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Land der Gegensätze

Atemberaubende Landschaft ohne Gefühle

Georgien sei der Balkon Europas – so sagen es die Georgier von sich selbst. Komisch, haben wir doch am Bosporus bereits die unsichtbare Grenze nach Asien überquert…? Wir sehen hier jedenfalls viele EU Fahnen, politisch orientieret sich Georgien eher zu Europa, obschon Russland und mit der neuen Seidenstrasse auch China wichtige Handelspartner bzw. Beeinflusser sind. Georgien ist aber aus unserer Sicht relativ weit entfernt von Europa. Klammert man die Städte Batumi und Tiflis aus, so scheint das Land zurückgeblieben. Der Alkoholkonsum ist stark präsent und ein grosses Problem. Autofahren scheint hier niemand gelernt zu haben. Sind die Georgier deshalb so gläubisch und beten viel in der Kirche? Wie sich die Georgier im Strassenverkehr verhalten, ist echt unglaublich. Egoistisch, waghalsig und selbstmörderisch. Ziemlich nervenaufreibend! Ihr seht, wir lassen in unseren ersten Sätzen nicht nur gutes Haar an Georgien. Das Beste für uns in Georgien war die wunderschöne Landschaft, das grossartige Kapital dieses Landes. Viel haben wir gelesen und gehört von der Gastfreundschaft der Georgier. Diese viele besagte Gastfreundschaft blieb uns leider verwehrt. Wir haben davon nur wenig bis gar nichts gespürt. Der eher kalte Gesichtsausdruck der Leute, ist vermutlich ein Überbleibsel aus sowjetischen Zeiten. So stellen wir uns das zumindest vor... Lächeln sehen wir hier kaum jemanden. Wir wurden leider nirgendswo so herzlich empfangen wie in der Türkei, Gespräche mit der lokalen Bevölkerung blieben auf dem Minimum. Wir sind deshalb etwas enttäuscht. Vielleicht liegt es auch an uns. Können wir mit dieser Mentalität nicht umgehen... Verstehen wir dieses post-sowjetische Land zu wenig? Deswegen erzählen wir in diesem Blog mehr über unsere Erlebnisse, weniger über die Begegnungen mit der georgischen Bevölkerung.




Grenzübergang Türkei nach Georgien

Am Grenzposten in Sarpi verlassen wir die Türkei mit etwas Wehmut, hatten wir doch eine wirklich tolle Zeit in diesem Land. Wir müssen uns an der Grenze trennen. Nur der Fahrer darf die Grenze im Auto überqueren. Alle Passagiere müssen zu Fuss über die Grenze. Die letzten türkischen Grenzbeamten wechseln ein paar nette Worte mit David. Sie erzählen, dass sie unser Fahrzeug vorgestern in Ayder gesehen hätten und wünschen uns eine gute Reise. Das gesamte Grenzprozedere lief einwandfrei. In nur 30 Minuten waren wir auf der georgischen Seite. Andere Reisende berichteten von über zwei Stunden. Wie es scheint, ist 10 Uhr morgens eine gute Zeit um die Grenze zu passieren. Auch als Fussgängerin verlief bei Yvonne alles unproblematisch. Die Grenzbeamten stempelten den Pass und wünschen mir einen guten Aufenthalt in Georgien. Das amüsanteste war, einen anderen Passagier zu beobachten: Eine Gasflasche als Handgepäck ist doch etwas ungewöhnlich. 😊

 

Kurz nachdem wir die georgische Schranke passiert haben, fängt das Wirrwarr an. An der Grenze bekamen wir ein Infoblatt, dass wir die obligatorische Haftpflicht-Versicherung abschliessen müssen. Nur wer das Blatt genau liest, erfährt, dass die Versicherung erst 10 Kilometer nach der Grenze zu lösen ist. Als David nochmals nachfragt, zeigt die Grenzbeamtin einfach hinter sich. Also lassen wir die ominösen Versicherungsmaklern mit den ach so offiziellen Ausweisen und Uniformen an der Grenze links liegen, und fahren ohne zu Zwinkern einfach zum 10km entfernten, offiziellen Versicherungsbüro. Gut, dass wir uns vorab im Internet informiert haben.


Autofahren in Georgien

Die ersten paar Kilometer auf georgischen Strassen sind gewöhnungsbedürftig. Wir hoffen, die wenigen Kilometern bis zum Versicherungsbüro unfallfrei zu überstehen. Das ein Fahrzeug hier ohne Heckschürze oder ohne Stossstange herumfährt, scheint schon fast normal. Warum aber viele Fahrzeuge rechtsgelenkt sind, ist uns ein Rätsel. Ist eine Strasse zweispurig, fahren mindestens drei Autos nebeneinander. Überholt wird von links und rechts, und in der 40er Zone wird auch gerne mal 100 km/h gefahren. Das Gewöhnungsbedürftigste ist wohl, dass das Fahrzeug, welches in den Kreisel fährt, Vortritt hat und nicht etwa wie bei uns, wo das sich im Kreisel befindende Fahrzeug den Vortritt hat. Hupen beim Überholen, ganz normal. Fahren in Georgien strapaziert die Nerven, das merken wir schon auf den ersten Kilometern. In den nächsten Tagen machen wir nicht nur mit dem Fahrstil Erfahrungen, auch die Strassenverhältnisse haben es teilweise in sich.

 

Nach 10 Kilometern treffen wir wohlerhalten beim Büro der Versicherung ein. Ein kleines Büro in einem Container erwartet uns. Empfangen werden wir kühl und ernsthaft von einer blonden, molligen Versicherungstante. Wir scheinen sie bei irgendetwas zu stören. Wir liefern unsere Fahrzeugdokumente ab, ehe sich die Frage nach unserer Fahrzeugkategorie stellt. Wir zeigen der Dame Fotos von Pluto, damit sie sich ein besseres Bild machen kann. Weil sie aber selber ratlos ist, wandert unser Bild an den Hauptsitz, wo vermutlich jemand mit mehr Kompetenz darüber entscheidet. Sind wir ein Motorrad, ein PKW, ein Truck oder ein Spezialfahrzeug? Sie wissen es nicht so recht. Letztendlich werden wir der teuersten Kategorie – den Trucks – zugeordnet. Besser über- als unterversichert. Wir sind damit einverstanden. 100 Lari (33 Fr.) ist ok für eine 30-tägige Versicherung.


Batumi – Las Vegas am Schwarzen Meer

Überquert man die Grenze am Schwarzen Meer von der Türkei nach Georgien, führt kein Weg an Batumi vorbei. Autofahren können sie hier auch nicht, ansonsten ist die Stadt sehr modern. Mit Pluto und der perfekten Navigation von Yvonne, finden wir uns auch in dieser Stadt zurecht. Ausgangs- und Erholungspunkt für die nächsten Tage ist ein bewachter Parkplatz, direkt an der Strandpromenade von Batumi. Zwischen Hoteltürmen, direkt unter der Obhut des Riesenrads und mit Blick auf den Hafen, ist dieser Parkplatz für uns optimal. Weil wir gelesen haben, dass bei anderen Reisenden in Batumi das Fahrzeug aufgebrochen wurden, fühlen wir uns auf dem bewachten Parkplatz sicher und entspannter. Wie bereits in Istanbul sehen wir zu unserem Erstaunen wieder chinesische Camper – bahnt sich hier ein neuer chinesischer Trend an? Am ersten Tag in Batumi bleiben wir den ganzen Nachmittag beim Fahrzeug. Draussen ist es super Wetter, immer noch fast 30° Grad. So machen wir es in unseren Campingstühlen gemütlich, lesen Bücher, schreiben am Blog und laden Pluto mit dem Solarpanel auf. Am Abend lädt die lange Strandpromenade zu einem Spaziergang ein. Beim Sonnenuntergang geniessen wir ein Bier in einem der vielen gemütlichen Strandbars. Zum Abendessen suchen wir uns ein leckeres indischen Restaurant heraus – wie wir die indische Küche seit unserer letzten Reise vermissen…

 

Auch am Folgetag gehen wir es eher gemütlich an. Wir müssen heute Bürokram erledigen. Yvonne beantragt das Aserbeidschan-Visum und die Referenznummer für das Iran-Visum. Die Nummer ist Voraussetzung, damit wir dann in Baku das Visum auf der Botschaft beantragen können. Eigentlich gäbe es auch die Möglichkeit ein E-Visum zu beantragen. Allerdings haben wir viele negative Berichte davon gelesen. Daher gehen wir lieber auf Nummer sicher, und lassen die Referenznummer über eine iranische Agentur einholen. David kümmert sich um die Nummernschilder am Auto. Weil wir seit Georgien nicht mehr mit unserer Versicherung (Grüne Versicherungskarte) gedeckt sind, können wir unsere Nummernschilder in die Schweiz retournieren bzw. beim Strassenverkehrsamt deponieren. So können wir uns die Strassensteuern und die Haftpflichtversicherung in der Schweiz sparen. Dies sind immerhin über CHF 1500.- pro Jahr. Hört sich etwas dubios an, aber keine Angst, ist alles legal. Pluto hat jetzt neue Nummernschilder – die wir in der Schweiz in einem Souvenirladen anfertigen liessen – und sie sehen fast gleich aus wie die Originalen. 😉

 

Am Nachmittag bummeln wir etwas durch die schöne Altstadt von Batumi und kaufen uns eine Simkarte bei Magticom. Angeblich soll dieser Telefonanbieter die beste Verbindung haben – was sich später in den Bergen auch bestätigt. Batumi selber ist sehr gegensätzlich, auf der einen Seite traditionelle Gassen im Belle Époque Stile, auf der anderen Seite moderne Hotels und Casinos, die als Wolkenkratzer in die Luft schiessen. Einer der Wolkenkratzer hat sogar ein Riesenrad im Gebäude eingebaut. 😊Genauso gegensätzlich ist auch die Bevölkerung, während die einen fast nichts haben, fahren andere mit Maibach oder anderen Luxuskarossen herum. Seit die autonome Region Abscharien sich im 2004 mit der georgischen Regierung geeinigt hat, hatte eines der ersten Projekte zum Ziel, Batumi zu einem attraktiven Ort für Touristen zu machen. Einige Leute scheinen massiv Profit daraus geschlagen zu haben. Batumi gehört mittlerweile zu den Top-Destinationen am Schwarzen Meer und wir können bestätigen, das ist nicht unverdient. Wer Strandurlaub und noch etwas Party machen möchte, ist hier genau am richtigen Ort. Obschon sehr touristisch, ist es für uns trotzdem sehr günstig. Ein Bier an der Strandpromenade in einer angesagten Bar kostet weniger als 2 Franken. Dank dem subtropischen Klima kann bis Mitte Oktober noch gebadet werden.

 

Das Highlight für uns in Batumi ist der Besuch des botanischen Gartens. 8 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt der120 Hektar grosse Park. Der Park ist wirklich etwas ganz Besonderes. Wer sich für Bäume und Pflanzen aus aller Welt interessiert, kann hier locker den ganzen Tag verweilen. In dieser subtropischen Umgebung wachsen Pflanzen und Bäume aus der ganzen Welt. Der Park ist in verschiedene Regionen der Welt gegliedert, so dass man nach Nordamerika plötzlich durch Japan und anschliessend durch Neuseeland spaziert. Weil der Park so gross, verteilen sich die Touristen sehr gut. Wir fühlen uns, als würden wir irgendwo auf der anderen Seite der Welt gemütlich im Wald spazieren. Hie und da entdecken wir Pflanzen, die uns von unserer letzten Reise durch Südostasien und Australien bekannt vorkommen.


Von der Schwarzmeerküste nach Swanetien

Wir verlassen Batumi Richtung Norden. Die Küste hat nicht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wir passieren immer wiedermal grössere Ortschaften, doch meist fahren wir einfach weiter. Viele der Ortschaften sind sehr langezogen und liegen entlang der Hauptstrasse, so dass oft gar keine Ortskerne ersichtlich sind. Die Häuser sind relativ einfach, jedoch meist ein bis zweistöckig und mit viel Umschwung. Ein paar Schweine, Kühne oder Hühner tummeln sich vor der Einfahrt. Leider sind die Tiere nicht eingezäunt oder angekettet, was sich beim Autofahren negativ auswirkt. Sehr oft müssen wir abrupt Bremsen, da sich Kühe, Schweine oder andere Tiere auf der Fahrbahn befinden. Obschon die Region nicht dicht besiedelt ist, fahren wir auf der Hauptstrasse kilometerweise den aneinandergereihten Häuser vorbei. Es scheint, als ob die Georgier für ihr Wohnhaus eine Lage direkt an der Strasse bevorzugen. Als wir die Stadt Sugdidi passieren, geht es langsam bergaufwärts. Je weiter wir in die Berge vordringen, je weniger Häuser und Dörfer sehen wir am Wegesrand. Die gut ausgebaute Strasse nach Swanetien ist sehr schön. Wir fahren durch farbige Laubwälder, durch das Enguri-Tal, immer entlang des tobenden Fluss Enguri. Immer wieder sind wir nur unweit von der Region Abchasien entfernt – die Region, die immer wieder für Streit zwischen Russland und Georgien sorgt. Abchasien sieht sich als eigenständige Republik. Russland ist eines der wenigen Länder, die diese Region als eigenständiges Land anerkennt. Georgien und nahezu alle anderen Staaten der Welt betrachten Abchasien als okkupiertes georgisches Gebiet und sehen Georgien als rechtmäßige Regierung der Region an. Wir befassen uns damit nur am Rande, da wir sowieso nicht nach Abchasien fahren werden bzw. dürfen. Umso mehr freut es uns, dass wir wieder einmal in die Berge fahren können. Wir fühlen uns fast ein wenig, als würden wir durch die Schweizer Berge kurven. Die Strecke von Batumi nach Mestia, der Hauptort der Region, ist zwar nur 270 Kilometer lang, die Fahrt dauert aber ca. 6 Stunden. Bevor es an diesem Tag eindunkelt, machen wir rund eine Fahrstunde vor Mestia bei einem Campingplatz halt. Der Campingplatz ist zwar nicht für Wohnmobile ausgebaut, trotzdem finden die Besitzer für uns ein kleines Plätzchen zum Übernachten. Leider vermissen wir auch hier die grossgeschriebene Gastfreundschaft, dennoch gefällt es uns hier sehr gut. Der kleine Hundewelpe, die moderne und warme Dusche (die mit Abstand beste Dusche seit unserer Abreise!) und das hervorragende georgische Essen machen den emotionslosen Blick der Gastgeberin vergessen. In diesem Restaurant kommen wir das erste Mal so richtig mit der georgischen Gastronomie in Berührung. Schmackhafte Dumplings, gefüllt mit Hackfleisch, eine leckere Pilzsuppe mit Dill und ein aussergewöhnliches Fladenbrot gefüllt mit Bohnen und Walnüssen. Hervorragend!


Usbha Berg – der schönste Berg des Kaukasus

Am Folgetag kurven wir weiter durch das Tal, ehe wir einen Abzweiger in das Dorf Mazeri machen. Sobald man von der Hauptstrasse abweicht, verschlechtern sich die georgischen Strassenverhältnisse in der Regel rasant, nicht aber hier. Eine neue Strasse wird gerade fertiggestellt und soll die Ortschaft so touristisch besser erschliessen. Die vielen Gasthäuser für die künftigen Besucher sind grösstenteils bereits fertiggestellt. Wir fahren bis ans Dorfende. Eine Flache Wiese eignet sich prima für einen Zwischenstopp. Vor uns breitet sich eine atemberaubende Aussicht auf. Unter strahlend blauem Himmel ragt der Ushba Berg vor uns in den Himmel. Mit über 4700 Metern ist der Usbha für uns der schönste Berg des Kaukasus und gehört für viele Bergsteiger zu den gefährlichsten dieser Gebirgskette. Vor dem ehrfürchtigen Berg breiten wir unsere Campingstühle aus und machen es uns gemütlich. Wir geniessen die Ruhe und das fantastische Panorama, indem der Usbhba die Hauptrolle spielt. Magisch steht er da, mit seiner einzigartigen Silhouette. Hie und da winken wir einem vorbeifahrenden Einheimischen oder begrüssen Touristen, welche zu Fuss oder auf dem Pferderücken an uns vorbeziehen. Während wir frühstücken, gesellt sich ein grosser kaukasischer Hirtenhund zu. Seine Absicht ist ganz klar: er will etwas von unserem Frühstück abbekommen. Doch ob Birchermüesli wirklich das richtige für ihn ist? Er hat Glück, denn im Kühlschrank, haben wir noch etwas Fleischreste, die genau auf so einen Moment gewartet haben. Wir geniessen das Plätzchen in vollen Zügen. Leider reicht aber nur ein Moment, um das Bild von Georgien sowie unsere Stimmung für die nächsten Tage zu trüben. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist Alkohol ein grosses Problem in Georgien. Es kommt also durchaus vor, dass wir bereits am Morgen betrunkenen Leuten begegnen. So auch an diesem Morgen. Wie aus dem nichts tauchen plötzlich zwei aufmüpfige Typen bei uns auf. Was die zwei betrunkenen Herren genau von uns wollen, ist unklar. Sind es sogar Diebe? Wir wissen es nicht so genau und haben unsere Sachen genaustens im Blickfeld. Sie labern etwa auf Russisch und drängen uns, Fotos mit uns zu machen, wobei speziell Yvonne im Fokus steht – das Ganze war sehr unangenehm. Als dann gefragt wird woher wir kommen, antworten wir wahrheitsgetreu mit Schweiz – die meisten wissen eh nicht wo oder was das ist. Ihre Antwort versetzt uns dann etwas in Entsetzen. Einer der Typen sagt wir seien reich und macht mit seinem Daumen eine Messerbewegung an seinem Hals. Daraufhin verschwinden die Typen glücklicherweise genau so schnell wie sie gekommen sind und lassen uns mit dem Gefühl zurück, als hätten sie soeben eine Morddrohung ausgesprochen. Diese Begegnung verändert unsere Wahrnehmung über Georgien sehr prägend – wir fühlten uns nicht willkommen und noch schlimmer nicht mehr sicher. Klar sollen zwei Typen nicht ein ganzes Land repräsentieren. Dennoch beschliessen wir für die Zeit in Georgien, ausschliesslich auf bewachten Campingplätzen zu übernachten, soweit dies möglich. Etwas verzweifelt und traurig über die Situation, verlassen wir Mazeri emotionslos und relativ schnell in Richtung Mestia.

 

In Mestia beziehen wir direkt einen Campingplatz. Wie bereits gestern, werden wir auch hier nur halbherzig empfangen. Im Garten des Guesthouse Sopio dürfen wir es uns gemütlich machen. Wir haben Wifi, Strom, Toiletten und fliessendes Wasser, ein kleiner Supermarkt befindet sich gleich neben dem Gasthaus. Die Aussicht auf die umliegende Bergwelt ist super und eine Horde Enten schaut täglich bei unserem Camper vorbei.


Mestia - Die Hauptstadt Swanetiens

Bei einem Spaziergang durch die Ortschaft Mestia bestaunen wir die alten Wehrtürme. Einen Turm können wir sogar von innen besichtigen. Dieser Besuch des etwa 40 Meter hohen Turmes stellt sich als sehr abenteuerlich heraus. Die «Leitern», die uns von Stockwerk zu Stockwerk führen, haben das Wort Leiter nicht wirklich verdient. Eher handelt es sich um ein paar Holzstäbe, die irgendwie zusammenhalten. David klettert die letzten Stockwerke voraus, um zu schauen, ob sich da wirklich lohnt und ob die «Leitern» unser Gewicht auch wirklich aushalten. Zuoberst strecken wir unsere Köpfe durchs Dach und geniessen die Aussicht auf die Dächer von Mestia und die Berge.

 

Die nächsten Tage erkunden wir die wunderschöne Bergwelt von Swanetien. Da wir einiges über die hiesigen Strassenverhältnisse gelesen haben, laden wir am Morgen jeweils die Kabine ab und fahren nur mit dem Pickup zu unseren Ausflugszielen.

 

Eine zweistündige Wanderung führt uns zum Chalaadi Gletscher. Gleich zu Beginn der Wanderung müssten wir einen Fluss überqueren. Zum Glück bleiben unsere Füsse trocken – dank der ziemlich abenteuerlichen Hängebrücke. Die Wanderung führt leicht bergauf durch einen Wald und entlang des Flusses. Plötzlich kommen wir an einem Geröllfeld an. Den Gletscher sehen wir von hier bereits. Doch geht der Wanderweg wirklich mitten über dieses Geröllfeld? Wie es scheint schon. Denn wir finden auf irgendwelchen Steinen und Felsbrocken immer mal wieder das weiss-rot-weisse Wanderweg-Symbol. Schlussendlich befinden wir uns direkt unterhalb des Gletschers und können das Eis von Nahem sehen. Ein kleiner Wasserstrom ergiesst sich aus dem Eis. Auch hier scheint die Klimaerwärmung angekommen zu sein, wenn man links und rechts im Tal sieht wie gross dieser Gletscher vor Jahrhunderten einmal war. Zusammen mit anderen Touristen – die einen einheimischen Guide dabei haben – treten wir den Rückweg an. Und siehe da: es gibt einen zweiten ausgeschilderten Wanderweg, der neben dem Geröllfeld vorbeiführt.

 

Ein wirklich cooles Highlight sind die Schaukeln bei Heshkili. Ein Israeli, der wie wir im Sopio Guesthouse einquartiert ist, erzählt uns davon. Bei der Anfahrt sind wir froh, dass wir ohne Kabine unterwegs sind. Der Weg ist ziemlich schlecht und links und rechts hängen Bäume über die Strasse. Zuoberst angekommen, erwartet uns einmal mehr ein wunderbares Bergpanorama. Und an einer Art Klippe stehen zwei riesengrosse Schaukeln. Definitiv ein Spielplatz, der nicht nur Kinder erfreut. Die Aussicht während dem Schaukeln ist genial. Hier oben wir fleissig gebaut. Es scheint, als ob dieser Hügel auch für den Tourismus erschlossen werden soll. Links von der Strasse werden Strommasten aufgestellt und kleine Blockhütten werden gebaut.


postkartenidylle in Ushguli

Uschguli ist das Dorf, das wohl auf den meisten Swanetien-Postkarten abgebildet ist. Die vielen alten Wehrtürme sind legendär. Lange haben wir überlegt, ob wir von Uschguli über den Zagar-Pass nach Lentheki fahren wollen, damit wir von Mestia nicht den gleichen Weg zurück nach Zugdidi fahren müssen. Nach diversen Internetrecherchen und Gesprächen mit anderen Reisenden haben wir uns dagegen entschieden. Die Strassenverhältnisse auf dem Pass und danach sind einfach zu schlecht. Für eine Strecke von 75km hören wir abenteuerliche Storys mit einer Fahrzeit zwischen 6-9 Stunden. Das müssen wir uns und vor allem Pluto nicht antun, wenn es eine Alternative gibt. Wir müssen schliesslich noch ein paar tausend Kilometer weiterfahren. Also Fahren wir ohne Kabine von Mestia nach Uschguli, mit dem Wissen, dass wir am Abend genau den gleichen Weg wieder zurückfahren. Denn auch die Strecke nach Ushguli hat es in sich. Die Dame von der Touristinfo und auch der Israeli versicherten uns: «No problem to Ushguli». Erst danach würde es schwierig. Also sind wir uns sicher, dass uns unser Allrad-Nissan sicher nach Uschguli und zurückbringen wird. Die Streckenlänge beträgt 46km. Anfangs ist die Strasse noch asphaltiert und wir kommen trotz Regen gut vorwärts. Doch die letzten Kilometer haben es in sich: über eine Stunde kämpfen wir uns von Schlagloch zu Schlagloch, überqueren diverse Bäche und wir werden richtig durchgeschüttelt. Schlussendlich haben wir es geschafft und wir sind einem der höchstgelegenen, dauerhaft bewohnten Dorf Europas angekommen auf 2’200m.ü.M. Leider regnet es bei unserer Ankunft recht stark, doch der Wetterbericht sagt am Nachmittag ein trockenes Zeitfenster voraus. So wärmen wir uns zuerst bei einer Tasse Tee um pünktlich um 14 Uhr – Accuweather hatte recht – bei trockenem Wetter einen Rundgang durch Uschguli zu starten. Zurecht ist diese Ortschaft auf vielen Postkarten zu sehen. Das Dorf liegt wirklich malerisch schön in den Bergen, umgeben von vielen 5’000ern Gipfeln. Da kommen selbst wir Schweizer ins Staunen. Leider bleibt der höchste Berg Georgiens, der Schchara mit 5’193m, in den Wolken verborgen. Auf einem Spaziergang geniessen wir die Aussicht auf die weissen Berggipfel. Der passende Kontrast für perfekte Fotos bieten die gelben Laubwälder, die grünen Wiesen und der blaue Himmel. Zu guter Letzt erklimmen wir den kleinen Hügel im Dorf, der einen perfekten Blick auf die vielen alten Wehrtürme zulässt. Uschguli ist wirklich einen Besuch wert.

 

Da wir wissen, dass wir wieder eine lange und holprige Rückfahrt vor uns haben, machen wir uns zeitig auf, um vor Einbruch der Dunkelheit zurück in Mestia zu sein. Am Abend schauen wir uns die Videos unserer Dashcam an und lassen uns mental nochmals «Durchschütteln». Schön, dass die Dashcam solche Momente für uns festhält. Und wir sind heilfroh, dass wir den Zagar-Pass definitiv von unserer Liste gestrichen haben. Die Strassenverhältnisse nach Uschguli haben uns gereicht.


Kutaissi und das Gelati Kloster

Am nächsten Tag verlassen wir Swanetien Richtung Kutaissi. Das Regenwetter stört uns nicht, da wir einen langen Fahrtag vor uns haben. Wir sind froh, dass wir es vor den stärksten Regenfällen zurück ins Tal schaffen, denn auch jetzt liegen auf der Bergstrasse schon diverse Steine und Geröll. Ein Fahrzeug wurde auf dem Weg ins Tal sogar von einem Geröllfeld erfasst und blieb auf der Strasse stecken. Die Strasse bis nach Mestia ist zwar in einem guten Zustand, aber nirgendswo in Georgien sind die steilen Hänge am Strassenrand gesichert.

 

In der Nähe von Kutaissi besuchen wir das bekannte Gelati Kloster. Hier sind die bedeutendsten Könige und Königinnen Georgiens begraben. Auch ein Namensvetter von David liegt hier begraben, Dawit der Erbauer. Wir treffen auf westliche Tourgruppen. Ob das Kloster wirklich ein Must-See ist? Wohl eher nicht… die Anlage ist schön von aussen, vor allem das türkise Dach ist speziell. Aber von innen sieht die Kirche nicht viel anders aus als viele andere Kirchen. Es geht wohl eher um den geschichtlichen Aspekt, der dieses Kloster auf die Agenda der vielen Reisegruppen bringt.

 

Wir lieben Märkte. Das bunte Treiben und die schönen Auslagen locken uns an. So lassen wir es uns auch in Kutaissi nicht nehmen, die grosse Markthalle zu besuchen. Die vielen Bauern bieten ihr frisches Gemüse, ihre Kräuter, Früchte, Käse und vieles mehr an. Auch wir füllen unseren Kühlschrank zu recht günstigen Preisen mit frischen Produkten. Auch ein georgischer Käse, der ziemlich stark nach Rauch riecht, gehört zu unseren Errungenschaften. Den Besuch Kutaissis schliessen wir mit einem kleinen Stadtbummel ab, bevor wir weiter zum Okatse Canyon fahren.

 

Auf dem Parkplatz beim Besucherzentrum stellen wir Pluto ab. Die vielen Tourguides und Fahrer wimmeln wir ab, da wir den halbstündigen Fussmarsch zum Canyon auch so schaffen. Der Weg zieht sich in die Länge. Angekommen beim Canyon, begeben wir uns viele Stufen hinab zum eigentlichen Cliff-Walk. Nach unserem Empfinden ist Canyon auch das falsche Wort für diese Attraktion. Das Tal ist weder besonders tief noch besonders eng und somit keine wirkliche Attraktion. Das Spezielle ist eher die Bauweise des Weges. Hängend an die Felswand gebaut, laufen wir mehrere Kilometer auf dem Holzweg bis zu einer Aussichtsplattform. Wer nicht schwindelfrei ist, ist hier definitiv fehl am Platz. Die Aussicht ist schön, aber wie schon gesagt: Nicht der Canyon ist sehenswert, sondern der von Menschenhand, überhängend gebaute Weg.

 

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des Informationscentrums. Leider ist der Parkplatz nicht bewacht – abgesehen von den vielen wilden Hunden. Dennoch verbringen wir eine ruhige Nacht.


Fahrt auf der neuen Seidenstrasse

Eine weitere lange Fahrt erwartet uns: Von Kutaissi in die Hauptstadt Tiflis. Mehr als vier Stunden sind wir unterwegs. Zuerst auf einer Nebenstrasse, dann auf einer neu gebauten Autobahn die plötzlich mitten in einer Stadt endet. Da sich aber auch alle Lastwagen mitten durch die Stadt quetschen, sind wir wohl auf dem richtigen Weg. Weiter geht es über eine Passstrasse. Dieser Teilabschnitt stellt sich als besonders mühsam heraus, da sich die vielen Lastwagen nur sehr langsam den Hang hoch quälen. Zum Überholen gibt es leider nicht allzu viele Möglichkeiten. Wir sehen aber, dass links und rechts am Strassenrand viel gebaut wird. Hier soll eine neue Autobahn mit Tunnels gebaut werden. Alle Baustellen sind in chinesischer Hand. Wir sehen richtige Chinesische Bauarbeiter-Städte mit Einkaufsläden, Basketballplatz usw. Georgien scheint für die Chinesen ein wichtiges Transitland zu sein bei ihren Plänen für die neue Seidenstrasse.

 

Auf der langen Fahrt fallen uns drei Dinge auf: Wir sehen unterwegs unzählige EU-Fahnen, wie vielerorts in Georgien. Und am Strassenrand werben viele Imbisse mit Lavazza-Kaffee. Das blau-weisse Logo ist omnipräsent. Leider ist nur selten wirklich italienischer Kaffee erhältlich. Meist gibt es nur löslichen Jacobs-Kaffee, der uns für die nächsten Kilometer wachhält. Das dritte, das wir an diesem Tag feststellen: Am Radio wird immer irgendetwas von «Swiss capitalist» gesprochen. Mehr verstehen wir leider nicht. Und wir wissen auch bis heute nicht, was das zu bedeuten hat.


Tblisi – Die Hauptstadt Georgiens

 Am Abend treffen wir pünktlich in Tiflis ein. Denn der nächste Tag ist ein wichtiger Tag. Wir hatten auf unserer Reise nur einen einzigen Termin. Am 12. Oktober wollten wir in Tiflis sein. Und wir haben es geschafft. Am Vorabend des Länderspiels Georgien-Irland treffen wir in der Hauptstadt Georgiens ein. Bei Bier, Burger und vielen «Come on you boys in green» im Irish Pub stimmen wir uns gemütlich auf den Fussballmatch am nächsten Tag ein. Hier treffen wir auch auf Ingmar und Marion. Zwei Deutsche Reisende, die zusammen mit ihrer zweijährigen Tochter, eine ähnliche Route fahren wie wir. Auf Facebook haben wir Erfahrungen ausgetauscht und es spontan in Tiflis zu einem Treffen geschafft. Wer weiss, vielleicht kreuzen sich unsere Wege im Oman wieder.

 

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen des Fussballs. Nach dem Mittag machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Boris-Paitschadse-Stadion. Hier fand im 2015 der UEFA Super Cup statt. In der Nähe des Stadions gönnen wir uns ein Bier und eine Cola. Beides ist gleich teuer und mit 0.85 pro Getränk auch überaus bezahlbar. Nachdem unser überhaupt nicht fälschungssicheres Ticket am Eingang entwertet wurde, machen wir es uns mitten in den Irland-Fans bequem und wir verfolgen das Warm-up der Teams. Fehlen darf natürlich ein kühles Bier für Fr. 1.60 nicht. 😊 Wohlwissend geben wir den Iren den Tipp, lieber hier noch ordentlich beim Bier zuzuschlagen als ein paar Tage später in Genf. Das Spiel selber ist leider nicht der Rede wert. Wir erleben ein langweiliges 0:0 Unentschieden. Die Stimmung im Stadion ist ganz okey. Wie viele Zuschauer anwesend waren, wissen wir nicht. Das Stadion hätte Platz für 55'000 Zuschauer und war etwas zu ¾ gefüllt. Bei einem Eintrittspreis von weniger als 2 Fr. konnten sich auch die Georgier einen Spielbesuch leisten.

 

Die Stadt Tiflis ist recht gemütlich. Eine schöne Altstadt mit vielen Cafés und Restaurants lädt zum verweilen ein. Am Fluss gibt es einen grossen Park, den wir über die bekannte Freundschaftsbrücke erreichen. Von dort fährt eine Seilbahn auf einen kleinen Hügel über der Stadt. Da aber mehrere hundert Leute an der Talstation anstehen, nehmen wir den Aufstieg zu Fuss auf uns. Nach etwa einer halben Stunde geniessen wir eine wunderbare Aussicht über die Stadt Tiflis. Hier oben befindet sich auch der botanische Garten, den wir allerdings nicht besuchen. Zurück in die Altstadt gelangen wir über einen steilen Fussweg und viele Treppenstufen. Mitten in den engen Gassen der Altstadt entdecken wir einen sehenswerten Uhrturm. Der Zytglogge-Turm von Tiflis sozusagen. Der Turm sieht sehr speziell aus, mit vielen verschiedenen Elementen ist er dekoriert. Die Schiefe hat er wohl vom Turm von Pisa abgeschaut. Richtig bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Eifelturm in Paris oder die Kapellbrücke in Luzern hat Tiflis nicht zu bieten. Die Stadt ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert und die Atmosphäre der Metropole gefällt uns gut.


Kazbegi und die Dreifaltigkeitskirche

Unsere nächste Etappe führt uns Richtung Norden. Wir fahren entlang der russischen Heerstrasse bis nach Stepanzminda. Von hier sind es noch 15 Kilometer bis zur russischen Grenze. Die Berge hier sind deutlich karger und weniger bewaldet als in Swanetien. Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Stepanzminda ist die Gergetier Dreifaltigkeitskirche. Sie thront hoch über der Ortschaft auf einem Hügel, auf 2’170m.ü.M. Die Strasse von Tiflis bis zur Kirche ist asphaltiert und in einem recht guten Zustand. So geniessen wir vom Parkplatz ein atemberaubendes Panorama auf die Kirche und die umliegende Bergwelt. Es gibt keine genauen Nachweise, wann diese Kirche erbaut wurde. Experten gehen aufgrund der Bauweise davon aus, dass die Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammt. Die Kirche ist von aussen ein wunderbares Fotomotiv, mit dem schönen Bergpanorama im Hintergrund. Das Innere der Kirche ist recht unspektakulär. Einige Wandmalereien und viele Kerzen sind zu sehen.

 

Die nächsten Tage gilt es die Bergwelt rund um den 5'075 Meter hohen Kazbegi Berg zu entdecken. Eine zweistündige Wanderung führt uns auf fast 3’000m.ü.M in die Nähe des Gergeti Gletschers. Steil nach oben führt der Wanderweg. Rechts von uns haben wir immer eine tolle Sicht auf den majestätischen Kazbegi. Der Gipfel ist verschneit. Darunter sind viele verschiedene Farben am Berg zu sehen: graues Gestein, Grün, Rot, Gelb. Und wie so oft in Georgien ist der Himmel blau und wolkenlos. Vielleicht sind die vielen Farben des Berges auf das Vulkangestein zurückzuführen. Wir wissen es nicht genau. Die Aussicht ist wirklich sehr schön. Auf dem Rückweg wandern wir oberhalb der tiefen Schlucht zurück zum Parkplatz. Diese Wanderung ist zwar mit 700 Höhenmetern rauf und runter etwas streng, aber sehr schön.


Truso Tal - Wandern im Kaukasus

Am nächsten Morgen fahren wir leicht nach Süden zum Truso Tal. Wir passieren Gauduri. Hier entsteht ein riesiges Skigebiet. Unzählige Baustellen sind zu sehen. Viele Appartements werden gebaut, um Ski-Touristen anzulocken. Beim Eingang des Truso Tals wollen wir eigentlich Mountain Bikes mieten. Allerdings scheint die Saison Mitte Oktober schon vorbei zu sein. Bikes sind nicht mehr erhältlich, aber Pferde wären noch verfügbar. Wir verzichten und fahren noch ein paar Kilometer auf der Holperpiste ins Tal hinein. Vor einer Brücke parkieren wir und ziehen wir erneut unsere Wanderschuhe an. Die Brücke ist übrigens recht abenteuerlich: der Aufleger eines ausgemusterten Lastwagens wurde kurzum über das Flussbeet gelegt und dient so als Brücke. Wie wir später sehen, fahren nicht nur Minibusse sondern auch grosse Offroadcamper (10 Tonnen schwer) über die Brücke. Sie scheint also stabil zu sein. 😊

 

Bei eisigem Wind und 7°C Aussentemperatur starten wir unsere Wanderung. Zuerst ist das Tal sehr eng, wir wandern entlang des Terek-Flusses. Auch hier sehen wir sehr viele verschiedene Gesteinsfarben. Nach gut einer Stunde Gehzeit öffnet sich das Tal. Wir passieren einen kleinen Campingplatz und eine grosse flache Ebene liegt vor uns. Die umliegenden Berggipfel sind allesamt fast 4'000 Meter hoch und verschneit. Entlang der Schotterstrasse gehen wir immer weiter ins Tal hinein, passieren Hirten mit ihren Schafen und einige verlassene Dörfer. Der Fluss leuchtet an gewissen Stellen knallig Orange. Wir sehen von Weitem weisse Flächen am Wegesrand. Ist das Schnee? Nein, hier lagert sich Kalk an der Oberfläche ab. An einer Stelle läuft warmes Schwefelwasser in den Fluss und es riecht nach faulen Eiern. Wir passieren einige Klöster und sehen, dass einige neue Gästehäuser gebaut werden. Ein so schönes Tal wird wohl kaum mehr lange untouristisch sein. Nach 10 Kilometern endet die Wanderung in der Ortschaft Zakagori. Hier ist Schluss. Denn hier befindet sich ein Grenzposten. Die weiteren Dörfer sind nicht zugänglich für Touristen, da hier russisch annektiertes Gebiet beginnt. Somit treten wir unseren Rückweg an und sind nach insgesamt etwas mehr als vier Stunden wieder zurück beim Parkplatz.

 

Da erst mitten am Nachmittag ist, treten wir die Rückfahrt nach Tiflis an. Der Georgian Military Highway führt uns wieder zurück in die Hauptstadt. Die Strecke ist zwar asphaltiert, fordert aber einiges an Konzentration. Unzählige Lastwagen kämpfen sich durch die teilweise engen Kurven. Es herrscht viel Verkehr. Dachten wir bislang, dass die Georgier halsbrecherisch Auto fahren, stossen auf dieser Strecke viele Russen dazu. Und ihr Fahrstil ist nochmals deutlich brutaler als jener der Georgier: drei Mal werden wir an Stellen überholt und fast abgedrängt, wo ein normaler europäischer Fahrer niemals überholen würde. Wir Hupen unzählige Male, da die Fahrer so bescheuerte Überholmanöver starten. Auf dieser Strecke entscheiden wir auch, dass wir wohl nicht durch Russland nach Hause fahren wollen – es ist nicht das erste Mal, dass uns Russen auf den Sack gehen. Wenn möglich werden wir uns einen Plan B einfallen lassen. Aber dafür bleibt ja noch genug Zeit.


Tblisi, Zwischenstop vor Weiterreise

Die nächsten Tage lassen wir unsere Zeit in Georgien ausklingen. Wir relaxen erneut im Innenhof des Tblisi Yard Hostels.

 

Die Landschaft und die faszinierende Bergwelt Georgiens wird uns in guter Erinnerung bleiben, die Mentalität der Georgier eher weniger. Daran dürfte wohl der allgegenwärtige Alkoholkonsum einen grossen Beitrag geleistet haben. Was uns aber auch in sehr guter Erinnerung bleiben wird, ist die georgische Küche: Das Essen war durchs Band sehr lecker. Die vielen Khachapuris, ein Teiggebäck mit Käse, war eines unserer liebsten Mittagessen. Und zum Abendessen genossen wir regelmässig Khinkalis, Dumplings mit würzigem Hackfleisch oder leckeres Hühnchen in Knoblauchsauce (Chkmeruli).

 

Nun geht es zügig weiter Richtung Osten. Aserbaidschan wartet auf uns. Wir sind gespannt!

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