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Segeln in Dubai, Turkmenistan und Saluki Motorsport

Viel Organisatorisches und wenig Touristisches

Wir reisen vom Oman zurück in die Emirate und dann weiter in den Iran. Dabei erleben wir den wohl schlimmsten Grenzübertritt unserer bisherigen Reise. In Dubai gibt es einiges zu organisieren, bevor wir erneut mit der Fähre in den Iran übersetzen. Und dann überschlagen sich auch noch die Nachrichten rund um das Coronavirus. Daher bleibt fürs Sightseen wenig Zeit, wir müssen Planen und viele Entscheidungen treffen.


Vereinigte Arabischen Emirate



Unsere Nerven werden am Khatam Grenzübergang strapaziert

Im letzten Blogbeitrag haben wir über unsere Pechsträhne am Donnerstag, 13. Februar geschrieben. Am Freitag, dem 14. Februar 2020 wollen wir die Grenze vom Oman zurück in die Emirate überqueren. Eigentlich müsste uns aufgrund der Vorkommnisse am Vortag klar gewesen sein, dass heute kein guter Tag wird um die Grenze zu überqueren. Doch alles der Reihe nach…

Wir fahren auf einer dreispurigen Autobahn in Richtung Grenze. Es hat kaum Verkehr auf der Strasse. Da heute Freitag ist, sind jetzt um die Mittagszeit viele der omanischen, pakistanischen und bengalischen Muslime in der Moschee beim Freitagsgebet. Wir fahren an mehreren Moscheen vorbei und sehen die überfüllten Parkplätze. Dieses Bild sehen wir wirklich nur an Freitagen. Ungefähr um 14 Uhr erreichen wir die omanische Seite des Grenzpostens. Der Grenzposten befindet sich derzeit noch im Bau. Es scheint ein grösseres Projekt zu sein, etwas überdimensioniert. Die Einwanderungsbehörde finden wir dank der Hilfe eines Lastwagenfahrers. Sie befindet sich in einem winzigen Provisorium, einem Holzhüttchen vor dem eigentlich sehr grossen Grenzgebäude. Nach wenigen Minuten sind unsere Pässe mit dem Ausreisestempel versehen. Dann beginnt der eigentliche Spiessroutenlauf. Da wir mit dem Auto unterwegs sind, benötigen wir für Pluto auch noch einen Ausreisestempel. Das Carnet de Passage muss gestempelt werden. Doch leider weiss niemand wo wir diesen einen Stempel erhalten. Es ist immer das gleiche mit diesem Dokument, kein Mensch kennt es und niemand weiss etwas damit anzufangen… Wir laufen von Gebäude A zu Gebäude B, zu Gebäude C. Dann zurück zu Gebäude B, zu Gebäude D, zu Gebäude A und schlussendlich ans ganz andere Ende des Zollgeländes. Es ist das allerletzte Gebäude, wenn man eigentlich wieder in den Oman einreisen würde – obwohl wir am Ausreisen sind. Das Gebäude ist etwa 500 Meter entfernt von dort, wo wir den Ausreisestempel erhalten haben. Also eigentlich in die völlig falsche Richtung, wenn wir in die Emirate reisen möchten. Aber es scheint niemand zu interessierten, dass wir zwei Schweizer hier zwischen Zollgebäude, mal auf der Ausreise-Seite und mal auf der Einreise-Seite, zwischen Schranken und Baustellen hin und her laufen. Und in der Tat, im letzten Gebäude erhalten wir den Stempel ins Carnet de Passage. Ich glaube die Zöllner haben per Funk schon mitbekommen, dass jetzt dann irgendwann zwei verwirrte Schweizer bei ihnen auftauchen werden, die schon das gesamte Zollgelände abgelaufen sind. Sie bieten uns Kaffee und Datteln an. Diese Stärkung können wir gut gebrauchen, um die Tortur auf der Emirate-Seite durchzustehen. Übrigens schaut auf der omanischen Seite kein Mensch in unser Fahrzeug.

 

Wir verlassen also das omanische Zollgelände und fahren weiter Richtung Emirate. Es sind noch einige andere Autos unterwegs, daher müssen wir uns in die Schlange stellen. Meistens werden nur die Einheimischen am Wärter-Häuschen durchgewunken und wir müssen das Auto parkieren und zu Fuss ins Immigration Office. Das ist auch dieses Mal so. Wir parkieren also auf einem Parkplatz und gehen zu Fuss zum Passbüro. Die Einreisestempel erhalten wir kurzum, kein Problem. Im Büro nebenan müssen wir eine Motorfahrzeughaftpflichtversicherung abschliessen. Zum Glück haben wir noch Dirham von unserem letzten Aufenthalt dabei, denn wir können die Versicherung nur bar bezahlen. Auch hier alles kein Problem.

 

Dann fahren wir weiter zur Zollabfertigung. Vor einem grossen Röntgengerät, das ausser Betrieb ist, hat sich eine Schlange gebildet. Wir fragen den Zöllner ob wir links davon vorbeifahren und uns in die zweite viel kürzere Schlange stellen können. Der Zöllner wirkt nicht sonderlich interessiert und winkt uns in die kurze Schlange. Soweit so gut.

 

Ein freundlicher Grenzbeamter geht mit David ins Innere der Wohnkabine. Das Auto wird nicht durchsucht, er öffnet nicht einmal einen Schrank. Er fragt David lediglich, ob wir Alkohol haben (haben wir natürlich nicht bzw. seeehr gut versteckt) und ob wir Medikamente haben. David ist ehrlich und händigt ihm selbstverständlich unsere Reiseapotheke aus. Diese wird einem Zöllner im kleinen Wärterhäuschen nebenan übergeben. Er bittet uns zu warten, wir sollen unser Fahrzeug nach der Schranke parkieren. In der Zwischenzeit gehen wir ins grosse Zollgebäude, um den Stempel im Carnet de Passage zu erhalten. Der Beamte wirkt zwar etwas schläfrig, aber es ging ziemlich zügig. Als wir also wieder draussen auf die Medikamente warten beim kleinen Wärterhäuschen, werden wir plötzlich wieder vom Offizier abgeholt, der vorhin unser CDP abgestempelt hat. Mittlerweile googeln er uns sein Kollege jedes einzelne unserer über 30 Reisemedikamente. Obschon diese Grenzbeamten überdurchschnittlich viel verdienen, sprechen sie kaum Englisch. Wir erklären ihnen mit Gebärdensprache für was die einzelnen Medikamente sind. Sie googeln es trotzdem noch und hören uns eigentlich gar nicht zu. Wir erhalten alle Medikamente zurück bis auf drei Stück: Perenterol (probiotische Kapseln), ein Medikament gegen Höhenkrankheit und Tramadol (starke Schmerztabletten). Diese Medikamente bedürfen weiterer Abklärungen, bevor wir einreisen dürfen. Und diese «Abklärungen» ziehen sich sehr in die Länge. Zuerst telefoniert der Beamte herum, dann zählt er unzählige Male nach, wie viele Tabletten sich in den einzelnen Packungen befinden. Dann schickt er per Whatsapp Fotos der Medikamente an irgendwen. Nach etwa drei Stunden erhalten wir das Perentherol und die Höhenkrankheit-Tabletten zurück. Beim Tramadol sagt er «Wait». Wir gehen davon aus, dass er da noch mehr abklären muss und wir das Medikament dann zurückerhalten. Doch dann nimmt irgendwie alles seinen Lauf… Der Officer schreibt einen Rapport. David muss ihn unterschreiben, obwohl er keines der arabischen Zeichen lesen oder versehen kann. Der Officer erklärt uns, dass wir nun ans Drogendezernat weitergeleitet werden. Wir sind nun seit mehr als drei Stunden in diesem Zollgebäude. Noch keiner hat uns gefragt, ob wir eigentlich ein Rezept für dieses Tramadol hätten. Dass das seit drei Stunden das Problem des Officers ist bzw. somit unser Problem, erfahren wir erst, als es einen Schichtwechsel gibt. Zusammen mit dem neuen Officer – der glücklicherweise Englisch spricht – taucht auch der Typ vom Drogendezernat auf. Yvonne telefoniert mit dem Tropenarzt in der Schweiz. Nach nur 10 Minuten haben sie das Rezept für das Tramadol per Mail geschickt. Wir hätten also diese Geschichte an der Grenze extrem abkürzen können, hätten wir früher gewusst, dass dieses Medikament in den Emiraten rezeptpflichtig ist.

 

Doch jetzt ist ja dieser arrogante und einsichtslose Typ vom Drogendezernat da. David muss einen zweiten Bericht unterschreiben, der besagt, dass sie das Medikament konfiszieren dürfen. Yvonne hat zu diesem Zeitpunkt das Rezept schon in ihrem Posteingang, aber leider kein WLAN. Darum fragen wir, ob wir das Medikament auch in 10 Minuten zurückerhalten, wenn wir ihnen gleich das Rezept vorlegen. Der Herr vom Drogendezernat bejaht. Das wird sich schon bald als Lüge herausstellen, eine Lüge, die alle Beamten um uns herum auch gehört haben. Sobald David den zweiten Zettel unterschrieben hat, packt der Herr vom Drogendezernat das Medikament in einen Beutel. Es vergeht kaum eine Minute, als er uns plötzlich sagt, dass er gar nicht berechtigt ist, das Medikament zurück zu geben. Und das Drogendezernat hätte erst am Sonntag wieder offen, also können wir das Medikament erst in zwei Tagen wieder abholen.

 

Das Rezept ist in unserem Posteingang, aber nun will uns niemand WLAN geben. Wollen die uns verarschen? Yvonne wird richtig sauer, aber als Frau ist es in arabischen Ländern nicht üblich die Meinung zu äussern. David muss Yvonne etwas bremsen. Das war vielleicht auch der Fehler, wieso der Typ vom Drogendezernat mit dem konfiszierten Medikament abgehauen ist. Der Offizier merkt, dass wir sichtlich ratlos, sauer und etwas aufgelöst sind. Irgendwann organisiert er ein Handy für uns, damit wir per Hotspot ins Internet können. Wir mailen ihm das Rezept zu, welches er sogleich ausdruckt. Als Scherz fragt Yvonne nach, ob es ein Problem sei, dass das Rezept auf Yvonnes Namen ausgestellt ist und David den Rapport unterschrieben hat. Leider kein Scherz – wir müssen nochmals beim Tropenarzt anrufen und ein neues Medikament auf Davids Namen ausstellen lassen. Zum Glück ist die Praxis in der Schweiz so flexibel und hilfsbereit. Nach wenigen Minuten haben wir das richtige Rezept im Posteingang und der Offizier druckt es erneut für uns aus. Wir wollen so schnell wie möglich weg von hier und schauen, ob wir vielleicht doch noch einen Mitarbeiter im Gebäude des Drogendezernats antreffen. Wir reisen also offiziell in die Emirate ein, um gleich nach der Schranke wieder links abzubiegen und zurück zum Drogendezernat zu fahren. Das Gebäude ist offen und es brennt Licht. Aber leider ist niemand da. Wir versuchen es beim nächsten Gebäude nebenan. Fehlanzeige. Dann sehen wir einen weissen SUV, der Richtung Drogendezernat fährt. Wir folgen ihm. Und siehe da: Der Lügner, der uns das Medikament weggenommen hat, steigt aus. Er winkt uns herein. Yvonne bleibt im Auto sitzen, sie ist mehr als nur genervt von diesem Ar…h und würde ihm am liebsten an die Gurgel springen. David geht also alleine ins Gebäude. Kurz darauf kommt er wieder raus zum Auto. Der Typ meinte, dass um diese Uhrzeit – es ist schon nach 18 Uhr und dunkel – Frauen nicht alleine im Auto warten sollten. Also gehen wir zu zweit rein in sein Büro. Yvonne muss sich echt beherrschen, sie spricht kein Wort und schaut nur aus dem Fenster. Der Typ fragt uns dann in aller Ernst, ob wir einen Kaffee wollen. Und ob die Klimaanlage gut eingestellt sei. Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera? Man bekommt von ihm wirklich das Gefühl, dass er Freude daran hat uns zu schikanieren.

 

Wir zeigen ihm das Rezept. Er holt einen Schlüssel und nimmt den Beutel mit unseren Tabletten aus seiner Schublade. Er schaut das Rezept an und stellt fest, dass das Datum von heute ist. Ja klar ist das Datum von heute, wir haben ja gerade mit unserem Arzt telefoniert und diesen scheiss Zettel nur auf deinen Wunsch hin angefordert!! Wir erklären ihm, dass es in der Schweiz erst Nachmittag ist und die Ärzte bis 17 Uhr arbeiten. Er telefoniert mit irgendeinem Vorgesetzten. Dann scheint alles doch in Ordnung, trotz Rezept mit heutigem Datum, erhalten wir unsere Tabletten zurück. Ihr erinnert euch, dass uns dieser Typ vor einer Stunde gesagt hat, dass wir die Tabletten sofort wieder zurückbekommen, dann doch nicht, dann erst am Sonntag und er sei nicht dazu berechtigt!? Nach all den Lügen ist es für uns doch noch gut ausgegangen. Nach 19 Uhr verlassen wir die Grenze definitiv.


Eine Nacht am Kalba Beach

Es ist dunkel. Und eigentlich wollen wir ja nie im Dunkeln fahren. Zum Glück waren wir an Weihnachten schon in Kalba und wir kennen einen schönen Strand zum Übernachten. Fix und Fertig treffen wir am Strand ein. An Weihnachten war es hier sehr idyllisch, wir waren fast eine Woche hier. Jetzt ist hier ein Lunapark aufgebaut, unzählige Araber sind am Campen und am Picknicken und die Strasse hinter dem Strand gleicht einer Grossbaustelle. Unsere Nerven und unsere Geduld wurden die letzten Tage wirklich strapaziert – wir gönnen uns ein Karamelchöpfli und ein Whisky Cola zum Abendessen. Nervennahrung muss manchmal sein. 😊

 

Eigentlich waren wir am Nachmittag mit unserem Freund Mohammed Rias verabredet gewesen. Eigentlich wären wir ja um 15 Uhr schon hier gewesen. Wäre da nicht dieser blöde Grenzübergang dazwischen gewesen. Und unsere Emirati-Simkarte funktioniert leider auch nicht mehr, damit wir ihn über unsere Verspätung informieren könnten.

 

Yvonne wird am Morgen vom Baustellenlärm wach. Kurz nach 8 Uhr schaut sie aus dem Fenster. Und wer steht da? Mohammed Rias mit seinem Motorrad. Sie weckt David und schon kurze Zeit später sitzen wir gemeinsam mit Mohammed an unserem Frühstückstisch. Er hat Rührei für uns gekocht, sechs gekochte Eier und Paratha mitgebracht. Der Typ ist einfach so nett. Er ist seit über 30 Jahren in den Emiraten und verdient gerade mal 3'000 Dirham (CHF 760). Davon schickt er monatlich 2'000 Dirham nach Pakistan zu seiner Familie. Ihm bleiben also gerade Mal 260 Franken zum Leben. Und dann bringt er uns schon zum zweiten Mal (an Weihnachten) das Frühstück vorbei…


Besuch beim Turkmenischen Konsulat in Dubai

Logo von Turkmenistan. Neutralität für Turkmenistan.
Dieses Logo prangt im Konsulat in Dubai

Nach dem ausgiebigen Frühstück fahren wir weiter nach Dubai. Vorher füllen wir nochmals unsere Wasservorräte auf. Die Pechsträhne scheint noch nicht zu Ende zu sein. Unser eigentlich unzerstörbarer Militär-Wasserstack geht kaputt. Neue Stadt, neues Glück. In Dubai müssen wir noch einige Sachen erledigen und organisieren für unsere Weiterreise. Etwas vom wichtigsten ist das Turkmenistan-Visum. Die Turkmenen wollen eigentlich keine Touristen im Land, sie mögen Touristen nicht. Für uns Overlander gibt es jedoch die Möglichkeit, ein 5-tägiges Transitvisum zu beantragen. Die Chance, dass das Visum erteilt wird, liegt nach unseren Informationen etwa bei 50% / 50%.

 

Wir haben schon ein paar Mal mit dem Generalkonsulat in Dubai telefoniert. Die Mitarbeiter waren stets sehr freundlich und sprachen gutes Englisch. Wir haben alle Unterlagen vorbereitet, um das Transitvisum zu beantragen, sogar ein persönliches Schreiben an den Konsular haben wir aufgesetzt. Herr Orayev lässt uns eintreten. Der Assistent des Generalkonsuls steht gut gekleidet im Anzug da. Der Turkmene mit asiatisch-sowjetischem Gesichtszug wirkt uns gegenüber erst etwas überheblich und forsch, schenkt uns aber trotzdem hie und da ein trockenes Lächeln. Er weiss natürlich, dass er am längeren Hebel sitzt und wir etwas von ihm wollen. Im Hintergrund steht ein Rollup mit dem Schriftzug "Turkmenistan - Home of Neutrality". Naja, warum nicht, sich international abzuschoten, ist auch eine Art Neutralität... Da ab dem 20. März für zwei Wochen Neujahrsfeierlichkeiten im Iran stattfinden und viele Sehenswürdigkeiten geschlossen sind, wollen wir so um den 15. März herum durch Turkmenistan reisen. Herr Orayev teilt uns aber mit, dass er derzeit die Anweisung vom Aussenministerium hat, keine Visa auszustellen. Wir sollen morgen (Montag) nochmals anrufen und ihn erinnern, dann würde er in Turkmenistan anrufen und nachfragen. Also nutzen wir die Gelegenheit, noch ein paar andere Dinge zu organisieren, wir statten dem Decathlon einen Besuch ab, kaufen Wasserdesinfektionsmittel und wir bringen unsere Wäsche in eine Wäscherei.

Am nächsten Morgen schauen wir erneut auf dem Konsulat vorbei. Eine andere Dame ist vor uns an der Reihe und wir müssen etwas warten. Selbstherrlich und vor der anderen Frau fragt er uns, warum wir wieder hier seien… Er habe uns doch gesagt, wir sollen anrufen. Er meint, wir verschwenden nur unsere Zeit. Dann ruft Herr Orayev trotzdem in Turkmenistan beim Aussendepartement an. Wir sagen, dass wir vom Datum her flexibel sind, wir könnten Mitte März oder erst im April einreisen. Doch leider hilft beides nichts. Die Botschaft darf derzeit keine weiteren Transitvisa ausstellen. Anscheinend wurden in den letzten Wochen zu viele Transitvisa ausgestellt. Wir sollen später im Iran versuchen ein Visum zu beantragen. Doch leider passt das nicht so ganz in unsere Pläne. Erstens, weil wir nicht nach Teheran wollen. Der Verkehr dort sei mörderisch. Und das zweite Konsulat befindet sich im Mashad, nahe der turkmenischen Grenze. Doch auch Mashad ist keine Option für uns, denn bis wir so weit nördlich im Iran sind, wird das Konsulat schon geschlossen sein wegen den Neujahrsfestlichkeiten. Und diese werden etwa zwei Wochen andauern. Da das Ausstellen des Visums nochmals 10 Tage in Anspruch nehmen wird, würde das unsere Pläne ganz schön durcheinanderbringen. Wir sind etwas niedergeschlagen und müssen uns einen Plan B überlegen. Etwas enttäuscht und niedergeschlagen, verlassen wir das Konsulat wieder.

 

Plan B: Wir würden das Auto in Bandar Abbas am Flughafen parkiert lassen, nach Teheran fliegen um das Visum zu beantragen und dann das eigentliche Visum in Mashad abholen. Das wäre eine Möglichkeit. Doch eigentlich wollen wir nicht nach Teheran und wir lassen unseren Pluto auch nur ungern alleine. Daher muss ein Plan C her.

 

Nach einiger Recherche im Internet – eigentlich schon sehr schnell – nach etwa 20 Minuten steht auch unser Plan C. 😊 Wir finden in einem Forum die Kontaktdaten von Vali. Er besitzt ein Guesthouse in Mashad und andere Reisende berichten, dass er für sie das Turkmenistan-Visum in Mashad beantragt hat. Er benötige nur Kopien von unseren Dokumenten. Das hört sich doch recht gut an. Wir schreiben Vali eine Whatsapp-Nachricht und nach etwa 10 Minuten ruft er uns an. Er ist recht gesprächig und erklärt uns, dass wir ihm ein Passfoto, ein Foto des Fahrzeuges und ein Foto des Passes per Whatsapp schicken sollen. Er würde dann für 20 € pro Person das Visum für uns einholen. Etwa eine halbe Stunde nachdem wir ihm die Dokumente geschickt haben, schickt er uns ein Foto zurück. Er war schon im Copyshop und hat unsere Dokumente ausgedruckt und die Passfotos zugeschnitten. Am nächsten Morgen schreibt er uns, dass er die Dokumente bei der Botschaft eingereicht hat. In zwei Wochen wissen wir mehr. Er sagt uns, dass wir das Visum zu 99% erhalten werden. Klar, er kann die Entscheidung des Botschafters nicht beeinflussen. Aber er ist zuversichtlich. Und die Unterlagen sind schon mal bei der Botschaft eingereicht. Wir sind also schon mal einen Schritt weiter als auf dem Konsulat in Dubai.


Mit Pluto bei einer Motorsport Garage

Im Dezember wollten wir ja in Fudschaira das hintere Radlager ersetzen. Leider war das Ersatzteil nicht so schnell lieferbar. Daher haben wir in Dubai bei einer Garage einen Termin für einen Service und für ein paar weitere Arbeiten vereinbart. Das neue Radlager wurde mittlerweile nach Dubai geliefert und kann hier montiert werden. Das ist wohl die kompetenteste Garage, die Pluto auf unserer Reise gesehen hat.

 

Bei Saluki Motorsport hatten wir von Anfang an ein gutes Gefühl. Bereits im Vorfeld haben sie uns eine Offerte mit den Preisen für Ersatzteile und Arbeitszeit geschickt. Da die letzte Garage in Fudschaira es versäumt hat, die Ersatzteile zu bestellen, baten wir Saluki darum alle Ersatzteile gemäss Angebot zu bestellen. Wir wollten sichergehen, dass dieses Mal alles klappt und wir keine unnötigen Wartezeiten in Dubai verbringen müssen. Im Nachhinein stellte sich dies aber als Fehler heraus. Mehr dazu später. Saluki ist genau die Garage, welche man sich als Overlander wünscht. Das Personal spricht perfekt Englisch, die Garage ist blitzblank sauber und gut ausgestattet, die Arbeiten sind preiswert und werden professionell ausgeführt. Wir konnten während der ganzen Zeit als Adolfo, der philippinische Mechaniker, an Pluto arbeitete zuschauen und Fragen stellen. Am ersten Morgen als wir bei Saluki ankamen, wurden wir vom Werkstatt-Chef Gary in Empfang genommen. Saluki repariert nicht nur normale Autos, sie bauen auch Rennfahrzeuge und machen nach jedem Rennen den Service an den Autos. Während unseres Besuches arbeitet ein Mechaniker an einem Drift-Rennfahrzeug. Eigentlich ist diese Garage viel zu gut für unseren normalen Nissan. 😅 Nach einer kurzen Führung durch den Betrieb, wo wir auch Mark, den Besitzer der Garage kennenlernen, besprechen wir die Arbeiten an Pluto. Jemand hatte uns im Vorfeld empfohlen die Steuerkette an Pluto auszutauschen, um einem Motorschaden vorzubeugen. Eigentlich eine sehr aufwändige Arbeit, welche bei uns in der Schweiz fast unbezahlbar ist, deshalb wollten wir dies hier in Dubai machen lassen. Gary hat uns jedoch stark davon abgeraten, den Motor zu zerlegen, nur um präventiv die Steuerkette zu ersetzen. Er sagt uns, so lange es keine Probleme geben, soll man am Motor auf keinen Fall Arbeiten ausführen. Man würde so nur Probleme kreieren, anstatt vorbeugen. Eine Steuerkette muss im Normalfall nie ausgetauscht werden und überdauert in der Regel die Lebensdauer von einem Fahrzeug. Die Ersatzteile hatten wir nun also vergebens bestellt. Zu unserer grossen Überraschung konnten wir diese aber nicht retournieren. Das führte zu unangenehmen Diskussionen als es am Schluss ums Bezahlen ging. Die Ersatzteile, die nicht gebraucht wurden, mussten wir entgegen unserem Willen mitnehmen und bezahlen. Saluki war aber so nett und kam uns bei der Endabrechnung noch etwas entgegen. Insgesamt waren wir eineinhalb Tage bei Saluki in der Garage. Vor Ort durften wir im Büro einen Arbeitsplatz und das WLAN benutzen und in der Nacht durften wir sogar vor der Garage übernachten. Weil wir ein gutes Gefühl bei Saluki hatten, machten wir einen sehr grossen Service an Pluto. Wir liessen Kühlerflüssigkeit und Differenzialöl austauschen, Radlager wechseln, Bremsscheiben abdrehen, Kugelgelenke austauschen usw. Am Schluss wird unser Pluto auch noch schön geputzt, bevor wir die Kabine wieder aufladen und unsere Reise fortsetzen. Die Mitarbeiter in dieser Garage wirkten wirklich äusserst kompetent. Sie haben diverse Fehler gefunden, die die beiden Werkstätten in Fudschaira im Dezember hinterlassen haben. Ein grosses Danke an Saluki!

 

Während an unserem lieben Fahrzeug herumhantiert wird, haben wir genügend Zeit um am Laptop ein paar Sachen zu erledigen. Lustigerweise erreicht uns auch eine E-Mail des Zollbeamten, der uns schlussendlich das Rezept ausgedruckt hat. Er entschuldigt sich für das Verhalten seines Kollegen des Drogendezernats.


Dubai Stadtrundfahrt auf dem Segelschiff

Mark, der Inhaber der Garage, lädt uns für den Folgetag auf sein Segelschiff ein. Bei so einer Einladung müssen wir nicht zwei Mal überlegen, ob wir sie annehmen sollen. Wir besorgen am Abend noch einige Snacks und Mark will die Getränke mitbringen. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir von unserem Stellplatz am Al Sufouh Beach zum Dubai Offshore Sailing Club. Beim Eingang weisen wir Marks Visitenkarte mit der Einladung vor und wir bezahlen 25 Franken Eintritt pro Person. Auf dem Areal des Segelclubs befindet sich ein Restaurant, ein Privatstrand, grosse Sanitäranlagen und natürlich jede Menge Lagerplätze für die Boote. Mark, seine Frau Gail, Mandy die Schwägerin und John mit seiner Frau Angela treffen wir direkt am Pier. Wir waren beide noch nie auf einem Segelboot. Daher nehmen wir beim Auslaufen auf dem Hafen irgendwo Platz und schauen gespannt zu, wie die Crew die Segel setzt und die vielen Seile spannt. Wir schippern gemütlich der Küste entlang in Richtung Dubai Creek. Das Wetter ist perfekt, sonnig und fast keine Wellen. Es ist schon etwas Spezielles, Dubai vom Wasser aus zu sehen. Am Meer entlang sehen wir viele schöne Häuser und Villen. Ausser uns sind fast keine anderen Boote unterwegs. Sobald wir in den Dubai Creek einlaufen, wechselt sich das Bild. Da der Kanal recht eng ist, haben unsere Freunde vorher die Segel eingezogen und den Motor gestartet. Wir sind umgeben von eher älteren Gebäuden und hier herrscht reges Treiben. Das Wasser ist braun und nicht mehr türkisblau. Unzählige Holzboote bringen die Leute vom linken zum rechten Ufer. Es sind viele Inder und Pakistanis hier unterwegs. Hier sind die Holz-Dhaus ein wichtiges Transportmittel. Wir schippern so lange den Creek hoch, bis wir vor einer Brücke wenden müssen. Der Masten des Segelbootes ist zu hoch, wir passen nicht unter der Brücke durch. Danach führt uns die Fahrt zurück aufs offene Meer, wo die Segel wieder gesetzt werden. Mittlerweile dürfen sogar wir Neulinge ein, zwei Handgriffe übernehmen. 😊 Wir fahren Richtung "The World". Vor Dubai wurde eine künstliche Inselwelt geschaffen. Bis heute sind diese Inseln aber kaum bewohnt. Erst die Kontur des Globus sind zu erkennen. Ein weiteres Mega-Projekt dieser hypermodernen Metropole.

 

Es ist ein sehr geselliger Nachmittag. Wir trinken Bier und geniessen leckere Snacks. Die Stimmung ist toll und wir fühlen uns sehr wohl in dieser Truppe. David muss sich so einige Sprüche wegen seinem irischen Dialekt anhören. Es ist aber eine sehr gesellige und trinkfreudige Runde. Sobald die Biervorräte aufgebraucht sind, geht es der Flasche Rum an den Kragen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Hafen. Da wir uns so gut verstehen, bleiben wir noch einige Zeit auf dem Boot sitzen. Erst nach 22 Uhr verabschieden wir uns von Mark und seinen Freunden. Zum Glück sind wir mit dem Bus hierhin gekommen und nicht selber gefahren. Da die Sanitäranlagen im Segelhafen noch offen sind, gönnen wir uns spät abends noch eine Dusche, bevor wir die Rückreise zu unserem Stellplatz antreten.


Die Fähre zurück in den Iran wartet auf uns

Es ist Samstagmorgen. Der Alkohol vom Vorabend steckt uns noch in den Knochen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir bereits morgen oder erst am Donnerstag zurück in den Iran wollen. Gestern waren noch Parlamentswahlen im Iran. Die Stimmen sind noch nicht ausgezählt, daher liegen noch keine Resultate vor. Generell dürften die Hardliner gewonnen haben und es wird eine sehr niedrige Wahlbeteiligung erwartet. Wir hoffen, dass es im Iran keine Ausschreitungen geben wird. Dies ist mit auch ein Grund warum wir etwas zögerlich sind, wenn es darum geht, wann wir auf die Fähre wollen. Der Iran hat uns sehr gut gefallen und es gibt noch so vieles, das wir in diesem Land sehen möchten. Dafür benötigen wir aber genügend Zeit. Am 21. März ist Nowruz-Fest, das iranische Neujahrsfest. Da dann alle Iraner Ferien haben, ist sehr viel los. Wir wollen vor diesen Feiertagen wieder aus dem Iran ausreisen. Daher entscheiden wir uns, dass wir bereits morgen Sonntag, 23. Februar 2020 auf die Fähre in den Iran gehen.

 

Wir fahren also nach Sharjah, dem Emirat nördlich von Dubai. Das gleiche Emirat, dass uns mit unserer Reiseapotheke genervt hat. Dort befindet sich das Fährbüro. Da es nicht immer so einfach ist im Iran an Diesel zu kommen, füllen wir unsere beiden Reservekanister wieder auf. Auch die Dieselqualität lässt im Iran und in den Ländern Zentralasiens zu wünschen übrig. Daher haben wir in Muskat und in Dubai schon in zahlreichen Läden nach Dieseladditiven gesucht. Wir waren bestimmt in 15 Autozubehör-Geschäften und nirgends gab es diese Additive für Diesel, nur immer für Benzin. An der letzten Tankstelle versuchen wir nochmals unser Glück. Und siehe da: der Ladenbesitzer hat wirklich zwei Flaschen mit Dieseladditiven in den Regalen stehen. Es ist ein Deutsches Produkt und die Beschreibung auf der Flasche ist auch in Deutsch geschrieben. Unfassbar. Wir haben ein solches Produkt wochenlang gesucht und dann finden wir es in der allerletzten Tankstelle vor dem Hafen. Super!

 

Im Büro der Ali Hili Marine Service kaufen wir das Fährticket für den nächsten Tag. Der indische Mitarbeiter sagt uns, dass wir jetzt sofort noch an den Hafen fahren sollen, um den Gate Pass zu kaufen. Dann müssen wir morgen Sonntag erst um 14 Uhr an den Hafen und nicht schon am Morgen früh. Also fahren wir kurz an den Hafen. Nach ein paar Minuten haben wir den Gate Pass, mit dem wir am nächsten Tag das Hafengelände betreten dürfen.

 

Den letzten Abend in den Emiraten verbringen wir wieder am gleichen Stellplatz wie bei unserer Ankunft Mitte Dezember. Auf dem Parkplatz des Sharjah Beach fühlen wir uns wohl und der Parkwächter ist sehr nett. Wir verbringen einen gemütlichen Morgen an diesem schönen Strand und geniessen das schöne Wetter. Im angrenzenden Café schreiben wir unsere Postkarten, die wir schon seit fast drei Monaten mit uns herumschleppen. Um 14 Uhr müssen wir am Hafen sein.


Stress kurz vor Abfahrt der Fähre

Um 13 Uhr erhalten wir eine Nachricht von der Werkstatt Saluki Motorsport. Wir haben vorgängig einige Ersatzteile bestellt, die wir dann doch nicht brauchten. Die Nissan Garage in Fudschaira hätte alle Teile retournieren können. Doch hier in Dubai scheint das anders. Saluki kann die Teile nicht zurückgeben. Insgesamt kosten die bestellten Teile etwa 350 Franken, die wir nicht brauchten. Da in Fudschaira die Bestellung 2-3 Tage dauerte, dachten wir, dass wir besser vorgängig die Teile bestellen um Zeit zu sparen. Mit dem Gedanken, diese retournieren zu können, falls wir sie nicht benötigen. Saluki hat mit ihrem Lieferanten telefoniert und es hiess, dass wir die Teile nicht zurückgeben können. Für unser Reisebudget ist das natürlich nicht gut. Also haben wir selber mit Nissan in Dubai Kontakt aufgenommen. Und per Whatsapp wurde uns mitgeteilt, dass die Teile retourniert werden können, aber Saluki müsse das in die Wege leiten. Es ist kurz nach 13 Uhr. Um 17 Uhr müssen die Teile in Dubai sein. Und wir müssen in einer Stunde am Hafen sein. Ein Ding der Unmöglichkeit! Wir suchen kurzerhand im Internet einen Kurierdienst und werden sehr schnell fündig. Für 20 Franken holt ein Kurier die Teile um 14 Uhr in Sharjah ab und bringt sie sofort nach Dubai. Leider haben wir unsere letzten Dirhams bereits ausgegeben, da wir genau wissen, wie viel Geld wir am Hafen noch benötigen werden. Also heisst es Hopp und Hüü, ab zum nächsten Bankomaten. Ist ja klar, dass genau jetzt, unter Zeitdruck, dieser Bankomat nicht funktioniert. Haben wir doch gestern genau an diesem Automaten Geld abgehoben. Also weiter zum nächsten Geldautomaten. Hier funktioniert es. Wir fahren zurück zum Parkplatz am Strand. Wir übergeben die Ersatzteile und das Geld dem netten Parkwächter. Er kontaktiert den Kurier per Telefon und die Herren vereinbaren die Übergabe. Wir fahren los an den Hafen und sind kurz nach 14 Uhr dort. Auf die letzte Minute ist alles aufgegangen... Das Glück scheint wieder auf unserer Seite. 😉

 

Wir passieren die Schranke bei der Hafeneinfahrt. Der Security weisst David an, das Fahrzeug zum Pier zu fahren. Yvonne müsse so lange hier am Eingang warten, Passagiere seien auf dem Hafengelände nicht erlaubt. Also setzt sie sich irgendwo in den Schatten und wartet. Nach etwa 20 Minuten kommt David mit dem Auto zurück. Der Herr beim Fährbüro meint, Yvonne könne auch dort hinkommen, sie sei ja schliesslich ein Passagier. Also warten wir die nächsten drei Stunden zusammen vor unserem Fährschiff, der Hormuz 14. Wieso sollten wir eigentlich schon um 14 Uhr hier sein, wenn bis nach 17:30 Uhr nichts passiert? Um 17:30 Uhr dürfen wir das Auto aufs Schiff fahren. Der Kapitän gibt uns zu verstehen, dass wir dieses Mal nicht unter Deck im Auto schlafen dürfen. Schade, denn das war bei der Hinfahrt recht gemütlich. Dann werden wir zurück zum Passagierterminal gefahren. Ein Mitarbeiter der Ali Hili Marine Services bringt uns das abgestempelte Carnet des Passage und die Bill of Lading in den Warteraum. Wir müssen nicht selber von Schalter zu Schalter rennen, wie wir das bei der Einreise mehrere Stunden lang gemacht haben. Die Ausreise gestaltet sich sehr gemütlich.

 

Die meisten Passagiere sind bereits in der Wartehalle. Viele Leute tragen einen Mundschutz. Wir warten, bis wir den Ausreisestempel erhalten und surfen im Internet. Der Coronavirus ist ja schon in einigen Teilen der Welt angekommen, doch genau jetzt scheint das Virus im Iran angekommen zu sein. Gegen 19 Uhr werden wir in einem Reisebus aufs Schiff gefahren. Wir haben Glück und können vier Sitzplätze nebeneinander beanspruchen, damit wir uns in der Nacht hinlegen können. Das Schiff legt erst gegen 22:30 Uhr ab. Um die Wartezeit zu vertreiben, wird ein Film gezeigt. Da wir eh nichts verstehen – der Film ist in Farsi – surfen wir weiter im Internet. Die Lage im Iran scheint wirklich ernst zu sein. Nicht wie befürchtet wegen den Parlamentswahlen, sondern wegen dem Coronavirus. In den letzten paar Stunden wurden diverse Infizierte gemeldet. Und genau jetzt sitzen wir auf dem Schiff, das den Iran ansteuert. Der Irak, Pakistan und Afghanistan haben die Grenzen zum Iran bereits geschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Wir wollen ja eigentlich nach Turkmenistan weiterreisen. Doch unsere Visa-Anträge sind immer noch hängig in Maschad. In den News lesen wir, dass auch Turkmenistan, Armenien und die Türkei die Grenzen zum Iran zu gemacht haben. Bleibt also nur noch Aserbaidschan offen. Wir überlegen uns kurzzeitig wirklich, ob wir wieder aussteigen wollen, da das Schiff ja noch nicht abgelegt hat. Die News, die uns in den letzten Stunden erreicht haben, sind wirklich nicht so toll. Wir bleiben aber bei unserer Entscheidung, jetzt ist es wohl eh zu spät. Fast alle Passagiere auf dem Schiff tragen einen Mundschutz. Wir sind die einzigen Touristen auf dem Schiff. Ansonsten sind nur Iraner an Bord. Unsere Sitznachbarn stinken bestialisch nach Alkohol. Sie müssen den Ausflug in die liberaleren Emirate wohl genutzt haben, um sich die Lampe zu füllen. Um 22:30 Uhr legt das Schiff ab und wir verbringen eine unruhige nach an Bord der Hormuz 14.

 

Die Fährfahrt verläuft sehr ruhig, es hat kaum Wellen. Dennoch können wir kaum Schlafen in der Nacht. Als es wieder hell ist, sehen wir die Insel Qeshm. Dort waren wir anfangs Dezember. Etwa zwei Stunden später, gegen 11 Uhr, legen wir am Hafen von Bandar Abbas an. Bevor wir das Schiff verlassen dürfen, wird bei allen Passagieren die Körpertemperatur gemessen. Das Coronavirus scheint hier wirklich ein ernstes Thema zu sein. Da der Wasserstand passt, können wir das Fahrzeug sofort vom Schiff fahren. Wir haben bereits vorgängig Mortezar kontaktiert. Er arbeitet als Agent am Hafen und hat uns bereits bei der Ausreise im Dezember mit dem Papierkram geholfen. Da wir kaum geschlafen haben, sind wir sehr froh, dass Morteza den Behördenkram übernimmt. Er trägt wie alle anderen Mitarbeiter am Hafen einen Mundschutz und die meisten Leute tragen Handschuhe. Wir übergeben ihm unsere Dokumente und können nochmals rund drei Stunden im Hafengebäude chillen, bis er die ersten Schalter abgeklappert hat. Dann kommt er zurück und wir müssen noch einige Behördengänge mit ihm zusammen machen. Was die Beamten an den verschiedenen Stationen genau machen, verstehen wir nicht. Nachdem unsere Chassis-Nummer gegen 15:30 Uhr zum sechsten Mal überprüft wurde, dürfen wir das Hafengebäude endlich verlassen. Wir sind offiziell wieder in den Iran eingereist.

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