Atemberaubende Landschaft ohne Gefühle
Georgien sei der Balkon Europas – so sagen es die Georgier von sich selbst. Komisch, haben wir doch am Bosporus bereits die unsichtbare Grenze nach Asien überquert…? Wir sehen hier jedenfalls viele EU Fahnen, politisch orientieret sich Georgien eher zu Europa, obschon Russland und mit der neuen Seidenstrasse auch China wichtige Handelspartner bzw. Beeinflusser sind. Georgien ist aber aus unserer Sicht relativ weit entfernt von Europa. Klammert man die Städte Batumi und Tiflis aus, so scheint das Land zurückgeblieben. Der Alkoholkonsum ist stark präsent und ein grosses Problem. Autofahren scheint hier niemand gelernt zu haben. Sind die Georgier deshalb so gläubisch und beten viel in der Kirche? Wie sich die Georgier im Strassenverkehr verhalten, ist echt unglaublich. Egoistisch, waghalsig und selbstmörderisch. Ziemlich nervenaufreibend! Ihr seht, wir lassen in unseren ersten Sätzen nicht nur gutes Haar an Georgien. Das Beste für uns in Georgien war die wunderschöne Landschaft, das grossartige Kapital dieses Landes. Viel haben wir gelesen und gehört von der Gastfreundschaft der Georgier. Diese viele besagte Gastfreundschaft blieb uns leider verwehrt. Wir haben davon nur wenig bis gar nichts gespürt. Der eher kalte Gesichtsausdruck der Leute, ist vermutlich ein Überbleibsel aus sowjetischen Zeiten. So stellen wir uns das zumindest vor... Lächeln sehen wir hier kaum jemanden. Wir wurden leider nirgendswo so herzlich empfangen wie in der Türkei, Gespräche mit der lokalen Bevölkerung blieben auf dem Minimum. Wir sind deshalb etwas enttäuscht. Vielleicht liegt es auch an uns. Können wir mit dieser Mentalität nicht umgehen... Verstehen wir dieses post-sowjetische Land zu wenig? Deswegen erzählen wir in diesem Blog mehr über unsere Erlebnisse, weniger über die Begegnungen mit der georgischen Bevölkerung.
Zwischenstopps
- Grenzübergang Türkei nach Georgien
- Autofahren in Georgien
- Batumi – Las Vegas am Schwarzen Meer
- Von der Schwarzmeerküste nach Swanetien
- Usbha Berg – der schönste Berg des Kaukasus
- Mestia - Die Hauptstadt Swanetiens
- Postkartenidylle in Ushguli
- Kutaissi und das Gelati Kloster
- Fahrt auf der neuen Seidenstrasse
- Tblisi – Die Hauptstadt Georgiens
- Kazbegi und die Dreifaltigkeitskirche
- Truso Tal - Wandern im Kaukasus
Grenzübergang Türkei nach Georgien
Am Grenzposten in Sarpi verlassen wir die Türkei mit etwas Wehmut, hatten wir doch eine wirklich tolle Zeit in diesem Land. Wir müssen uns an der Grenze trennen. Nur der Fahrer darf die Grenze im Auto überqueren. Alle Passagiere müssen zu Fuss über die Grenze. Die letzten türkischen Grenzbeamten wechseln ein paar nette Worte mit David. Sie erzählen, dass sie unser Fahrzeug vorgestern in Ayder gesehen hätten und wünschen uns eine gute Reise. Das gesamte Grenzprozedere lief einwandfrei. In nur 30 Minuten waren wir auf der georgischen Seite. Andere Reisende berichteten von über zwei Stunden. Wie es scheint, ist 10 Uhr morgens eine gute Zeit um die Grenze zu passieren. Auch als Fussgängerin verlief bei Yvonne alles unproblematisch. Die Grenzbeamten stempelten den Pass und wünschen mir einen guten Aufenthalt in Georgien. Das amüsanteste war, einen anderen Passagier zu beobachten: Eine Gasflasche als Handgepäck ist doch etwas ungewöhnlich. 😊
Kurz nachdem wir die georgische Schranke passiert haben, fängt das Wirrwarr an. An der Grenze bekamen wir ein Infoblatt, dass wir die obligatorische Haftpflicht-Versicherung abschliessen müssen. Nur wer das Blatt genau liest, erfährt, dass die Versicherung erst 10 Kilometer nach der Grenze zu lösen ist. Als David nochmals nachfragt, zeigt die Grenzbeamtin einfach hinter sich. Also lassen wir die ominösen Versicherungsmaklern mit den ach so offiziellen Ausweisen und Uniformen an der Grenze links liegen, und fahren ohne zu Zwinkern einfach zum 10km entfernten, offiziellen Versicherungsbüro. Gut, dass wir uns vorab im Internet informiert haben.
Autofahren in Georgien

Die ersten paar Kilometer auf georgischen Strassen sind gewöhnungsbedürftig. Wir hoffen, die wenigen Kilometern bis zum Versicherungsbüro unfallfrei zu überstehen. Das ein Fahrzeug hier ohne Heckschürze oder ohne Stossstange herumfährt, scheint schon fast normal. Warum aber viele Fahrzeuge rechtsgelenkt sind, ist uns ein Rätsel. Ist eine Strasse zweispurig, fahren mindestens drei Autos nebeneinander. Überholt wird von links und rechts, und in der 40er Zone wird auch gerne mal 100 km/h gefahren. Das Gewöhnungsbedürftigste ist wohl, dass das Fahrzeug, welches in den Kreisel fährt, Vortritt hat und nicht etwa wie bei uns, wo das sich im Kreisel befindende Fahrzeug den Vortritt hat. Hupen beim Überholen, ganz normal. Fahren in Georgien strapaziert die Nerven, das merken wir schon auf den ersten Kilometern. In den nächsten Tagen machen wir nicht nur mit dem Fahrstil Erfahrungen, auch die Strassenverhältnisse haben es teilweise in sich.
Nach 10 Kilometern treffen wir wohlerhalten beim Büro der Versicherung ein. Ein kleines Büro in einem Container erwartet uns. Empfangen werden wir kühl und ernsthaft von einer blonden, molligen Versicherungstante. Wir scheinen sie bei irgendetwas zu stören. Wir liefern unsere Fahrzeugdokumente ab, ehe sich die Frage nach unserer Fahrzeugkategorie stellt. Wir zeigen der Dame Fotos von Pluto, damit sie sich ein besseres Bild machen kann. Weil sie aber selber ratlos ist, wandert unser Bild an den Hauptsitz, wo vermutlich jemand mit mehr Kompetenz darüber entscheidet. Sind wir ein Motorrad, ein PKW, ein Truck oder ein Spezialfahrzeug? Sie wissen es nicht so recht. Letztendlich werden wir der teuersten Kategorie – den Trucks – zugeordnet. Besser über- als unterversichert. Wir sind damit einverstanden. 100 Lari (33 Fr.) ist ok für eine 30-tägige Versicherung.
Batumi – Las Vegas am Schwarzen Meer