehr oder weniger ein Strand wie er überall am Mittelmeer anzutreffen ist. Hier verbringen die Einheimischen ihre Ferien. Wir geniessen das Nichts tun und können endlich mal richtig Sonne tanken, nachdem wir die letzten paar Wochen in der Schweiz immer auf Zack waren und viele Sachen zu erledigen hatten.

 


Unterwegs auf albanischen Strassen – wir erleben hautnah was das wirklich heisst

Wir befinden uns nur ca. 30 Fahrminuten von der albanischen Grenze auf dem Autocamp. Auf Google finden sich diverse Berichte zum Grenzübergang Muriqan – Sukobin. Grob rechnen wir mit ca. einer Stunde Wartezeit. Zu unserer grossen Überraschung ist die Warterei nach ca. 20 Minuten vorbei. Die Beamten haben unseren Pass nicht mal angeschaut. Und schon sind wir in unserem siebten Reiseland: Albanien.

 

Unweit der Grenze besichtigen wir die Burgruine von Shkodra. Schon bei der Zufahrt erwarten uns an der Kreuzung bettelnde Romas (ein Bild das wir aber nicht mehr allzu oft sehen werden). Wir verriegeln sicherheitshalber die Autotüren das erste Mal während der Fahrt. Die Zufahrt ist sehr schlecht beschildert. Auf dem sogenannten Parkplatz herrscht ein riesiges Chaos. Wir entschliessen uns den letzten Hang wieder runter zu fahren und neben den grossen Reisebussen zu parkieren. Die Burg an sich besteht auch nur noch aus einzelnen zerfallenen Steinmauern. Aber die Aussicht ist dafür umso besser. Wir sehen ziemlich weit. Vor allem die Sicht zum Shkodrasee ist sehr schön. Es ist der grösste See Südeuropas, er liegt zwischen Albanien und Montenegro.

 

Die Stadt Shkodra selbst besuchen wir ebenfalls. Es ist schwierig im Zentrum einen Parkplatz zu finden. Wie uns rasch auffällt, parkieren die Albaner einfach überall. Ist eine Strasse zweispurig, so wird die äussere Fahrbahn kurzum zum Parkplatz umgewandelt. Wir parkieren beim Fussballstadion des KS Vllaznia Shkodra und laufen ca. 15 Minuten ins Zentrum. Shkodra hat eine sehr schöne Fussgängerzone mit vielen trendigen Restaurants und historischen Häusern. Das gefällt uns. In einem gemütlichen, mit Grün überdachtem Innenhof gönnen wir uns einen Kaffee. Zudem befindet sich eine schlichte weisse Moschee im Zentrum. Hier in Shkodra sehen wir die ersten Backpacker während unserer Reise. Nach ca. 2 Stunden Aufenthalt und einem leckeren Mittagessen geht es weiter zum Koman Lake. Auf dem Weg zum See besichtigen wir die Mes Brücke. Hierbei handelt es sich um eine alte römische Brücke, sie ist sehr schön – ein Geheimtipp. Keine anderen Touristen sind zu sehen, aber dafür ganz viel Müll. Entscheidet selbst anhand der Bilder, ob die alte oder die neue Brücke stabiler ist. 😊

 


Albanische Alpen - Komansee

 

Die Fahrt zum Koman See dauert 2.5 Stunden für nur 55 Kilometer! Während einer Stunde kommen wir ziemlich zügig voran. Aber die letzte Stunde scheint endlos zu sein. Theoretisch handelt es sich um eine Asphaltstrasse. Hätten wir die Wahl gehabt und wäre kein Abgrund neben der Strasse, wären wir lieber neben der Strasse gefahren. Der Strassenzustand ist katastrophal. Lange Zeit fährt ein tiefergelegter Mercedes vor uns. Versteht sich von selbst, dass er ziemlich Mühe mit diesen Strassenverhältnissen und den tiefen Schlaglöchern hat. Aber er lässt niemanden überholen… Wie wir in Albanien recht schnell lernen, gibt es keine wirklichen Vortrittsregeln oder Verhaltensvorschriften zum Autofahren. Man nimmt keine Rücksicht auf andere. Der Schnellere oder der Stärkere gewinnt. Zwar sehen wir ab und zu Fahrschüler unterwegs, aber wir denken, dass sie hier nur lernen, wie man die Kupplung betätigt als was die Verkehrsschilder bedeuten würden. Erstaunlicherweise funktioniert der Verkehr aber ohne Hupen.

 

Wir übernachten ganz in der Nähe des Komansee an einem Fluss. Von hier ist es am nächsten Morgen gerademal 15 Minuten zum See. Wir schauen, dass wir bereits um 8 Uhr am Hafen sind, da wir bereits ein Chaos erwarten 😊 An den Hafen des Komansees gelangt man via einen ca. 500 Meter langen Tunnel. Die Klugen parkieren vor dem Tunnel 😉 Auf der anderen Seite treffen wir wie erwartet auf ein riesiges Chaos. Zwischen Minibussen, Autos, Ticket-Händler und Früchte-Verkäufern schlängeln wir uns auf die offizielle Fähre. Die Berisha-Ferry nimmt nebst uns Fussgängern heute auch ein paar Autos und ein paar dutzend westlicher Touristen mit. Zum Glück sind wir frühzeitig vor Ort, sonst hätten wir die 2.5-stündige Fahrt im Stehen und an der prallen Sonne verbracht. Eine Tour auf dem Lake Koman ist sehenswert. Wie in einem norwegischen Fjord schlängeln wir uns mit der Fähre durch die Buchten. Die umliegenden Berggipfel passen perfekt ins Bild. So gehen die 2.5 Stunden rasch vorbei. Da wir uns entschieden haben, diese Tour ohne Pluto zu machen, fahren wir den gleichen Weg mit der Fähre wieder zurück. Eine Fähr-Rundfahrt sozusagen. Mit Pluto wäre die Fahrt, um die 100 Euro gewesen, das können und wollen wir uns im Moment nicht leisten.

 

Das Amüsanteste an der ganzen Schifffahrt ist die Zeit am Hafen. Es ist sehr unterhaltsam den Albanern zuzuschauen, wie sie jedes Auto millimetergenau aufs Schiff navigieren. Die Autos müssen im steilen Hang am Hafen wenden und rückwärts auf die Fähre fahren. Dafür können sie dann aber wieder vorwärts vom Schiff wegfahren. Am besten mit viel Schuss den Hang hoch, damit keiner stecken bleibt und niemand anschieben muss. Blöd nur, dass die ersten paar Autofahrer nicht an die nachfolgenden Fahrer denken und nur wenige Meter von der Fähre entfernt stehen bleiben. Wir sind zu Fuss deutlich schneller zurück bei Pluto bzw. durch den Tunnel, als die ersten Autofahrer.

 


Auf den Spuren von Albaniens Nationalhelden

Weiter geht’s nach Kruja. Auf der Strecke kommen wir wieder nur langsam vorwärts. Auf den Hauptstrassen hat es am Sonntag sehr viel Verkehr und Stau. Es scheint, als wären heute überall Hochzeiten gefeiert worden. Die Sonne geht schon unter, als wir in Kruja eintreffen. Wir haben von einem schönen Parkplatz auf dem Hausberg namens Kruja Mountain gelesen. So fahren wir zuerst an Kruja vorbei auf den Berg. Die Stadt werden wir dann morgen besichtigen.

 

Die Strasse ist bereits in der Stadt Kruja recht steil. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass die Strasse noch deutlich steiler werden wird. Das Städtchen liegt auf 520 M.ü.M. Der Mali i Krujes liegt auf etwa 1176 M.ü.M. Konkret bedeutet das für uns auf den letzten Kilometern: viele Kurven, teils sehr enge Wendungen, vom dritten Gang in den zweiten Gang schalten, je nach Kurve sogar in den ersten und einen Dieselverbrauch von über 20 Liter/100km. Zum Glück kommt fast nie einer entgegen! Aber das Beste: die wunderschöne Aussicht unterwegs und zuoberst beim Aussichtspunkt. Oben sind nur wenige andere Autos parkiert. Wir sind genau pünktlich zum Sonnenuntergang oben angekommen. Wir sehen bis zur Küste und bis nach Tirana. Von hier sieht man wirklich einen sehr grossen Teil von Albanien. Die Nacht auf diesem Parkplatz ist wunderbar ruhig, mal keine bellenden Hunde. Und zu unserem grossen Erfreuen ist es so hoch in den Bergen endlich mal etwas kühler zum Schlafen.

 

Am nächsten Morgen geht’s bergabwärts und wir besichtigen die Festung von Kruja. Wir haben eher mit einer alten Ruine gerechnet. Aber uns erwartet eine massive, eher neue Festung, in der sich das nationale Museum befindet. Das Museum ist wirklich schön und modern. Vor allem die Eingangshalle ist sehr imposant. In Stein gemeisselt blickt einem eine riesige Statue des Nationalhelden Skanderbeg entgegen – er, der die Stadt in heroischen Kriegen gegen die Osmanen verteidigt hat. Schade, dass viele Sachen im Museum nur auf Albanisch beschriftet sind. Trotzdem ist das Museum sehr informativ und sehenswert. Wir schlendern durch den alten Basar von Kruja, auf dem diverse «Doppeladler» Souvenirs angeboten werden. Unseren Nati-Spielern würde das bestimmt gefallen. Nach einem leckeren Kaffee und einem frischgepressten Orangensaft fahren wir nachmittags weiter Richtung Apollonia.

 


Albaniens Antike Griechische Stadt - Appollonia

Unterwegs sehen wir viele Olivenplantagen. Wir essen auf einer Raststätte namens Shity Petrol zu Mittag. Wie es der Name schon sagt, ist auch das Essen eher «shity». In Apollonia werden viele neue Strassen gebaut und so führen uns alle Navis – das Garmin, Maps.me und Google-Maps – ziemlich falsch. Wir befinden uns auf einer Schnellstrasse und fahren direkt an Apollonia vorbei. Es ist keine Ausfahrt in Sicht. Daher biegen von der Schnellstrasse irgendwo auf einen Feldweg ab, der uns gemäss Karte relativ direkt zu alten Ruinen von Apollonia führen soll. Stellt euch vor ihr würdet in der Schweiz einfach irgendwo von der Autobahn auf einen Feldweg abbiegen. 😊 Wir sind uns nicht ganz sicher, ob man von dieser Schnellstrasse wirklich links abbiegen darf. Aber da gerade kein Auto in der Nähe ist, machen wir es einfach. Und in der Tat: wir gelangen relativ direkt, über kleine Nebenstrassen, zu den griechischen Ruinen. Die Ruinen erinnern stark an das alte Griechenland, die Stadt ist ja auch nach dem griechischen Gott Apollon benannt. Es gibt übrigens 30 Städte auf der Welt mit dem gleichen Namen. Es ist die weltweit grösste Ausgrabungsstätte zu Ehren von Apollon. Nur ein kleiner Teil ist jedoch gut erhalten. Diese Ausgrabungen sind sehr sehenswert. Schade, dass manche Einheimische davor keinen Respekt haben und einfach auf den alten Ruinen herumklettern, um möglichst gute Selfies zu machen. Da es mitten am Nachmittag und ca. 38°C warm ist, besichtigen wir nur die besterhaltenen Ruinen. Wir spazieren weiter zum alten Theater. Doch leider sind die Steine erst ausgegraben, aber noch nicht wieder richtig zusammengesetzt. So können wir uns nur wage vorstellen, wie das einst ausgesehen haben soll – die 3D Bilder auf den Informationstafeln helfen dabei. Wir sind Platsch nass, nachdem wir eine Stunde umhergelaufen sind. Also beschliessen wir, uns wieder in die klimatisierte Fahrerkabine von Pluto zu setzen, und weiter zu fahren. Unser Ziel ist der Zvernec Beach. Unterwegs suchen wir uns noch eine Quelle am Strassenrand, um unseren Wassertank zu füllen. Die Einheimischen schauen uns manchmal schon etwas verwundert zu, aber stören tun wir wohl niemanden, wenn wir etwas Wasser abzapfen.

 


Einsame Strände am Mittelmeer? Ja, das gibt es wirklich noch

Gemäss Navi biegen wir an einem Kreisel von der Schnellstrasse rechts ab. Strassenschilder Fehlanzeige. Generell halten es die Albaner mit den Strassenschildern sowieso sehr knapp. Wir fahren einfach mal den Weg gemäss Navi zum Zvernec Beach. Es gibt diverse schmale Strässchen die immer wieder runter ans Meer führen. Uns erschüttert die enorme Verschmutzung. Wir haben ja schon einiges an Abfall am Strassenrand gesehen, seit wir in Albanien sind. Aber auf den letzten Kilometern zu diesem Strand nimmt das nochmals ein ganz anderes Ausmass an. Mitten in den Pinienwäldern türmen sich unzählige Abfallberge. Einheimische halten an, laufen ein paar Meter in den Wald und lassen dann ihren Abfallsack liegen. Wir finden hier sollten die in der Schweiz oder Deutschland lebenden Albaner ihre Landsleute in die Pflicht nehmen – sie sind ja jeden Sommer auch dort im Urlaub… Das ist wirklich erschreckend. Übrigens: seit 2016 importiert Albanien wieder Müll, nachdem das Gesetz dies im 2013 verboten hat. Für uns ist das unverständlich, da sie ihrem eigenen Müll schon nicht Herr werden. Wir haben gelesen, dass es in Albanien erst 5 Mülldeponien gibt, die den EU Normen entsprechen. Aber auch Mülldeponien, die nicht den EU Anforderungen entsprechen, fänden wir noch immer um einiges besser, als den Abfall einfach am Strassenrand zu entsorgen. Wenn Albanien wirklich in die EU will, muss hier noch einiges passieren.

 

Während der Anfahrt sehen wir den Zvernec Beach bereits. Einige weitere Camper haben sich dort positioniert. Wir entschliessend uns jedoch die Nacht vor dem Zvernec Beach an einer einsamen leicht erhöhten Bucht zu verbringen. Dort sind wir nebst einem Pärchen aus Slowenien die einzigen Gäste. Wie sich noch herausstellen wird, wird der Strand eher von Tieren als von Menschen besucht. Wir geniessen den Nachmittag und bauen das erste Mal unser Sonnensegel auf. Es hält prima. Glück gehabt. 😊 Kurz nach unserer Ankunft schaut eine Herde Kühe vorbei. Die Kühe sollen aber nicht die einzigen Tiere bleiben, die wir zu sehen bekommen. Wir kochen uns gemütlich Pasta zum Abend essen. Leider gibt es kein Fisch dazu. Das Glück beim Angeln war wieder einmal nicht auf Davids Seite. Unmittelbar nach Sonnenuntergang werden wir von unzähligen Moskitos attackiert. Der Moskitospray, lange Kleider und die Rauchspirale halten die Viecher nicht von uns fern. Daher machen wir es uns schon recht bald im Camper gemütlich. Nachdem wir uns hingelegt haben, stellt sich schon bald heraus, dass es sich auch noch zwei Heuschrecken in unserem Camper gemütlich gemacht haben. Während sich Yvonne die Decke über den Kopf zieht, macht sich David auf die Jagd nach den beiden. Nachdem wir nur noch zu zweit, ohne Haustiere im Camper sind, geniessen wir eine wunderbar ruhige Nacht an diesem schönen Ort.

 

Da es uns so gut gefällt, beschliessen wir, eine zweite Nacht hier zu bleiben. Während dem Frühstück mit wunderbarer Meersicht schaut eine Herde Ziegen bei uns vorbei.

 

Während David am nächsten Tag an unserem Blog schreibt, begibt sich Yvonne zu Fuss auf einen kleinen Hügel neben dem Camper, um die Aussicht zu geniessen. Der Ausflug ist aber schneller beendet als Yvonne lieb ist. Als sie gemütlich durch den Feldstecher eine riesige Gruppe Flamingos beobachtet, hutsch direkt neben ihr eine Schlange vorbei. Die, die Yvonne kennen, wissen, dass sie alles was Krabbelt überhaupt nicht mag… So hechtet sie den Hang hinunter zurück zum Camper, als sie die Schlange entdeckt. Wie schon in Australien tauchen diese Tiere immer dann auf, wenn der Beschützer David nicht da ist. Oh man oh man! 😊 Sobald es dunkel wird, gönnen wir uns eine Dusche unter freiem Himmel. Wir nehmen das erste Mal die Aussendusche der Kabine in Betrieb. Da wir wissen, dass schon bald die Moskitos kommen werden, ziehen wir uns recht früh in den Camper zurück. Wir sind so nahe an Italien, dass wir nur italienische Radiosender empfangen.

 

Überhaupt sind seit wir in Albanien sind nicht mehr viele ausländische Autos zu sehen, ausser jene mit italienischen Kennzeichen. Und sie verhalten sich im Strassenverkehr teilweise noch schlimmer als die Einheimischen. Es ist keine Seltenheit, dass Autos, vornehmlich mit italienischen Nummernschildern, links an uns vorbeiziehen, um dem Stau auf der Gegenfahrbahn vorbeizuziehen. Wie es scheint haben das die Polizisten aber mittlerweile erkannt. Je nach Strecke stehen fast jeden Kilometer Polizisten am Strassenrand und winken die gefährlichen «Überholer» bei Seite. Stellt sich nur die Frage wo das Geld der Bussen hinfliesst. Zum Staat oder in der Tasche der Gesetzeshüter? Oft stehen Polizisten an Kreuzungen und versuchen den Verkehr zu regeln. Das gelingt ihnen aber eher schlecht als recht. Die Zeichen mir ihrer Kelle sind so unklar, dass wir oft nicht wissen, ob sie jetzt gerade uns winken oder einem anderen Autofahrer. Das Herumgefuchtel ist jedenfalls amüsant anzuschauen.

 


Entlang der albanischen Küste

Um vom Zernec Beach weiter südlich an die Küste zu gelangen, muss der Llogara Bergpass überwunden werden. Vom Meeresspiegel schlängelt sich die Bergstrasse steil nach oben, bis wir den Aussichtspunkt auf fast 1'100 M.ü.M. erreichen. Die Aussicht von hier oben ist sehr schön. Der Berg ragt vom Meer fast senkrecht hinauf. Die Küste ist schön und das Meer spiegelt sich in schönen Blautönen. In der Ferne können wir auch die griechische Insel Korfu sehen. Talabwärts fahren wir durch das Dorf Dhermi, welches genauso gut auch in Griechenland sein könnte. Unterwegs kaufen wir am Strassenrand noch ein paar frische Früchte und Gemüse. Für 3 riesige Tomaten, 4 Aprikosen 5 Zwiebeln und 4 Gurken bezahlen wir gerade Mal CHF 2.50. Das Preisniveau der Nahrungsmittel ist in Albanien wirklich deutlich tiefer als in den Euro-Ländern. Die Küstenstrasse von Vlora nach Ksamil ist sehr schön. Die Ortschaften wirken recht touristisch. Je südlicher wir in Albanien sind, je touristischer sind die Ortschaften. Wir sind uns nicht sicher, ob das einen Zusammenhang mit den grossen Häfen (Sarande in Albanien, Igoumentisa in Griechenland) hat. Wahrscheinlich kommen viele Touristen mit der Fähre von Italien nach Albanien. Entlang der Route sehen wir rechts von uns immer wieder wunderbare Strände mit kitschig blauem Wasser. Leider gibt es kaum Parkplätze und der rechte Strassenrand ist oft ziemlich zu parkiert. So machen wir nicht allzu oft Halt. Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen Campingplatz im Küstenort Ksamil. Wir müssen endlich mal unsere Wäsche waschen. Der Platz ist nicht sonderlich attraktiv, es reiht sich Wohnmobil an Wohnmobil. Aber Hauptsache die Waschmaschinen funktionieren. Leider ist auch hier das Wasser zum Duschen kalt, wie schon ziemlich oft auf den Campingplätzen.

 


Blue Eye Syri i Kaltër - Enttäuschender Touristenmagnet

Von Ksamil fahren wir wieder landeinwärts Richtung Berge. Nach wenigen Kilometern fällt uns auf, dass die Strassenschilder nun plötzlich auf Griechisch und auf Albanisch angeschrieben sind. Unser Ziel ist der Bergsee Syri I Kalter, auch Blue Eye genannt. Das soll einer der Touristen-Hotspots schlechthin sein in Albanien. Wir beschliessen schon etwas weiter entfernt auf einem Parkplatz neben anderen Wohnmobilen zu parkieren, da wir mit Pluto doch nicht ganz so wendig sind wie ein kleines Auto. Die letzten Kilometer zum See gehen wir zu Fuss. Das stellt sich leider als Fehlentscheidung heraus. Wir hätten gut noch etwas weiterfahren können. So laufen wir bei über 30°C entlang einer staubigen Piste. Bei jedem vorbeifahrenden Auto werden wir mit Staub paniert.

 

Nun ja, als Schweizer bringen wir einen Bergsee eher mit Idylle und Natur in Verbindung. Hier quetschen sich unzählige Albaner in einen winzigen Teich. Das Wasser ist immerhin schön klar. Aber das sogenannte Blue Eye sehen wir kaum. Denn sekundenweise springen die jungen Albaner von einem Felsvorsprung direkt in das Blue Eye, den tiefsten Punkt des Sees, der schön blau schimmert. Uns hat es hier definitiv zu viele Leute, wir ziehen rasch weiter.

 


Albanisches UNESCO Dörfchen Gjirokastra

Es ist sehr erstaunlich, wie viel grüner die Vegetation rund um diesen Bergsee ist. Kurz nach der Weiterfahrt sind wir wieder in einer sehr trockenen Umgebung in den Bergen und sehen hinunter zum Bergsee mit seinen grünen Tälern. Dort herrschte fast eine tropische Vegetation und nun sind wir von kargen, trockenen Bergen umgeben. Unser Ziel ist Gjirokastra. Das UNESCO Städtchen liegt in einer sehr trockenen Umgebung in den Bergen. Die Häuser sind sehr schön und in einem traditionellen Baustil aus Steinen gebaut. Das Städtchen mit der Fussgängerzone lässt sich sehr angenehm erkunden. Die Ortschaft gefällt uns gut und wir schlendern einige Zeit durch die Gassen und besichtigen die Burg. Die Bauweise der Burg ist sehr massiv. Daher hat sie wohl auch so viele Kriege relativ gut überstanden. Die Tafeln sind sehr informativ. Aber für unseren Geschmack sind etwas gar viele Waffen, Panzer und sonstige Kriegsutensilien ausgestellt. Aber im Osten stehen die Leute wohl auf so was.

 

Das schöne Gjirokastra ist gleichzeitig auch unser Abschied von Albanien. Wir fahren noch am gleichen Nachmittag weiter zur griechischen Grenze in Kakavija. Am Zoll warten vor uns nur ein paar wenige Autos. So gehen wir davon aus, dass wir recht bald in Griechenland sein werden. Die Autos vor uns werden ziemlich genau kontrolliert: Der Kofferraum und alle Türen unserer Vorgänger werden geöffnet und das Gepäck wird von dem Beamten inspiziert. Als wir an der Reihe sind, fragen wir zuerst den albanischen Beamten und dann die griechische Beamtin, ob wir die Hintertüre zum Camper öffnen sollten. Die Albaner verneinen und die Griechin schickt uns mit einem lauten «Go, go, go!» weiter, ohne auch nur in unserem Pass geschaut zu haben. Voilà, wir sind in Griechenland. 😊

 


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