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Griechenland

Balkan-Rundreise Teil 3

Alte Ruinen, weisse Häuser mit blauen Fenstern und schöne Strände - das waren unsere ersten Gedanken an Griechenland. Und natürlich der griechische Gott namens Pluto. Es gib so viel zu Entdecken in unserem letzen Reiseland des Balkans. Griechenland ist überraschenderweise etwas anders als wir uns dies vorgestellt haben.




Tiefe Schluchten und schöne Bergdörfer

Unser erstes Ziel ist das Bergdorf Papingo. Auf dem Weg dorthin fällt uns schon sehr rasch auf, dass es die Griechen mit der griechischen Schrift ziemlich ernst meinen 😊 Aber das ist ja schön. Wir dachten irgendwie, die Strassenschilder wären auf Griechisch und auf English angeschrieben. Aber leider nein, schon kurz nach der Grenze ist alles nur noch Griechisch. Was uns aber auch auffällt: die Strassenverhältnisse sind wieder deutlich besser. Und es gibt sogar einen Pannenstreifen. Jedoch zieht sich eines durch ganz Griechenland: Die Strassenmarkierungen sind sehr schlecht sichtbar. Die weisse Farbe ist überall ziemlich weggewaschen. So ist uns oft unklar, wie viele Spuren die Strasse hat oder wie wir uns an der Kreuzung einordnen sollen. Selbst in der Grossstadt Thessaloniki sind die Markierungen kaum noch sichtbar…

 

Der Weg ins Bergdorf Papingo schlängelt sich wiedermal steil und kurvenreich den Berg hoch. Wir übernachten auf dem grossen Parkplatz im Dorf und geniessen die wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge. Wir befinden uns auf fast 1’000 M.ü.M. Die Nacht ist mit 21°C angenehm kühl und wir benutzen das erste Mal auf der Reise unsere Schlafsäcke. Am nächsten Tag machen wir eine River Rafting Tour. Am Morgen werden wir direkt beim Parkplatz abgeholt und quetschen uns in einen Neoprenanzug. Zum Glück haben wir am Vorabend noch bemerkt, dass Griechenland eine Stunde Zeitverschiebung hat. Sonst wären wir doch glatt eine Stunde zu spät fürs Rafting bereit gestanden. Der Voïdomitas Potamós gilt als einer der saubersten Flüsse Europas. Soweit wir das beurteilen können, bestätigen wir das einfach mal. Das Wasser ist wirklich sehr klar – aber in der Schweiz findet man dies auch 😉 Auf dem Rafting Boot sind nur wir beide und Giannis unser Guide, der sich später als Inhaber der Firma herausstellt. Mit uns begeben sich gleichzeitig noch sechs andere Boote flussabwärts. Der Wasserstand ist wirklich ziemlich tief. Wir hätten nicht gedacht, dass man bei so wenig Wasser überhaupt Raften kann. Die Tour dauert ca. 1.5 Stunden und ist sehr, sehr gemütlich. Es erinnert mehr an das Berner «Aareböötle». In der Hälfte legen wir eine Pause zum Schwimmen ein. Aber auch hier behalten wir unseren Neoprenanzug an. Zum Aufwärmen nach dem Sprung ins kalte Nass gibt es eine Art griechischen Grappa und nennt sich Tsipouro. Dieser wird mit Honig und warmen Wasser gemischt, sehr lecker und gut zum Aufwärmen.

 

Das Wasser des Flusses ist ganzjährig ca. 6-7°C kalt. Eine genaue Erklärung wieso das Wasser so kalt ist, gibt es nicht. Schliesslich herrschen tagsüber mehr als 30°C Lufttemperatur. Eine griechische These für das kalte Wasser könnte ein uralter Gletscher sein, der an unbekanntem Ort noch schmilzt und so das kalte Wasser bergabwärts befördert. Eine zweite mögliche Erklärung ist, dass sich von den Alpen bis hierher ein unterirdischer Wasserzufluss befindet und darum das Wasser immer so kalt ist. Irgendwie scheinen beide Erklärungen unseres Guides etwas weit hergeholt.

 

Die Reise führt uns weiter durch das Pindos-Gebirge und die kleinen Zagori-Dörfer. Die Zagori-Dörfer in der Region zeichnen sich durch die aus lokalem Gestein erbauten Kirchen, Häuser und Brücken aus. Die reizvolle Naturlandschaft mit den kleinen steinernen Dörfern und den Flüssen erinnert uns etwas an das Verzasca-Tal im Tessin. Hier im Pindos-Gebirge erstreckt sich über einer Länge von 10 Kilometern die Vikos-Schlucht. Mit bis zu 1'000 Metern Tiefe ist sie, gemäss Guinness-Book der Rekorde, die tiefste Schlucht der Welt. Vom Aussichtspunkt Oxia sehen wir einen grossen Teil dieser eindrücklichen Schlucht. Es befinden sich nur wenige Touristen in dieser Gegend, das macht die Gegend für uns umso reizvoller. Für unsere nächste Nacht suchen wir uns ein Plätzchen bei der Steinbrücke von Kokkoris. In der Region gibt es über 50 Bogenbrücken zu entdecken. Die charakteristischen Brücken passen wunderbar in die Region und verleihen der Gegend ihren besonderen Charme. Wir geniessen die Ruhe, unser Abendessen und ein Glas Wein, mit Ausblick auf die Brücke von Kokkoros.

 

Im nahegelegenen Zagori Dorf fassen wir am Dorfplatz Wasser an einer Quelle. Wir füllen unsere Trinkwasservorräte, die wir jeweils mit unserem Katadyn-Wasserfilter von allfälligen Keimen befreien. Danach besuchen wir noch die kleine Steinbrücke von Lazaridis und die schöne dreifach Steinbrücke von Plakidas, welche ganz in der Nähe sind. In Ioannina, der grössten Stadt der Region, füllen wir unsere Essensvorräte im Lidl. Lidl hört sich nicht so spannend an, ist es auch nicht. Aber für uns ist es sehr praktisch, wenn wieder einmal alles an einem Ort erhältlich ist. Und die meisten Produkte sind sogar auch in Englisch angeschrieben.


Die schwebenden Klöster von Meteora

Nach langer Zeit geht es wieder einmal auf eine perfekte Autobahn. Etwas schneller als gewohnt, fahren wir durch das Pindos-Gebirge und durch viele Tunnels nach Osten. Das griechische Maut-System verstehen wir nicht ganz. Es gibt nur Bezahl-Stationen, und nicht wie etwa in Frankreich Ticket- und Kassen-Stationen. So kommt es einmal vor, dass wir über 8 Euro bezahlen und knapp 800 Meter nach der Mautstation von der Autobahn abfahren. Wir hätten gut aber auch noch zig Kilometer für den gleichen Preis auf der Autobahn bleiben können. Leider werden wir als Wohnmobil über 2.7m zusammen mit den Lastwagen eingestuft. Dies bedeutet für uns, dass wir immer etwa das Drei- bis Vierfache bezahlen, ausser wenn der Mitarbeiter an der Kasse einen guten Tag hat und uns als PKW einstuft. 😊

 

Am späten Nachmittag treffen wir in Kalambaka ein, bei den schwebenden Klöstern von Meteora. Auf ganz bizarren Felsformationen, die wir so nirgendwo in Griechenland gesehen haben, befinden sich die Klosteranlagen. Es sind 24 einzelne Kloster welche sich in der Region befinden, 6 davon sind heute noch bewohnt. Als wir den ersten Klosteranlagen etwas näherkommen, fragen wir uns wie diese Baudenkmäler es auf diese Hügel geschafft haben!? Wir fahren den kurvenreichen Strassen entlang und blicken hier und dort auf die Klöster – nach jeder Kurve taucht wieder ein Weiteres auf. Es ist wirklich bemerkenswert, an was für unvorstellbaren Stellen diese errichtet wurden. Kein Wunder ist diese unverwechselbare Baukunst von der UNESCO geschützt. So etwas in dieser Art haben wir wirklich noch nirgends gesehen. Wir belassen es dabei, die Klöster nur von aussen anzuschauen. Es ist schon etwas spät und die verschiedenen Aussichtspunkte sind für uns schon Sehenswürdigkeit genug. Weil wir keinen besseren Plan haben, fahren wir am gleichen Tag noch etwas weiter in Richtung Ägäisküste. Wir brauchen für die nächsten zwei Tage mal eine Strand-Pause und suchen uns einen Schlafplatz in der Nähe von Leptokarya. Leptokarya ist ein typischer Mittelmeer-Touristenort, er könnte auch in Südfrankreich oder auf Mallorca sein. Nur hier sind die Pauschaltouristen keine Engländer und Deutschen, sondern Serben und Bulgaren. Da ihr euch den Ort bestimmt gut selber vorstellen könnt, belassen wir es bei diesen spärlichen Zeilen. Gut für uns ist vor allem das Wi-Fi am Strand, damit wir uns live über das Geschehen am Eidgenössischen Schwingfest informieren können.


Griechische Hafenstadt Thessaloniki

 Nach unserer Strand-Pause zieht es uns weiter in den Osten nach Thessaloniki. Wir erwarten hier unsere DKB Kreditkarte (siehe Anfangs Reise, Teil 1). Da wir auf einer Holper-Piste in Bosnien unseren rechten Anhänger-Aussenspiegel verloren haben, steuern wir den Zampets-Caravanshop in der Nähe des Flughafens von Thessaloniki an. Dorthin haben wir uns die DKB Kreditkarte nachschicken lassen. Es ist Montag als wir dort ankommen und wir fragen nach, ob unser Brief angekommen sei. Der Mitarbeiter informiert uns, dass sie ein Postfach haben und dieses jeweils am Freitag leeren. Wir fragen freundlich nach, ob es vielleicht möglich wäre, dass sie das Postfach schon etwas früher wieder leeren würden. Der Mitarbeiter versichert uns, dass er bereits am nächsten Morgen, also am Dienstag, für uns zum Postfach fahren wird. So montieren wir die neuen Anhänger-Aussenspiegel und beschliessen, mit dem ÖV in die Stadt zu fahren, da Thessaloniki mit etwa 360’000 Einwohnern doch recht gross ist. Zu unserem Erstaunen gibt es nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten in Thessaloniki. Das Stadtzentrum mit der Promenade ist gemütlich und es gibt viele trendige Kaffees und sehr viele Gyros-Take-Aways. Mitten in der Stadt, zwischen all den modernen Gebäuden, befinden sich immer mal wieder alte Ruinen.


Auf Poseidons Dreizack - Die Sithonia Halbinsel

Am nächsten Morgen überreicht uns der Zampetas-Mitarbeiter unsere Kreditkarte und wir fahren weiter Richtung Toroni. Die Strecke ist recht touristisch und entlang der Küstenstrasse hat es zur einen Seite viele wunderschöne Buchten und zur anderen Seite viele Olivenplantagen. Unser Ziel ist ein Strand in der Nähe von Toroni, der nur mit Allrad erreichbar ist. Wir haben Fotos von einem Stellplatz gesehen und dort wollen wir unbedingt hin. Um es kurz zu fassen: Für die letzten 5km benötigen wir 30 Minuten. Plutos linke Seite ist zerkratzt und auch unter dem Fahrzeug sieht man kleine Kratzer. Und der Strand ist nicht wirklich schön. Die mühsame Anfahrt hat sich nicht gelohnt. So geht es aber auch noch ein paar anderen Touristen, die diesen Weg auf sich genommen haben. Sie fahren wieder fort, ohne auch nur dort übernachten zu haben. Wir verbringen die Nacht alleine an diesem Strand. Bei 29°C in der Nacht und abends haben uns so viele Wespen verfolgt, so dass wir sogar im Camper drinnen gekocht und gegessen haben. Ein echter «Reinfall» sozusagen.

 

Nachdem wir am nächsten Morgen endlich wieder Asphalt unter den Rädern haben, fahren wir weiter zu einer schönen Bucht in der Nähe von Sarti. Zu unserer Freude sind nur die letzten 200 Meter der Strasse unbefestigt und die Bucht ist wunderschön. Hier lässt es sich gut ein paar Tage ausspannen. Generell gefällt uns die Sithonia-Halbinsel sehr gut. Es gibt viele wunderschöne Strände, die selbst Ende August nicht überfüllt sind mit Touristen. Und vor uns im Meer sehen wir den Mount Athos. Genau so mögen wir es. Wir haben genügend Energie am Strand getankt und so fahren wir die nächsten beiden Tage ziemlich viele Kilometer Richtung Kavala und zur türkischen Grenze bei Edirne. Die Gegend ist eher eintönig und trocken. Es gibt kaum Landwirtschaft, wir sehen nur einzelne Ziegen-Herden, aber sonst ist das Ackerland weitgehendst ungenutzt. Das sich das und vieles anderes in der Türkei schlagartig ändern wird, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.


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Kommentare: 2
  • #1

    Briseid (Sonntag, 08 September 2019 21:29)

    Würklich intressant öie blog z läse, mi cha sich die reis so guet vorstelle!
    U all die fotis wunderschön! Danke

  • #2

    Markus & Stefan (Mittwoch, 11 September 2019 22:47)

    Super ! Mier lueged immer wieder ine und "reise" mit euch mit