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Edirne & Istanbul

Türkei - Von Edirne nach Istanbul

Ein Reiseblog von der Schweiz nach Asien. So steht es auf unserem Camper geschrieben. Nach nur 29 Tagen "on the Road" sind wir mit der Fähre von Istanbul nach Asien übergesetzt. Wie unser Start in der Türkei und in Asien verlief, erzählen wir euch in diesem Blogbeitrag.




Grenzübergang Griechenland in die Türkei

Dass Griechenland und die Türkei nicht die besten Freunde sind, beweist auch die fehlende Beschilderung in Griechenland über den Grenzübergang. Wir peilen die kleine Grenze nahe Edirne an. Es scheint, als wollen die Griechen das Wort «Turkey» nicht auf ihren Strassenschildern sehen. Dies obschon wir fast über 100 Kilometer dem Fluss Marzia entlangfahren, der die Grenze bildet. Zeitweise sind wir nur wenige Meter von der Grenze entfernt und wir sehen das andere Flussufer.

 

Die grosse Moschee von Edirne sehen wir bereits von weit her. Als wir ca. 1 Kilometer vom Grenzposten entfernt sind, sehen wir das erste Mal ein Strassenschild mit der Aufschrift «Douane». Jetzt wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Kurzzeitig dachten wir schon, dass der Grenzübergang für Ausländer nicht geöffnet ist, da wir weit und breit nie ein Hinweisschild vorfanden. Auf griechischer Seite werden wir – wohl dank unseres Schweizer Nummernschildes – relativ freundlich empfangen. Wir erleben aber, dass mit den Türken nicht zimperlich umgegangen wird. Eine Frau wird am Grenzposten von zwei Beamten angepackt und sehr rabiat behandelt, weil sie die Grenze zu Fuss am falschen Ort passiert hatte… Wir treffen auf der griechischen Seite des Grenzpostens auf einen 3-Sterne Beamten aus Deutschland. Er überwacht im Rahmen der EU bzw. für Frontex die genannte Grenze. Wir kommen kurz mit dem freundlichen Herrn ins Gespräch. Er erzählt uns, dass wir Glück haben, denn in der Gegenrichtung beträgt die Wartezeit an der Grenze momentan 12 Stunden. 12 Stunden! Das ist irgendwie unvorstellbar und wir hoffen in diesem Moment, dass wir reibungslos und möglichst schnell in die Türkei einreisen können. 

 

Bei der griechischen Passkontrolle läuft alles glatt, ausser dass wir fast die Markise des Zollhäuschens abreissen… Wir erfahren erst später, dass Lastwagen hier nicht passieren dürfen. Mit unserer Höhe von über 3 Metern muss man schon etwas aufmerksamer sein. Zum Glück ist nichts passiert. Der griechische Beamte ruft uns zum Spass noch «700 Euros» hinterher. 😊 In der neutralen Zone fahren wir einer langen Auto-Karawane entgegen. Die angedeuteten 12 Stunden auf der Gegenseite sind wohl wahr. Von Griechenland in die Türkei scheint kaum jemand fahren zu wollen. Das liegt womöglich auch daran, dass sich die Ferienzeit allmählich zu Ende neigt. Relativ schnell stehen wir vor dem türkischen Grenzposten. Nur ein Fahrzeug steht vor uns. Auch hier das gleiche Problem mit dem Zollhäuschen. Wir müssen die Höhe manuell messen ehe wir an den Grenzposten fahren. Leider können wir vom Grenzübergang keine Fotos machen, da Fotografieren generell nicht erlaubt ist an Grenzen. Die türkischen Grenzbeamten sind aber relativ freundlich. Wir erhalten den Stempel, einen kurzen Blick ins Innere von Pluto und schon sind wir in der Türkei! Das Ganze dauerte etwa eine halbe Stunde – könnte schlimmer sein. 😉

 

 


Erdine - Im europäischen Teil der Türkei

 

Wir haben also soeben den EU-Raum verlassen. Bereits nach wenigen Fahrminuten scheinen wir in einer anderen Welt angekommen zu sein. Alles wirkt schon etwas weiter weg. Im Radio lauschen wir den türkischen Beats, Frauen tragen Kopftücher und der Verkehr rollt doch schon etwas chaotischer als gewohnt. Edirne suchen wir uns als erste Stadt für die Türkei aus. Die Stadt soll gemäss unserem Reiseführer ein guter Einstieg für eine Reise durch die Türkei sein. Wir sind relativ schnell im Stadtzentrum von Edirne. Unseren Platz im Strassenverkehr müssen wir uns schon etwas stärker erkämpfen als dies noch im Balkan der Fall war. Nicht der Rechtsvortritt scheint hier die allgemein gültige Regel zu sein, sondern vielmehr gilt das Motto: der stärkere oder schnellere gewinnt.

 

In Edirne parkieren wir Pluto auf einem bewachten Parkplatz vor der Selimiye Camii Moschee. Es ist die bedeutendste Mosche der 150'000 Einwohner grossen Stadt. Am Samstag ist der Parkplatz sehr gut gefüllt. Die freundlichen Parkwächter finden für uns ein enges, aber schattiges Plätzchen gleich neben den Busfahrern und vor einem netten Teehaus. Einer der Parkwächter erwartet hierfür ein kleines Trinkgeld. David ist gerade etwas überrumpelt, aber immerhin erhalten wir von ihm eine islamische Gebetskette. Um in der Türkei richtig anzukommen, brauchen wir Bargeld und eine türkische Simkarte. Edirne gefällt uns sehr gut. Die Stadt ist sehenswert und mit der Fussgängerzone sehr angenehm um im asiatischen Trubel anzukommen. In der Fussgängerzone kaufen wir uns bei Türkcell eine Simkarte. Im offiziellen Shop werden wir von einem jüngeren Mann sehr freundlich auf Englisch bedient. Er assoziiert die Schweiz mit Bergen und deutscher Milka-Schokolade. 😊 Er richtet uns alles ein, so dass wir sofort lossurfen können. Wir bezahlen nur CHF 15.- für eine Prepaid-Simkarte mit 10 GB Internet – unvorstellbar günstig, wenn man dies mit der Swisscom-Abzocke in der Schweiz vergleicht. Schon einmal etwas von 4.5 G gehört? Ja, das gibt es in der Türkei. Es geht noch besser, Döner kostet hier nur CHF 1.-. So setzten wir uns in der Fussgängerzone hin und essen unseren ersten Döner Kebap und trinken dazu Ayran, ein türkisches Jogurt Getränk.

 

 

Die Atmosphäre in Edirne gefällt uns sehr gut. Wir sind mit unserem Reiseführer einig, dass Edirne ein guter Einstieg in die Türkei ist. Am späten Nachmittag besuchen wir die erste Moschee. Die Selimiye Camii Moschee ist die Hauptattraktion der Stadt und durch ihre Grösse unverfehlbar. Ein Besuch bei unserem Teehaus neben Pluto darf natürlich auch nicht fehlen. Im Schatten der grossen Bäume geniessen wir die türkische Atmosphäre und trinken Schwarztee aus einem kleinen Teeglas. Wir schauen den motivierten Strassenhändler zu und lauschen den türkischen Gesprächen in der Gasse. Im Internet surfen wir dank unserem 4.5 G und informieren uns über die Weiterfahrt. Wir realisieren, dass Wikipedia blockiert ist…Das lässt uns schon etwas staunen. Für uns ist Wikipedia das normalste der Welt. In der Türkei tun wir gut daran unsere Meinung zum Thema Pressefreiheit für uns zu behalten. Das müssen wir so akzeptieren und respektieren. Den Abend lassen wir bei einem Spaziergang durch die Stadt ausklingen. Es ist schön die Gebäude nochmals bei Dunkelheit zu sehen, denn sie sind sehr schön beleuchtet – allen voran die Slimiye Camii Mosche bei Nacht bleibt uns in bester Erinnerung.

 


Türkische Migros & HGS Autobahn Vignette

Wir verlassen das schöne Edirne am Morgen in Richtung Istanbul. Wir staunen nicht schlecht, als am Stadtrand von Edirne plötzlich eine Migros Filiale (Schweizer Supermarktkette) vor uns auftaucht. 😊 Zuerst fahren wir an einem kleinen M Migros vorbei, dann an einer MM Migros. Aber hey, die Türkei ist der Schweiz einen Schritt voraus: Es gibt sogar 5M Migros Filialen. 😊 Die türkische Migros hat tatsächlich Schweizer Wurzeln und gehörte bis 1975 der Gottlieb Duttweiler Stiftung. Wie viel Schweiz hier noch drinsteckt, erzählen wir euch, wenn wir unsere Vorräte auffrischen und in einer Migros einkaufen gehen. In Edirne fahren wir das erste Mal auf die türkische Autobahn auf. Bevor es jedoch losgeht, müssen wir uns die HGS Autobahn-Vignette kaufen. Diese Vignette funktioniert mittels eines Prepaid-Systems. Die Barrieren bzw. die Mautstationen erkennen jeweils die Fahrzeugnummer und buchen den jeweiligen Betrag (je nach Kilometer) ab. Die HGS Vignette kann an jeder Poststelle erworben werden. Nach der Autobahnauffahrt in Edirne steht so eine Poststelle. Wir parkieren unser Fahrzeug direkt hinter den aufgereihten Lastwagen auf dem Pannenstreifen bei der Mautstation. Um zur Poststelle zu gelangen, müssen wir aber zuerst die sechsspurige Autobahn überqueren… In der Schweiz kämen einem Selbstmordgedanken, würde man auf der Autobahn herumspazieren. Hier scheint es jedoch das normalste der Welt zu sein. Also schauen wir links, rechts und überqueren, wie auch alle anderen Leute, die Autobahn. In der Poststelle werden wir von einem mehr ab- als anwesenden Mitarbeiter bedient. Er telefoniert nebenbei noch mit seiner Familie und interessiert sich sichtlich wenig für unsere Anwesenheit. Mit dem türkischen Formular, welches wir versuchen ohne Übersetzung auszufüllen, nimmt er es scheinbar auch nicht so genau. Für 100 türkische Lira händigt uns der Herr ein paar Minuten später die Vignette aus. Weiter geht’s auf die Autobahn. Die Autobahn hier in der Türkei ist herrlich - besser als in Albanien und Griechenland. Drei Spuren nur für uns und fast kein Verkehr – so lässt es sich herrlich fahren mit dem Tempomat. Vor uns steht eine dreistündige Fahrt, durch eine Landschaft voller Agrarwirtschaft.

 


Istanbul – Zwischen Europa und Asien

 

60 Kilometer vor Istanbul fängt das Grossstadt-Chaos langsam an. Der Verkehr nimmt rasant zu und wir stehen vermehrt im stockenden Verkehr. Komisch, dass die Autobahn genau hier von drei auf zwei Spuren reduziert wird. Einige Türken fangen jetzt an den Pannenstreifen zu benutzen. Es wird von links und rechts einfach reingedrückt, nach dem Motto «der Stärkere gewinnt». Wir lernen schnell, dass man gerne auch die Hupe benutzen darf. Das signalisiert den anderen Verkehrsteilnehmern «ich fahre / ich nehme den Vortritt». Das bedeutet also, dass wir uns auf den kommenden Kilometern an das Geräusch vom Plutos Hupe, und natürlich das Hupen von anderen Autos, gewöhnen können. Je weiter wir uns dem Stadtzentrum nähern, je kompakter wird der Verkehr. Beim Fahren in einer 15 Mio. Metropole muss man einfach cool bleiben und die Übersicht bewahren. Istanbul ist die zweitgrösste Stadt Europas, nach Moskau. Als Schweizer ist es kaum vorstellbar wie viel Verkehr hier tagein tagaus durch die Strassen rollt. Yvonne navigiert uns perfekt durch die Strassen von Istanbul. Wir fahren mitten ins Stadtzentrum. Hier wo das Getümmel am grössten ist und es eigentlich kein Platz hat für ein Wohnmobil. 😊 Trotz mehrspuriger Strassen, trotz Überführungen, trotz Tunnel, ja sogar trotz übereinandergelegten Strassen finden wir unseren Stellplatz ohne uns nur einmal zu verfahren. Wir sind selber etwas überrascht, wie Reibungslos das ging. Wir treffen auf dem Sportplatz des FC Yenikapi Futbol ein. Ein Amateur-Fussballplatz, der sich nebst Kunstrasen auch auf die Beherbergung von Wohnmobilisten spezialisiert hat. Irgendwie eine spezielle Kombination. Wir nutzen die Toiletten und Duschen der Fussballer. Mit den Touristen auf dem Parkplatz lässt sich ein guter Zustupf für die Vereinskasse verdienen. Wir sind jedenfalls froh hier zu sein. Auf uns wirkt der Stellplatz schon fast wie eine Oase der Ruhe, mitten im Zentrum von Istanbul, in Gehdistanz zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten. Wir können es selbst kaum glauben, dass solch Stellplatz in einer Metropole dieser Dimension Platz hat. Es ist einigermassen ruhig hier. Wir haben Toiletten, Strom und Wasser. Und das wichtigste: der Platz ist 24h bewacht. Kostenpunkt gerademal CHF 14.00 pro Nacht.

 

Am Nachmittag machen wir uns auf in die grosse Stadt. Es trifft uns fast der Schlag, als wir in die engen Gassen der Stadt eintauchen. In jeder Ecke wir gefeilscht, gekauft und konsumiert – die Stadt pulsiert an jeder Ecke und in jeder Gasse. Wir schlängeln uns durch «unser» Viertel». Es kommen uns Fussgänger aus allen Kulturkreisen entgegen, die keine Touristen sind. Wir sehen Türken, Araber, Zentralasiaten, Mongolen, Afrikaner, ein bunter und interessanter Mix aller verschiedensten Nationen die hier ihr Glück versuchen. Istanbul lässt sich sehr gut auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. Es gibt eine Tramlinie (T1), die die bekanntesten Sehenswürdigkeiten verbindet. Istanbul hat eine Metro, wie auch ein Netz an Fähren und Bussen. Hierfür nutzen wir die Istanbul Card, die wir mit Hilfe eines Einheimischen an einem Automaten kaufen. Der nette Herr taucht am Automaten plötzlich hinter uns auf und stellt uns am Automaten alles ein, als wäre es das selbstverständlichste einem Touristen zu helfen. Wir kaufen die Karte und schon ist der hilfsbereite Herr wieder in der Menge verschwunden.

 

Nachdem David einige Fehnerbace Fans bereits auf der Raststätte gesehen hatte, kommt er auf die glorreiche Idee, ein Spiel zu besuchen. Es scheint aber schwieriger zu sein als erwartet. Um Fussballspiele in der Türkei zu besuchen, muss man sich zuerst Online registrieren. Die «Passolig Card» berechtigt einem anschliessend zum Erwerb von Tickets. Dies macht es natürlich etwas komplizierter, wir versuchen unser Glück trotzdem. Mit der Fähre überqueren wir den Bosporus und somit setzen wir unseren Fuss auch erstmals auf die asiatische Seite. Anders fühlt es sich auf der asiatischen Seite nicht an, aber die Türkei ist eh ganz schon ganz schön anders für uns. In Fehnerbace angekommen, wimmelt es von Fans, die sich kreuz und quer in jede Richtung bewegen. Mit Google Maps machen wir uns auf den weg zum Stadion, in der Hoffnung, dass jemand vor Ort auf dem Schwarzmarkt Tickets verkauft oder es vielleicht sogar ein offizielles Tickethaus gibt. Wir nähern uns dem Stadion immer mehr. Je näher wir kommen, je mehr scheint die Ticketfrage aussichtslos zu werden. Niemand hält ein Schild mit der Aufschrift «Tickets» in den Händen und wir wissen nicht so recht, an wen wir uns wenden sollen. Yvonne ist es etwas unwohl im Getümmel vor dem Stadion. Im Gegensatz zu Tickets ist hier der Erwerb von Pyro sehr simpel. Die Dinger werden kistenweise auf der Strasse angeboten. Daneben gibt es auch einige gelb-blaue Fanartikel zu kaufen. Die Pyros können an jeder Ecke gekauft werden, als wären es das normalste Ding der Welt. Jedenfalls sind die türkischen Fans voll in Fahrt. In der Gasse vor dem Stadion wird lautstark gesungen und dutzende Pyros werden gezündet. David ist neugierig und würde gerne noch näher zum Stadion, Yvonne fühlt sich jedoch unwohl. Wir entschliessen uns umzukehren, aber lassen es nicht aus noch jemanden für Tickets zu fragen. So landen wir plötzlich an der Strasse in einem kleinen Büro. Die zwei Typen, die David angesprochen hat, können uns anscheinend weiterhelfen. Nur wenige Minuten vergehen und ein dritter Typ taucht im Büro auf. Der dritte Herr hat angeblich Tickets und eine XX Card, welche er uns für 500 TL verkaufen würde. Das Ganze wirkt aber irgendwie nicht seriös und verständigen können wir uns auch nur schlecht. Letztendlich sind aber über CHF 80.- auch viel zu viel Geld für uns – und so wie wir verstanden haben, wäre das auch nur für ein Ticket gewesen. Davids Vorhaben ist aussichtslos, so entschliessen wir uns hier abzubrechen. Ohne weitere Diskussionen lassen uns die drei Herren ziehen. Noch ein letztes Mal, den singenden und zündenden Fans zuschauen, danach kehren wir dem Stadion den Rücken. Auf dem Rückweg essen wir in Fehnerbace noch in einem Lokantasi. Ein Lokantasti ist ein türkisches Selbstbedienungsrestaurant, welches sehr preiswert ist. Müde vom ganzen Tag und den vielen ersten Eindrücken legen wir uns erschöpft in unser Gemach. Wir sind doch froh gegen 22 Uhr zurück beim Camper zu sein. Der Fussballmatch hätte erst um 21.45h begonnen.

 

Den nächsten Tag lassen wir in Istanbul etwas gemütlich angehen. Wir müssen uns etwas sortieren und planen welche Sehenswürdigkeiten wir ansehen möchten. Planung gehört während der Reise auch immer wieder dazu. Sie hört nie auf und gehört quasi zu unserem Tagesgeschäft – mal mehr mal weniger. Auf unserem Stellplatz im Yenikapi Quartier machen wir es uns auf unseren Camping-Stühlen bequem und lesen über die Geschichte der Stadt, das ehemalige Konstantinopel und das Osmanische Reich, sowie auch über die Sehenswürdigkeiten. Nebenbei läuft in der Wäscherei des Fussballklubs unsere Dreckwäsche in der Maschine. Anstatt uns am Nachmittag auf den Weg in die Stadt zu machen, überqueren wir nur die nahegelegene Autobahn (dieses Mal per Fussgängerbrücke 😊). Hier auf der Gegenüberliegenden Seite befindet sich der Autofährhafen. Von hier schippert man auf die nahegelegenen Prinzessinen Inseln oder man umfährt die Innenstadt grossräumig per Autofähre. Wir jedenfalls sind hier um an unserem Blog zu schreiben. Es hat zwei Cafés und einen McDonalds, wobei letzterer leider über das beste Internet verfügt. So verbringen wir den ganzen Nachmittag in einer Frittenbude und schreiben über die vergangenen Erlebnisse. Wir schauen den lokalen Elektrikern zu, wie sie im Restaurant an den Stromleitungen herumschrauben. Das Lachen können wir uns nicht verkneifen, als plötzlich der kleinste der Gruppe in den Lüftungsschacht gehievt wird. Der Stromausfall ein paar Minuten später war irgendwie vorhersehbar. 😊 Zum Glück werden wir gerade mit dem Blogbeitrag fertig, als auch die Internetleitung den Geist aufgibt. Zurück beim Fussballklub haben wir neue Nachbaren aus Holland. Wir treffen Kai und Sabine, welche mit ihrem Hund Nesto unterwegs sind (www.labopstap.nl). Den ganzen Abend verbringen wir mit einem netten Gesprächen vor unserem Camper. Als Langzeitreisende gibt es viele Erlebnisse, Tipps und Tricks zum Austauschen. Es wird bis nach Mitternacht, bis wir uns ins Bett begeben.

 

Genug gechillt gestern. Heute geht es wieder hinein in das Getümmel der Millionen-Metropole. In Gehdistanz von unserem Parkplatz befindet sich Aksaray. Unser Knotenpunkt, sowie der Knotenpunkt so mancher Istanbuler. Wir quetschen mitten in der Rushhour in das ankommende Tram. Zum Vergleich: Wenn man in Bern meint, das Tram sei voll – nein, es haben sicherlich noch doppelt so viele Leute Platz! 😊 Glücklicherweise fahren wir nur 3 Stationen eingedrückt in der Menge, ehe wir beim grossen Bazar aussteigen. Kaj und Sabine haben uns am Vorabend vorgewarnt. Der Bazar selbst sei sehr touristisch, die Nebengassen dafür umso authentischer. Wir schlendern gut eine Stunde durch die engen Gassen des grossen Bazars. Wie man sich hier orientieren soll ist uns ein Rätsel. Es kann gut sein, dass wir drei Mal am gleichen Paschmina-Händler vorbeigelaufen sind und es nicht mal gemerkt haben. In den Seitengassen neben dem Bazar werden dann die Produkte für die Einheimischen angeboten und es gibt auch fixe Preise. Das ist uns deutlich sympathischer als mit den Händlern zu feilschen. Besonders der ägyptische Bazar, der Gewürz-Bazar, gefällt uns gut. Aber auch hier merken wir, dass die Verkäufer primär auf Touristen abzielen. Viele der Händler können Englisch und Deutsch. Mit leeren Händen gehen wir weiter zum Quai. Wir machen eine 2-stündige Bootstour auf dem Bosporus. Während der Fahrt wird uns die immense Grösse Istanbuls bewusst. Kilometerweit reihen sich Häuser an Häuser. Im Stadtzentrum sind es vorerst noch unschöne Wohnblöcke, vereinzelt ein paar Hochhäuser. Je weiter wir uns jedoch vom Zentrum wegbegeben, je wohlhabendere Häuser und Villen tauchen am Ufer auf. Auch diese wohlhabenden Wohngegenden ziehen sich Kilometerweise am linken und rechten Ufer entlang. Uns wird wiedermal bewusst, wie gross in dieser Millionenmetropole der Unterschied zwischen den Armen und den Reichen sein muss.

 

Für den letzten Tag in Istanbul haben wir uns die absoluten Touristen-Hotspots aufgespart. Wir machen uns früh morgens auf den Weg zum Topkapi-Palast, dem einstigen Herrscherpalast der Osmanen. Die Palastanlage ist wirklich sehr gross und so verbringen wir mehrere Stunden damit, die verschiedenen Bereiche und Museen zu besichtigen. Besonders die Ausstellung der osmanischen Waffen ist uns in Erinnerung geblieben. Wunderschöne verzierte Schwerter und Helme sind ausgestellt. Uns gefällt die aufwendige Art, wie die Waffen hergestellt und geschmückt wurden. Es wurde wirklich kein Aufwand gescheut und viel Liebe ins Detail investiert. Das ist spannend anzusehen, auch wenn der Verwendungszweck dieser Ausstellungsstücke in der Vergangenheit einen sehr faden Beigeschmack bei uns hinterlässt. Der osmanische Reich wirkte vom 13 Jahrhundert bis 1923. Diese Zeit war von vielen Kriegen geprägt. Auch das Harem des Topkapi-Palastes ist sehr sehenswert. Dort haben einst die Frauen des Herrschers gelebt.

 

Nach dem Palast besuchen wir die Hagia Sophia. Ursprünglich wurde das Gebäude im Jahre 523 n. Ch. als Kirche erbaut. Nach dem Fall Konstantinopels – so hiess Istanbul bis 1930 – wurde die einstige Kirche durch vier Minarette ergänzt und in eine Moschee umgewandelt. Heute befindet sich in diesem Gebäude ein Museum. Im Inneren sind die verschiedenen religiösen Symbole zu erkennen: Engel und Jesus aus dem Christentum und gleichzeitig die Symbole des Islam. Aus optischer Sicht lohnt sich der Besuch der Hagia Sophia aktuell nicht wirklich. Im Inneren des Gebäudes wird gebaut und die Mehrheit der Decke und der Wände bleibt hinter einem riesigen Baugerüst verborgen. Als wir bei der blauen Moschee ankommen, ist diese wegen der Gebetszeit geschlossen. Wir beschliessen zwischenzeitlich die unterirdische Zisterne zu besuchen, die einst als Trinkwasserreservoir genutzt wurde. Die Betreiber hätten gerne ein paar Lampen mehr aufstellen können. Es war fast zu dunkel, um wirklich etwas zu erkennen. Kurz nach 14 Uhr ist die blaue Moschee wieder für Jedermann zugänglich, da die Gebetszeit vorbei ist. Die Zeitschinderei in der Innenstadt hat sich leider nicht gelohnt. Im Inneren der Moschee befindet sich wie auch schon in der Hagia Sophia ein riesengrosses Baugerüst, das die ganze prunkvolle Decke verdeckt. Auch lassen sich die 43m Höhe der Hauptkuppel so kaum erahnen, da eine riesige Plane vom Baugerüst hängt. Und haben wir schon den miefigen Geruch nach Fussschweiss erwähnt? Wie üblich für Moscheen muss man beim Eingang die Schuhe ausziehen. Da hier pro Tag mehrere Tausend Besucher ein- und ausgehen, erhält jeder beim Eingang einen Plastiksack, damit die Schuhe während des Moscheebesuches mitgetragen werden können, da sich der Ausgang an einem anderen Ort befindet. Etwas enttäuscht gehen wir zurück zu unserem Stellplatz.

 

Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt Istanbul auf eine sehr elegante Weise und völlig ohne Verkehrschaos: Wir fahren von unserem Stellplatz ca. 500 Meter über einen Parkplatz zum Hafen von Yenikapi. Wir müssen uns nicht einmal auf eine Hauptstrasse begeben und schon sind wir auf der Fähre nach Asien – genauer gesagt nach Yalova. Mehr zu unserer Weiterreise auf dem asiatischen Kontinent erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Stefan & Markus (Dienstag, 17 September 2019 21:59)

    Hoi Ihr Lieben
    Ihr solltet dem netten Verkäufer sagen, dass Dein Götti eine schoggi"Fabrik" hat und gerne mit ihm über Milka Schoggi und die Schweiz sprechen würde .... schön welches Bild wir vermitteln, smile
    Geniesst es weiterhin, wir freuen uns auf den nächsten Bericht

  • #2

    quai west (Sonntag, 29 September 2019 21:58)

    Liebi yvonne u david
    ä super gschicht, sehr schön, wo aber zwüschedüre gueti närve brucht!
    hoffe es geit öich guet?! isch scho es zytli här syt öier letschte story!
    hüt, 29. sept, hei mier hie s inti super wätter ka u temperature si immer no
    okay! fahret guet u mier fröie üs meh vo öich z ghöre!! liebi grüess