· 

Aserbaidschan

Im Land des Schwarzen Goldes

Nirgendwo war bisher die Kluft zwischen Arm und Reich so gross wie in Aserbaidschan. Während sich Baku voller Luxus präsentiert, geht es den Leuten im Rest des Landes doch eher bescheiden. Das erdölreiche Land glänzt nicht unbedingt mit spekakulären Highlights. Trotzdem hat es einige nette Sehenswürdigkeiten zu bieten. Doch am besten hat uns gefallen, dass die Leute wieder lächeln und sehr freundlich zu uns sind. Glücklicherweise schaffen wir es, den berüchtigten korrupten Polizisten aus dem Weg zu gehen. Wir folgen der Seidenstrasse in Sheki, besuchen Kupferschmiede und sehen amüsante Schlammvulkane.




Einreise nach Aserbaidschan

Vieles haben wir über Aserbaidschan gelesen und gehört. Vor allem die korrupten Polizisten sollen den Reisenden das Leben unnötig erschweren. Wir fahren an die Grenze in Lagodekhi. Ein kleiner Grenzübergang mit wenig Verkehr erwartet uns. Auf einem grossen Schild vor der Grenze steht: «Azerbaijan Border – Good luck». Wir hoffen, dass wir die Grenze auch ohne georgisches Glück erfolgreich passieren werden.

 

Die Ausreise aus Georgien verläuft schnell und reibungslos. Von den aserbaidschanischen Grenzwächtern werden wir herzlich begrüsst. Endlich sehen wir die Leute wieder Lächeln. Wie haben wir das in Georgien vermisst. Von den ersten Beamten werden wir mit einem Lächeln und einem «salam aleikum» und einem «welcome to Azerjerbaijan» begrüsst. Während Yvonne an einem Schalter die Pässe vorzeigt, inspizieren die Beamten zusammen mit David die Wohnkabine. Ein Zöllner schaut mehr sein Spiegelbild in unserem grossen Kühlschrank-Spiegel an und richtet sich seine Frisur, als dass er sich für unser Reisegepäck interessiert. Interessiert sind aber alle, die an diesem Zoll arbeiten. Teilweise stehen mehr als 10 Beamte um unser Auto herum. Und dies aus purer Neugier an unserem Fahrzeug, nicht weil sie uns inspizieren wollen. Am Grenzübergang schliessen wir eine Versicherung für das Fahrzeug ab (20$) und bezahlen die Strassengebühren (20$). Nach 45 Minuten sind wir auf aserbaidschanischem Boden. Zu unserem Erstaunen wollte niemand unsere E-Visas sehen, die wir extra in Tiflis in einem Copyshop ausgedruckt haben.

 

Wir wollen keine Beute der Polizisten sein, also halten wir uns seit dem Grenzübergang strikte an jedes Tempolimit und an jedes Stopp-Schild. So vorbildlich sind wir wohl seit der Schweizer Grenze nie mehr gefahren. 😊 In der ersten Ortschaft nach der Grenze halten wir an, um Geld abzuheben und eine Simkarte zu kaufen. Geldabheben klappt, aber das mit der Simkarte scheint nicht zu funktionieren. Die Dame im Bakcell-Shop kann kein Englisch, daher wissen wir nicht, wieso sie uns keine Simkarte verkaufen kann und Google Translate funktioniert auch nicht in diesem Moment.

 

Wir fahren weiter nach Seki entlang von unzähligen Haselnussplantagen. Man sieht, dass Aserbaidschan bedeutend wohlhabender als Georgien ist. Die Strassenverhältnisse sind ausgezeichnet, die Dörfer scheinen viel moderner. Schon auf den ersten Kilometern fällt uns auf, wie freundlich die Aserbaidschaner sind. Die Leute lächeln und winken uns zu. An einer Ampel fährt ein Auto links neben uns, die Fensterscheiben werden heruntergelassen und die Familie begrüsst uns herzlich, winkt uns zu. Wir fühlen uns vom ersten Moment an wirklich willkommen in diesem Land.


Auf den Spuren der Seidenstrasse in Sheki

In Sheki übernachten wir auf dem Parkplatz bei der Hauptsehenswürdigkeit, einem Palast. Neben uns stehen zwei andere Overlander-Trucks aus Deutschland. Wir spazieren ins Dorf und essen typisch aserbaidschanisch zu Abend. David bestellt ein Sheki Piti, welches uns der nette Kellner empfiehlt. Ein Hammel-Eintopf mit Hammelfett, der in zwei Gängen gegessen wird. Zuerst isst man die Suppe, welche mit Safran veredelt ist und dann erst die Suppeneinlagen. Dabei werden alle Suppen-Einlagen mit der Gabel zu einem Brei zerdrückt – Fleisch, Kichererbsen, Gemüse und eine ordentliche Portion Hammel-Fett. Für unsere westlichen Nasen ins der Schaf-Geschmack wirklich sehr präsent. David kann es gerade so essen und Yvonne wagt sich nicht reinzubeissen… Schön haben wir diese Spezialität probiert, aber bei diesem einen und ersten Mal wird es definitiv auch blieben. 😊

 

In Seki besichtigen wir den Sommerpalast des ehemaligen Kahns. Ein Führer begleitet uns und erklärt uns die Einzelheiten der speziellen Bauweise. Kein einziger Nagel wurde verwendet beim Bau dieses Palastes. Besonders die wundervoll verzierten und farbigen Fenster beeindrucken uns. Der Bau des Palastes dauerte 10 Jahre – 2 Jahre wurden für den Rohbau gebraucht und weitere 8 Jahre für die aufwendigen Wandmalereien. Der Palast ist wirklich sehr schön und die Erzählungen des Guides sind spannend. Leider durften wir im inneren des Palastes keine Fotos machen. Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der Winterpalast – etwas kleiner und weniger prunkvoll als der Sommerpalast. Dafür sind hier Fotos erlaubt und die Fenster- und Wandverzierungen sind nicht minder schön.

 

Wir schlendern durch die engen Gassen der Altstadt und bestaunen die vielen Häuser. Uns fällt auf, dass die Häuser hier wieder deutlich grösser gebaut sind als in Georgien. Den Moscheen scheint aber trotz Zugehörigkeit zum Islam weniger Bedeutung geschenkt zu werden als in der Türkei. Sie sind eher klein und einfach gebaut. Wie es sich für eine richtige Seidenstrassen-Reise gehört, besichtigen wir auch die alte Karawanserei in Seki. Der Innenhof und das Erdgeschoss können von Jedermann besichtigt werden – der 1. Stock ist den Hotelgästen vorenthalten.


Zu Besuch bei den Kupferschmieden aus Lahic

Tags darauf fahren wir über gut ausgebaute Strassen Richtung Lahic. Für 35 Rappen pro Liter füllen wir Plutos Tank mit Diesel. Und wir knacken die 10'000 Kilometer-Marke! Am Strassenrand stehen über viele Kilometer immer wieder Polizisten. Was mag hier wohl los sein? Wie wir beim Mittagessen erfahren, wird am Nachmittag der Präsident von Aserbeidschan hier vorbeifahren. Daher ist die ganze Strecke so gut bewacht. Uns freut es. So haben die ach so korrupten Polizisten eine andere Beschäftigung und keine Zeit für uns Touristen.

 

Lahic ist ein kleines Bergdorf in einem Seitental. Vor wenigen Jahren galt die Zufahrtsstrasse noch als eine der gefährlichsten Strassen der Welt. Mittlerweile ist die Strasse jedoch asphaltiert und abgesehen von einem kurzen Teilabschnitt auch gut gesichert und zweispurig. In Lahic campieren wir beim Paradise Restaurant & Camping. Die Gartenanlage ist gemütlich und gepflegt. Wir verhandeln den Preis für die Übernachtung etwas nach unten, da wir weder Strom noch eine Dusche benötigen. In Aserbaidschan sind sehr viele Preise Verhandlungssache, auch das Mittagessen am Strassenrand. Leider wurden wir am Mittag von einer netten «Oma», die am Strassenrand kochte, abgezockt. Die Frau hatte so nett gelächelt und war so freundlich, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Günstig war es für uns trotzdem noch, doch hinterlässt das einen etwas faden Beigeschmack, wenn wir wissen, dass wir zu viel bezahlt haben. Bei einem gemütlichen Spaziergang erkunden wir Lahic. Das Dorf ist bekannt für seine Kupferschmiede. Zu kaufen gibt es diverse Souvenirs, Socken, Lammfelle und Kupferwaren. An zwei Orten können wir den Schmieden direkt bei der Arbeit zuschauen. Ein Schmied stellt gerade einen Ofen aus Kupfer her. Die Nacht in diesem Bergdorf (1300m.ü.M) ist schön ruhig aber auch kalt. Unser Thermometer zeigt am Morgen einen neuen Negativrekord an: Es war nur noch +3°C draussen. Zum Glück haben wir eine Heizung und warme Schlafsäcke.


Über den Deniz-Pass nach Samaxi

Von Lahic fahren wir nach Baku. Wir nehmen den Umweg über die neu ausgebaute Passstrasse über den Deniz-Pass. Die Strasse ist seit 2017 ausgebaut, die Navis und Google Maps wissen das aber noch nicht. Die Strasse ist in einem guten Zustand aber recht steil. Zwischen Demici und Samaxi fahren wir plötzlich an diversen sehr grossen Villen vorbei. Die grossen Häuser sind von riesigen Mauern umgeben, wie in einem Villenviertel in der Schweiz. Wir fragen uns, woher hier mitten im Nirgendwo so viel Wohlstand kommt? Handelt es sich hier vielleicht um Zweitwohnungen von gutbetuchten Einwohnern Bakus? Wir wissen es nicht und können nur raten.

 

In Samaxi besichtigen wir die Jummah Moschee, die älteste und grösste Moschee Aserbaidschans. Die ursprüngliche Moschee wurde ungefähr im Jahr 700 n.Chr. gebaut. Leider wurde sie bei Kriegen und Erdbeben fast komplett zerstört. Man sieht, dass die jetzige Moschee recht neu ist. Im Jahr 2013 wurden die aufwendigen Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Uns gefällt die Moschee sehr gut und die Wandmalereinen und die Kronleuchter im Inneren sind sehr schön. Vor der Moschee können wir unseren Wassertank wieder auffüllen.

 

Nach einer weiteren Fahrstunde erreichen wir die Aussenbezirke Bakus. Der Verkehr nimmt stetig zu und die Risikobereitschaft der Fahrer auch. Bislang hätte man den Fahrstil der Aserbaidschaner eigentlich als gemässigt bezeichnen können, im Vergleich zu den Georgiern. Aber je näher wir an Baku kommen, je wilder wird der Verkehr. Da eine unserer Gasflaschen leer ist, wollen wir sie an einer der LPG-Tankstellen auffüllen. Wir fahren mehrere Tankstellen an, die eine LPG-Zapfsäule haben. Doch immer steht eine Pylone oder ein Absperrband vor der LPG-Zapfsäule. Leider können wir uns nicht mit den Tankwarten verständigen und wir wissen nicht, wieso keine der vielen Tankstellen LPG hat geschweige denn bereit wäre, unsere Flaschen zu füllen.


Baku – Eine Stadt voller Prunk

In Baku steuern wir den grossen Parkplatz beim Riesenrad an. Schon von weitem sehen wir, dass die beiden Overlander, die wir in Seki gesehen haben, auch wieder auf diesem Platz sind. Und erneut parkiert ein chinesisches Wohnmobil neben uns. Der Parkplatz ist wirklich perfekt gelegen. 10 Gehminuten zur Altstadt und direkt am kaspischen Meer, mit bestem Blick auf das Riesenrad und die Flame Towers. Es ist wirklich schön, dass sich in den Städten immer wieder so schöne, gut gelegene Parkplätze für wenig Geld finden lassen. Wir bezahlen einen Manat (CHF 0.60) pro Tag. Auf dem Parkplatz sprechen uns gleich zwei Einheimische an. Etwas ungläubig schauen sie uns an, als wir ihnen erzählen, dass wir den ganzen Weg von der Schweiz bis nach Baku mit dem Auto gefahren sind. Sie lachen aus tiefstem Herzen, als wir erklären, dass wir 10'000 Kilometer zu ihnen gefahren sind. Es entsteht ein nettes Gespräch mit einmal mehr sehr freundlichen und interessierten Aserbaidschanern. In Georgien haben wir leider keine solchen Begegnungen erlebt.

 

Für Baku haben wir von Armando, einem ehemaligen Arbeitskollegen von Yvonne, einige Tipps erhalten. Er hat mehrere Jahre im Hyatt Hotel in Baku gearbeitet. Wir schlendern durch die engen Gassen der Altstadt und besichtigen den Schirwanschah Palast. Der Eintrittspreis für Touristen ist etwa 15x höher als der für Einheimische. Und leider hat sich der Besuch nicht gelohnt. Im Palast befindet sich ein sehr modernes Museum, das allerdings fast nur Gegenstände aus dem 19 Jahrhundert ausgestellt hat. Wie in vielen Museen, die wir besucht haben, sind auch hier die wichtigsten Gegenstände und Fundstücke nicht vor Ort zu sehen, sondern im Ausland in Museen in Paris, London oder Moskau ausgestellt. Das finden wir recht schade, denn so nimmt man dem lokalen Museum auch die wichtigsten Highlights weg, um sie am anderen Ende der Welt in einem grösseren Museum auszustellen…

Ein Cocktail im Sultan Inn bei Sonnenuntergang, so lautete ein Tipp von Armando. Als wir vor dem Sultan Inn stehen, sehen wir die 5 Sterne neben der Türschild. Ein 5*-Hotel also. Da wir nicht recht wissen, ob wir uns das leisten können, geschweige denn mit unseren Klamotten überhaupt Zutritt erhalten, suchen wir eine Getränkekarte im Internet. Und zu unserem Erstaunen sind die Preise recht human. Für ein Bier auf der Dachterrasse mit bester Sicht über Baku bezahlen wir nur gerade 2 Franken. Die Aussicht ist echt top und wir können den Besuch des Sultan Inns jedem empfehlen. Wir sind die einzigen Restaurantgäste und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang und geniessen die Abendstimmung über den Dächern Bakus.

Die nächsten Tage schlendern wir durch die verschiedenen Viertel der Stadt, besichtigen einige Parks, Waschen unsere Wäsche, holen auf der iranischen Botschaft unser Visum ab und geniessen das Stadtleben und den guten Kaffee in modernen Kaffeehäusern. Wir lassen es uns gut gehen und da wir eh fast kein Gas mehr zum Kochen haben, essen wir auch mal in etwas teureren Restaurants. Seit langem regnet es wiedermal – zusammen mit der frischen Meeresbrise ist es richtig kalt. Wir holen unsere Mützen und warme Kleider hervor. Wir geniessen lange Spaziergänge an der Promenade des kaspischen Meeres. Zum Schwimmen lädt das Meer allerdings nicht ein. An der Oberfläche schimmert ein leichter Ölfilm. Wir kontaktieren einige Gasanbieter, da wir bald kein Gas mehr haben. Einige Antworten, einige nicht. Leider wissen wir noch immer nicht, wo wir unser Gas auffüllen können. Mal schauen, wie lange der Kühlschrank noch läuft. Kann es wirklich sein, dass wir ausgerechnet in einem Land mit so grossen Gasvorkommnissen kein LPG bekommen? Tatsächlich soll es bis zu unserer Ausreise aus Aserbaidschan unmöglich bleiben, unsere Gasflaschen aufzufüllen. Glücklicherweise hält aber der Kühlschrank so lange durch, da die Aussentemperaturen recht frisch sind.

 

Baku ist eine sehr moderne Stadt, welche man gut mit Dubai oder Kuala Lumpur vergleichen kann. Für uns als Budget-Reisende ist der Ort manchmal etwas surreal und doch sehr reizvoll, da wir als Camper sehr günstig in dieser Stadt leben können. Wir besuchen luxuriöse Shopping-Malls, welche menschenleer sind oder spazieren der wunderschönen und breiten Strandpromenade entlang. Am Ende der Strandpromenade finden wir die moderne Eventhalle, hier fand im 2012 der Eurovision Songcontest statt. Hier in diesem Gebiet, neben der zweitgrössten Fahne der Welt, hat es kaum Menschen… Wir fragen uns manchmal, wozu dieses Geprotzte gut sein soll, sehen wir doch, wie das Geld quasi zum Fenster rausgeschossen wird. Ein weiterer toller Ort zum Herumschlendern ist der Dagüstü Park. Von hier haben wir eine tolle Aussicht auf die Strandpromenade, die Altstadt von Baku sowie auf die berühmten Flame Towers. Die Flame Towers sind von überall her in Baku gut zu sehen, ein echter Hingucker, vor allem nachts, wenn die Türme eine LED Show abliefern. Dann leuchten die Türme in den Nationalfarben Aserbaidschans, zeigen sich in Flammen oder projizieren Regenschirme, wenn es regnet.

Baku Insidertipp

Etwas abseits von den touristischen Sehenswürdigkeiten und dem ganzen Luxus befindet sich die Sadarak Markthalle. Wer in Baku günstig einkaufen möchte, fährt hierhin. Hier in diesem endlos scheinenden Bazar findet man alles: vom Staubsauger über Pelzmantel bis hin zu den gefälschten Gucci-Taschen und Nike-Schuhen. Für Yvonne kaufen wir hier ein Kopftuch für den Iran und David kauft sich ein paar neue Stadt-Schuhe. Wer es authentisch mag, ist hier besser aufgehoben als in den modernen Einkaufszentren im Stadtzentrum.


Gobustan Nationalpark

Nach Tagen voller Prunk, ist es auch für uns an der Zeit weiterzufahren. Frühmorgens verlassen wir unseren Parkplatz und fahren in Richtung Süden. Wir kommen in die Gebiete des schwarzen Goldes – jene Gebiete, die aktiv zum Reichtum Aserbaidschans beigetragen haben. Wir sehen die Ölplattformen im kaspischen Meer von weitem und passieren hie und da auch mal an Land eine Erdölpumpe. Die Strecke zwischen Baku und Alat ist nicht unbedingt schön, aber der Aspekt, dass wir hier in dieser Gegend mit der Petrochemie in Berührung kommen, macht die Gegend irgendwie interessant für uns. Gerne hätten wir eine Raffinerie besichtigt, aber das scheint hier nicht möglich zu sein. Das ist auch nicht weiter schlimm, vielmehr sind wir in diesem Gebiet wegen des Gobustan Nationalparks. Nahe Alat besuchen wir das Besucherzentrum des Gobustan Nationalpark bzw. Qobustan Nationalpark. Hier in dieser Gegend gibt es sehenswerte Höhlenmalereien. Das informative Besucherzentrum gibt einem die notwendigen Informationen, ehe man die Wandmalereien einen Kilometer weiter besucht. Die steinzeitlichen Felszeichnungen sind in einer schönen Umgebung auf einem Berg gelegen. Die Malereien sind ca. 5’000 bis 20'000 Jahre alt. Sie zeigen Tiere, rituelle Tänze, Boote mit bewaffneten Ruderern, Krieger mit Lanzen, Kamelkarawanen usw. Nebst den Malereien ist hier auf dem Berg die Aussicht auf das kaspische Meer und die Erdölplattformen toll.

Etwas weiter südlich als die Wandmalereien befinden sich Mud Vulcanos bzw. Schlammvulkane. Schätzungen zufolge befinden sich rund 300 der weltweit 700 Schlammvulkane in Gobustan. Ein Schlamm-Vulkan ist eigentlich kein richtiger Vulkan. Die kleinen Erdhügel bestehen meist aus Flüssigkeiten und Gasen aus der Erde. Die Temperatur eines Schlammvulkans ist viel kühler als diejenige eines normalen Vulkans. Um die Schlammvulkane zu erreichen fahren wir von der Hauptstrasse einem Feldweg entlang. Die Piste wird von Meter zu Meter holpriger und schlammiger. Wir schalten den Allrad ein. Kurz vor dem Ziel geht es nochmals einen steilen Hang hoch. Auch das meistert Pluto bravourös. Oben angekommen sind wir die einzigen Touristen. Die Landschaft rund um die kleinen Schlammhügel ist komplett vermüllt. Viele Plastiksäcke und sonstiger Müll liegen herum. Kurz nach unserer Ankunft treffen ein paar weitere Autos mit Touristen ein. Während wir unsere Wanderschuhe anziehen, stülpen sich alle anderen Plastiksäcke über die Schuhe. Und wie es sich herausstellt werden dann all diese Plastiksäcke hier liegen gelassen, bevor die Touristen wieder in die Autos zu ihren Fahrern steigen. Schade!

 

Die Schlammvulkane selber sind echt lustig anzuschauen. Wir klettern die kleinen Hügel hoch und müssen gut schauen, dass wir auf dem matschigen Untergrund nicht ausrutschen. Von links oder rechts hören wir immer wieder ein «blubb» und schauen, auf welchem Hügel es gerade am meisten blubbert. Diesem Naturschauspiel zuzuschauen ist wirklich unterhaltsam. Nach rund einer Stunde versuchen wir unsere Schuhe, die mittlerweile bestimmt das dreifache wiegen, von dem Matsch zu befreien und treten den Rückweg Richtung Hauptstrasse an.


Nach Astara in Richtung iranischer Grenze

 

Wir wollen an diesem Nachmittag noch bis nach Astara fahren, damit wir kurz vor der iranischen Grenze übernachten können. Unterwegs halten wir am Highway bei einem netten Restaurant und geniessen ein super leckeres Mittagessen, bestehend aus Salaten, Kartoffeln und leckerem Grillfleisch. Da Pluto nach dem Abstecher zu dem Schlammvulkanen wieder recht eingesaut ist, suchen wir uns im Grenzort Astara eine Autowaschanlage. Bei der grossen Tankstelle können wir Pluto leider nicht waschen, da die Einfahrt zu niedrig ist. Also fahren wir einen Kilometer zurück. Yvonne hat irgendwo am Strassenrand ein kleines Schild mit der Aufschrift «Avto yuma» gesehen, was so viel wie Autowaschanlage heisst. In einem Garten eines Einfamilienhauses hat sich ein Herr eine Autowaschanlage mit einem Hochdruckreiniger eingerichtet. Die Einfahrt verfügt glücklicherweise über keine Höhenbeschränkung. Ein Kabel hängt etwas tief, aber der Besitzer hält das Kabel kurzerhand mit einem Besen in die Höhe, damit wir mit Pluto unten durchfahren können. Damit unser Pluto am nächsten Morgen an der Grenze einen guten Eindruck hinterlässt, spritzt ihn David nochmals richtig ab und der Inhaber der Waschanlage poliert unser Auto anschliessend feinsäuberlich. Auch unsere eingesauten Wanderschuhe können wir hier gleich mitwaschen.

 

Danach wollen wir unsere letzten aserbaidschanischen Manat loswerden. Wir tanken nochmals und wir füllen das erste Mal unsere Reservekanister mit Diesel, da wir gehört haben, dass es im Iran schwierig sein kann, Diesel zu bekommen. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir ein, so dass wir all unsere Manat aufgebraucht haben. Ungefähr einen Kilometer vor der Grenze steuern wir einen netten Parkplatz an der Promenade an, der sich ideal für unsere letzte Übernachtung in Aserbaidschan eignet. Zu Fuss spazieren wir in Richtung Grenze, wo wir morgen früh hin fahren werden. Auf der anderen Seite der Mauer ist also der Iran. Sind wir wirklich schon so weit gefahren, dass wir bald das alte Persien erreichen? Wir essen unsere letzten Schweinswürstchen, trinken unser letztes Bier und sind gespannt, was uns morgen früh am Grenzübergang vom aserbaidschanischen Astara ins iranische Astara erwartet. Die Stadt heisst nämlich auf beiden Seiten der Grenze gleich.

 

Und somit steht auch fest: Wir haben 11 Tage in Aserbaidschan ohne irgendwelche korrupten Polizisten oder unnötige Polizeikontrollen überstanden. Es dauert aber nicht mehr lange, bis wir unser erstes Schmiergeld auf unserer Reise bezahlen werden. Schon am nächsten Morgen am Grenzübergang in den Iran soll es soweit sein…


Kommentar schreiben

Kommentare: 0