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Sharjah und die Ostküste der VAE

Willkommen in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Auf der anderen Seite der Strasse von Hormuz erreichen wir eine komplett andere Welt. Eine Welt, die ihre Existenz dem Erdölboom vor rund 60 Jahren zu verdanken hat. Wir erleben eine Mischung zwischen Moderne und Tradition. Pluto lernt einige Automechaniker kennen - gute und weniger gute. Und wir machen unsere ersten Erfahrungen beim Sandfahren am Strand und in der Wüste. 




Erste Eindrücke in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Nach diesem bürokratischen Hürdenlauf (siehe letzter Blogbeitrag) sind wir heilfroh, dass wir gleich zwei Kilometer nach dem Hafen einen Parkplatz am Strand finden, wo wir übernachten dürfen. Nach und nach treffen auch die anderen Overlander hier ein, die mit uns auf der Fähre waren. Kurz nach Sonnenuntergang leert sich der Parkplatz und wir lassen die letzten beiden Tage bei einem Bier im Mondlicht nochmals Revue passieren. Es ist unser erstes «richtiges» Bier seit Aserbaidschan und es mundet, wie schon lange kein Bier mehr 😊 Unser Bier müssen wir aber auch hier in der Teetasse verstecken. Obschon wir das Bier im Duty Free Shop im Hafen gekauft haben, ist Alkohol im Emirat Sharjah nicht erlaubt.

Der erste Eindruck von den Emiraten trifft uns wie ein Schlag ins Gesicht. Nach fünf Wochen Iran sind wir so viel Luxus nicht mehr gewohnt. Plötzlich sind wir mitten in dieser von Kapitalismus getriebenen Gesellschaft. Nach nur wenigen Minuten in den Emiraten fahren wir schon am ersten Starbucks vorbei, um uns herum grosse US-Autos und Hochhäuser soweit das Auge reicht. Schnell wird uns bewusst, dass das günstige Leben und die Gastfreundschaft der Iraner der Vergangenheit angehören.

Am nächsten Morgen taucht ein Einheimischer beim Parkplatz auf. Er quatscht ein Bisschen mit uns und bietet uns dann an, dass er die Männer unserer Gruppe zu einem Einkaufszentrum fährt, um eine Simkarte zu besorgen. Die Frauen bleiben beim Parkplatz und geniessen das sonnige Strandwetter.

In der City Shopping Mall gibt es einen Shop des Anbieters DU. Beim Betreten des Einkaufszentrums staunt David nicht schlecht. Protz und Blingbling erschlagen ihn fast. Davids erster Gedanke als er durch die Shopping Mall von Sharjah läuft: Für die Arbeiterklasse in den Emiraten, die mehrheitlich aus Indern und Pakistanis besteht, muss diese Shopping Mall wie ein Paradis sein. Wir Schweizer sind aber mittlerweile so weit, dass wir froh sind, wenn wir einem Leben voller Konsum aus dem Weg gehen können. Das hier ist definitiv nicht unsere Welt. Würden hier nicht ein paar Araber in traditionellen Gewändern umherlaufen, wir könnten gerade so gut in den USA sein. Und wer uns kennt, weiss, dass wir keine USA Fans sind. Im Gegensatz zur USA hoffen wir aber, dass wir hier in den Vereinigten Arabischen Emiraten immerhin auf etwas Kultur und Brauchtum treffen werden. Wir wollen während unserer Reise auch mit Einheimischen in Kontakt kommen. Die nette Fahrt mit Hamsa, dem Syrer, der uns in die Shoppingmall gefahren hat, könnte ein Anfang sein.

Das hohe Preisniveau wird uns sofort bewusst, als es um die Datenmenge für die Prepaid-Simkarte geht. Haben wir im Iran für 10GB nur ein paar wenige Franken bezahlt, kosten hier 3.5GB fast 40 Franken. Wow! Das heisst für die nächsten Wochen, sparsam sein. Wenn wir grössere Arbeiten am Blog oder Recherchen erledigen wollen, müssen wir uns wohl oder übel ein Café mit W-LAN suchen. Danach fährt Hamsa mit den Männern zum Souk (Markt). In der Fleischabteilung kauft David leckere Steaks und Hackfleisch. Am Abend gibt es «Ghackets und Hörnli» mit englischem Cheddarkäse. Der Souk ist nicht ein Basar, wie wir in aus den letzten Reiseländern kennen. Die hygienischen Standards sind um Meilen besser. Das Fleisch hängt hier nicht einfach herum und wird von Fliegen angenagt, sondern in der riesigen Markhalle befinden sich unzählige Kühlvitrinen nebeneinander. Am Ende der Fischhalle befindet sich eine sterile Küche, wo man sogar seinen Fisch ausnehmen lassen und auch gleich zubereiten lassen könnte. Alles wirkt sehr hygienisch. Unser Guide, Hamsa, hat früher in der Fleischabteilung gearbeitet. So kennt er alle und quatscht hier und da mit den Leuten. Er verhandelt hart mit den Verkäufern und organisiert uns so die besten Preise. Gemeinsam mit Hamsa hören wir kaum auf zu lachen, es ist super! Bei unserem Fleisch legt er sogar selber Hand an um es mit dem scharfen Messer zuzuschneiden. Nach einem tollen und lustigen Tag mit Hamsa kehren wir zurück zu unseren Fahrzeugen. Wie aus dem nichts will unser «Freund» plötzlich Geld für seine Dienste… Wir sind darüber sehr erstaunt und fast verärgert, da er nie erwähnt hat, dass er hierfür Geld möchte. Wir dachten es sei einfach pure Gastfreundschaft, wie dies halt jeweils im Iran der Fall war. Marc gibt ihm 100 Dirham, weil er sich den schönen Tag nicht ruinieren will und wir beteiligen uns mit einem Viertel. Ab jetzt müssen wir einfach wieder vorsichtiger sein…

Nach zwei Tagen am Strandparkplatz ziehen wir zum Aquarium um. Der Parkplatz wirkt tagsüber etwas ruhiger. Doch der Schein trügt: Am Abend füllt sich der ganze Parkplatz. Die Leute kommen aber nicht hierher, um an den Strand zu gehen oder um zu spazieren. Nein, die Araber bleiben in ihren riesengrossen klimatisierten Autos sitzen und schauen sich irgendwelche Videos an. Und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Den Motor lässt man natürlich laufen... Als um 2 Uhr morgens noch immer eine Gruppe Inder neben unserem Auto sitz und wie wild quasselt und lacht, wird es uns zu viel. Wir können bei diesem Lärm einfach nicht schlafen. Also fahren wir ein paar Meter weg vom Strandparkplatz und parkieren direkt neben dem Aquarium auf deren Parkplatz. Doch auch hier fahren um 3 Uhr, 4 Uhr in der Nacht immer noch Einheimische mit ihren teuren Autos hin. Sie parkieren direkt neben uns und lassen den Motor laufen oder sogar aufheulen. Eine erholsame Nacht sieht definitiv anders aus.


Sharjah - Die Stadt im Schatten von Dubai und Abu Dhabi

Schon einmal etwas von Sharjah gehört? Wir jedenfalls nicht. Viele die sich mit den Vereinigten Arabischen Emiraten beschäftigen kennen normalerweise nur die Städte Dubai und Abu Dhabi. Sharjah steht trotz seinen 1.3 Mio. Einwohnern im Schatten von Dubai. Da wir bereits mehrmals in Dubai waren, beschliessen wir nicht sofort nach Dubai zu fahren, sondern zuerst einmal das Emirat Sharjah zu bereisen. Müde von der letzten Nacht machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum.  

Zuerst suchen wir das Büro der Al Ain Insurance auf. Wir wollen für Pluto eine Haftpflichtversicherung abschliessen. Danach geht’s weiter zu einer Tankstelle, wo wir eine Vignette für die Maut-Gebühren in Dubai kaufen. Nach diesen beiden Stopps ist unsere Kreditkarte um 120.- ärmer und unser Tagesbudget ist schon mehr als aufgebraucht.

Wir schlendern nochmals über den Souk, da Yvonne am Vortag nicht dabei war. Der neue Lebensmittel-Souk ist wirklich top modern und es macht Freude, all die leckeren Lebensmittel anzuschauen. Wir probieren hie und da ein paar leckere Datteln, doch das Einkaufen lassen wir sein. Wir haben noch genügend Lebensmittel aus dem Iran im Kühlschrank und wir brauchen die nächsten Tage gerade nichts.

In der Altstadt von Sharjah besuchen wir den alten Souk. Er ist jedoch nur ein top modernes Touristendörfchen, wo es nur lauter Souvenirs zu kaufen gibt. Ein paar Schritte weiter besuchen wir das Sharjah Heritage Museum. Das Museum ist in einem ehemaligen Sommerpalast untergebracht. Wir erfahren vieles über die hiesige Gesellschaft, den Islam, muslimische Feierlichkeiten, den Tod und die Geburt. Es ist wirklich spannend und gibt uns einen guten Einblick, wie hier alles vor dem Ölboom war. Da uns aber noch immer die Müdigkeit der letzten Nacht in den Knochen steckt, fahren wir schon bald wieder zurück zu Pluto. Wir schauen das Fort nur von aussen an, da es, wie so einige Forts in den VAE, viel zu modern restauriert wurde und so den Charm etwas verloren hat. Danach verlassen wir die Grossstadt.

In Ajman besuchen wir einen Carrefour – wir trauen unseren Augen kaum, als wir original Greyerzer Käse, Emmi Yoghurt und Familia Müesli sehen. Hier gibt es wirklich alles. Wir reissen uns zusammen, um unseren Einkaufswagen wirklich nur mit den nötigsten Dingen zu füllen. Nach dem Bezahlen wir uns einmal mehr bewusst, wie teuer hier alles wieder ist…


Die Ostküste der VAE – von Dibba nach Al Bidya

Wir überqueren die Emirate von West nach Ost und landen kurz vor Sonnenuntergang in Dibba an einem schönen Strand. Wir fahren auf den Sand, als es schon fast dunkel wird. Und hoppla…. Plötzlich geht nichts mehr. Wir stecken im Sand fest. Muss das jetzt wirklich sein? Eigentlich sind wir selber schuld, denn wir haben den Sand und die kleine Steigung unterschätzt. Wir sind nicht mit Untersetzung gefahren und die Luft haben wir auch nicht aus den Reifen gelassen… Es ist das die erste Gelegenheit unserer Reise, unsere Sandbleche zu gebrauchen. Wir schaufeln die Räder frei und legen die Sandbleche darunter. Mit Allrad, Untersetzung und etwas Schwung kommen wir mühelos wieder raus. Ein Einheimischer mit seinem Jeep stand auch schon bereit, der uns helfen wollte. Wir parkieren also etwas weiter weg vom Meer, dort wo der Sand hart ist und verbringen eine gemütliche Nacht hier.

Da wir eigentlich Meerblick wollen, das Meer hinter der kleinen Erhöhung aber nicht sehen können, fahren wir weiter zum Snoopy Beach. Dort finden wir einen schönen Stellplatz direkt am Strand. Wir laufen den Weg zuerst zu Fuss um sicher zu gehen, dass der Sand nicht so weich ist. Alles klappt bestens und wir fahren mühelos an den Strand. Allerdings schlägt das Wetter etwas um. Sehr ungewohnt für die Emirate, denn die nächsten vier Tage regnet es immer wieder. Und dabei wollten wir doch hier das schöne Wetter verbringen. Der Himmel ist immer schwarz und wolkenverhangen und alle paar Stunden regnet es, so dass wir uns ins Innere von Pluto verziehen oder ein nettes Café aufsuchen.

Wir reisen der Küste entlang Richtung Fudschaira. Unterwegs besichtigen wir die Al Bidya Moschee. Zu unserem Erstaunen ist die Moschee sehr klein und aus Sandstein gebaut. Der übliche Schnörkel und Protz fehlen hier. Das liegt wohl daran, dass das die älteste Mosche der Vereinigten Arabischen Emirate ist. Die Moschee ist ausschliesslich aus Lehm und Stein gebaut. Es wird heute geschätzt, dass sie aus dem 15. Jahrhundert stammt.


Auf der Piste durch die omanische Donut-Enklave Madha – Das Wadi Shis

 Ein Offroad-Abstecher ins Landesinnere steht auf dem Programm. Dieser Abstecher bringt uns zuerst einmal nach Madha. Einer omanischen Enklave, die auf der Karte aussieht wie ein Donut. In der Mitte der Enklave, ist der Ort Nahwa der zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört. Für diese Tour brauchen wir auch kein Visum, es gibt keine Grenzkontrolle. In der Nähe von Nahwa fahren wir zum Wadi Shis. Die Strecke führt uns durch das ausgetrocknete Flussbeet bis zum Wadi. Unterwegs passieren wir ein paar einfache Dörfer, die ziemlich abgelegen in einer trockenen Gegend liegen. Man sieht sofort, dass hier Bewässerungssysteme im Einsatz sind. Sonst wären keine Gärten oder grüne Flächen zu sehen. Am Ende des Flussbeetes erreichen wir das eigentliche Wadi. Im Tal befinden sich unzählige Palmen, alles wirkt grün und unter den Palmen versteckt sich eine kleine Ortschaft. Bei einem Spaziergang durch die Ortschaft sehen wir auch hier links und rechts des Wegesrandes Bewässerungskanäle. Die eigentliche Sehenswürdigkeit ist ein kleiner Teich, der mit Wasser gefüllt ist. Für Araber scheint jede noch so kleine Wasserpfütze eine Attraktion zu sein. Für uns Schweizer ist das Wasserbecken, geschätzt auf 20x20 Meter nicht so spektakulär. So fahren wir nach einem kleinen Zwischenstopp wieder weiter. Kurz nach dem Wadi sehen wir riesige Baustellen und Tunnels. Wie es scheint wird hier kräftig gebaut, um die Region zu erschliessen. Moderne mehrspurige Strassen führen uns bis zum Al Bithna Fort. Ab den Dorfeingang ist das Fort ausgeschildert. Etwas überrascht folgen wir den Wegweisern, die uns mitten durchs Dorf, durch enge Gassen, vorbei an unzähligen Baustelle und schliesslich hinab in ein ausgetrocknetes Flussbeet führen. Sind wir hier wirklich richtig? Unser Navi ist der gleichen Meinung wie die Wegweiser, und so fahren wir durch das holprige Flussbeet, bis wir schliesslich beim Fort ankommen. Wir sind die einzigen Gäste weit und breit. Im Innenhof geniessen wir eine leckere Mango, die wir zuvor auf dem Markt gekauft haben. Die wohl beste uns süsseste Mango unseres Lebens!

Frisch gestärkt erklimmen wir die steilen, engen Treppen auf das Dach der Burg. Da der Wärter Zeit hat – ausser uns sind ja keine anderen Besucher hier – führt er uns durch das Fort. Vom Dach sehen wir wieder genau wo sich die Bewässerungskanäle befinden, denn nur in diesen paar hundert Metern breiten Tal ist es grün. Wir klettern auf die Mauer des Forts und besichtigen ein altes Büro. Aber auch dieses Fort wurde kürzlich renoviert und so ist vom alten, ursprünglichen Charme kaum mehr etwas zu spüren.

Da die Distanzen in den Emiraten wieder deutlich kürzer sind als im Iran, besuchen wir kurz darauf noch ein weiteres Fort. Das Al Hayl Fort. Auch hier sind weit und breit keine anderen Touristen zu sehen. Daher kommen wir wieder in den Genuss eine Führung durch den Sicherheitsdienst. Im ersten Moment müssen wir uns das Lachen verkneifen, aber nach ein paar Minuten haben wir uns an seinen sehr starken, indischen Englisch-Akzent gewöhnt und wir verstehen ungefähr, was er uns zu den einzelnen Räumen des Forts erklärt. Einige Räume wurden früher strickte nur von Männern genutzt, einige nur von Frauen und ein Raum ist speziell für den Empfang von Gästen vorgesehen. Im Turm der Burg befindet sich das Sommer-Schlafzimmer. Da das Zimmer an allen Seiten Fensterläden hat, bleibt es hier im Sommer schön kühl und es kann Durchzug erzeugt werden. Die Fort-Wächter haben früher draussen auf einer Art Wachturm übernachtet, damit sie Besucher oder Eindringlinge schon von weit her sehen können. Alle Mauern sind aus Stein und Sand bzw. Lehm gebaut und die Dächer sind jeweils aus Holz. Ein Dach wurde komplett ersetzt, dort sehen wir gut, dass Palmstämme für den Bau verwendet wurden.


Autoservice im Industrieareal von Fudschaira

Garage mit "African Work"...
Garage mit "African Work"...

Gegen Abend erreichen wir die Küstenstadt Fudschaira. Wir fahren an einer Garage vorbei, die genug hoch für unser Auto ist und entschliessen uns spontan hier einen Ölwechsel machen zu lassen. Das soll nicht die beste Entscheidung unserer Reise gewesen sein… Der Inhaber aus Bangladesch nennt uns einen Preis für den Ölwechsel. Die Ersatzteile wie Ölfilter, Dieselfilter und Luftfilter haben wir dabei, sie müssen nur eingebaut werden. Der Mechaniker aus Nigeria lässt das alte Öl ab, während sein bangaladeschi-Chef das neue Öl bringt. Der Inhaber und der Automech sind recht erstaunt, als wir sagen, dass unser Fahrzeug mit Diesel und nicht mit Benzin fährt. Das ist hier ziemlich unüblich für PKWs. Daher holt er ein anders Öl. Auf der Flasche ist ein Lastwagen abgebildet. Leider stimmt auch die Schmierfähigkeit nicht. Wir wollen 5W30 Öl, so wie das erste, das der Bangladeschi gebracht hat, aber für Dieselmotoren. Sie versuchen es aufzutreiben, aber wie sich nach einiger Zeit herausstellt, ist ein solches Öl ist nicht erhältlich. David und Yvonne studieren die Angaben auf den Verpackungen und das Benutzerhandbuch des Nissans. Die Angaben wollen irgendwie einfach nicht zusammenpassen. Doch zurück können wir nicht mehr: das alte Öl ist schon abgelassen. Und auch der Inhaber der Garage hat keine Ahnung. Also rufen wir unseren lieben Freund und Automechaniker Matthias in der Schweiz an. Er versichert uns, dass wir das 5W30 für Benzinmotoren nehmen können. Zum Glück haben wir einen so guten Ansprechpartner in der Schweiz. Es ist nicht das erste Mal, dass wir ihn Anrufen. Also lassen wir den Nigerianer James den Service fertig machen. Er wechselt auch den Öl- und Dieselfilter. Als er fertig ist, wollen wir Pluto wieder starten. Doch dieser stottert leider nur. David fragt James, ob er denn den Dieselfilter mit der manuellen Handpumpe gefüllt habe, damit keine Luft in der Leitung ist. Er bejaht. Dann öffnet er die Motorhaube wieder und schraubt irgendetwas am Dieselfilter herum, er löst dabei den Dieselschlauch. Dabei spritzt ihm bestimmt ein Liter Diesel ins Gesicht und auf die Kleidung. Erst jetzt hat er die manuelle Pumpe betätigt, welche David bereits vorhin danach gefragt hat. Nach zwei, drei weiteren Startversuchen springt der Motor dann an. Auf unseren Wunsch hin überprüft James, ob das Radlager Spiel hat. Hierzu bockt er Pluto auf und rüttelt fest an allen Rädern. Leider hat das linke Hinterrad Spiel. Er sagt uns, dass die Arbeit etwa 3-4 Stunden dauern würde und 50 Franken kosten würde. Er ruft schon mal einen Ersatzteilhändler an, der wenige Minuten später mit dem Ersatzteil in der Garage steht. Dann schraubt James das Rad ab und zerlegt unsere komplette Hinterbremse. Da wir dort Trommelbremsen haben, ist das ganze deutlich aufwändiger wieder zusammenzubauen als bei Scheibenbremsen. Doch bis zum Zusammenbauen sollen noch einige Stunden vergehen. Als James den Übeltäter, das Radlager bzw. die komplette Steckachse ausgebaut hat, stellt er fest, dass das gelieferte Ersatzteil ganz anders aussieht wie das defekte Teil, das in Plutos Hinterachse steckt. Also telefoniert er herum und versucht das richtige Ersatzteil aufzutreiben. Er fährt auch selber zu einigen Ersatzteilhändlern, doch das benötigte Radlager scheint nicht erhältlich zu sein, da die in den V.A.E herumfahrenden Benzin-Navaras anders aufgebaut sind. Ein weiterer Fachmann wird dazu gezogen… Er sagt, dass er das Radlager von der ca. 1 Meter langen Steckachse runter pressen könnte, damit nur das Lager ersetzt werden kann. Das hört sich gut an. Doch auch nach mehr als einer Stunde ist es unmöglich, nur das Radlager ohne Steckachse aufzutreiben. Auch bei Nissan in der Schweiz ist nur die gesamte Steckachse erhältlich, für etwa 1´000 Franken netto, wie uns Matthias mitteilt. Wir sind etwas ratlos was wir machen sollen. James meint, dass wir so schon weiterfahren können, aber nicht Offroad und nur mit 80 km/h. Wir sollen schauen, ob das gewünschte Teil im Oman erhältlich ist.

Aber wir werden erst in zwei Wochen in den Oman reisen und bis dahin wollen wir auch noch Offroad fahren. Es ist längst dunkel und wir überlegen hin und her. Plötzlich meint James, dass er das Problem beheben kann. "I do African work for you.". Wir wissen nicht so recht was wir davon halten sollen. Er erzählt uns, dass er zusätzliche Unterlagscheiben einbauen will. Aha… Wir lassen ihn mal machen. Es ist schon fast 20 Uhr und dunkel. Da er die ganze Bremse bei der Demontage auseinandergenommen hat, muss er die jetzt wieder zusammenbauen. Und leider scheint James nicht zu wissen wie das geht. Also demontiert er auch noch das rechte Hinterrad, um zu schauen wie die Bremse zusammengebaut ist. Das alles wirkt irgendwie nicht sehr vertrauenserweckend. Da er nicht mal richtiges Licht hat, geben wir ihm unsere Stirnlampe, damit er die trotz Dunkelheit beenden kann. Kurz nach 21 Uhr ist das Werk dann vollbracht. Pluto hat wieder alle Räder dran und das Rad wackelt nicht mehr. Der Inhaber bietet uns an, bei ihm im Innenhof zu übernachten, da es schon spät ist. Dankend nehmen wir an. Zusammen mit James verabreden wir uns auf eine Wasserpfeife in der benachbarten Shisha-Bar. Danach gehen wir erschöpft zurück in den Werkstatt-Innenhof und legen uns ins Bett. Gegen 23 Uhr klopft es plötzlich an unserer Türe. Ein Mitarbeiter der Werkstatt steht da und lädt und zum Abendessen ein. Wir lehnen dankend ab, da wir vor einigen Stunden schon etwas gegessen haben, als die Mitarbeiter auf der Suche nach einem passenden Ersatzteil waren. Er gibt uns zu verstehen, dass das ein Problem sei, denn wir seien ihre Gäste und sie hätten für uns gekocht. Also tauschen wir unser Pyjama gegen die Jeans und gehen in den Aufenthaltsraum, der gleichzeitig auch das Schlafzimmer des Chefs und der fünf Mitarbeiter ist. Sie teilen sich hier drei Kajütenbett. Sie haben zwei pakistanische Curries gekocht. Wir setzen und zu ihnen an den Boden und essen das Curry. Wir stellen uns etwas umständlich an, da wir erstens eigentlich schon satt sind und zweitens, wir es nicht gewohnt sind, ohne Besteck, nur mit den Händen zu essen. Und wir sind hundemüde. Trotzdem wollen wir nicht unfreundlich sein und bleiben rund eine Stunde bei ihnen. Sie erzählen und einiges aus ihrer Heimat und über ihr Leben hier in den Emiraten. Alle Mitarbeiter der Garage und der Autowaschanlage arbeiten 7 Tage die Woche, von 8-21 Uhr. Der Inhaber ist seit 10 Jahren in den Emiraten. Er ist Geschäftsführer und doch muss er sich ein Zimmer mit seinen fünf Mitarbeitern teilen. Für uns Schweizer ist das unvorstellbar. Doch für ihn sei es hier besser als zu Hause in Bangladesch. Für den Jüngsten von ihnen, einen 21-jährigen haben sie andere Zukunftspläne: er soll sich doch eine hübsche europäische Frau suchen, damit er nach Europa oder nach Kanada gehen kann, um dort zu arbeiten.


Garage Nummer 2 in Fudschaira

Professionelle Nissan-Garage
Professionelle Nissan-Garage

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den netten Garagisten und fahren zu einer Wäscherei, die sich im selben Industrieareal befindet. Wir haben kaum mehr frische Kleider und müssen endlich mal wieder waschen (lassen). Während Yvonne den Preis mit dem Chef der Wäscherei aushandelt, wird David von einem Garagisten angesprochen, der seine Werkstatt neben der Wäscherei hat. Wir erzählen ihm von unserem provisorisch behobenen Problem mit der Hinterachse und erklären, dass das Ersatzteil nicht erhältlich sei. Er geht mit David ein paar Geschäfte weiter, denn dort sei der Original-Nissan-Ersatzteilehändler. Hätten wir das doch schon am Tag zuvor gewusst! Aber wir waren etwas naiv, denn wir wollten ursprünglich nur einen einfachen Ölwechsel machen… Für die Zukunft haben wir aber gelernt, dass wir uns vorher besser informieren.

Wir schildern unser Problem und die Herren suchen im Computer nach dem Ersatzteil. Nach einiger Recherche und ein paar Telefonaten teilen sie uns mit, dass die hintere Original-Steckachse innert 24 Stunden erhältlich ist. Wir sagen also zu, dass sie das Teil bestellen sollen. Erst als sie per Telefon die endgültige Bestellung bei ihrem Lieferanten tätigen wollen, fragen sie uns, ob wir eine Differenzialsperre haben. Wir bejahen. Ojemine... Dann geht die Telefoniererei weiter und schlussendlich stellt sich heraus, dass sie nur das Ersatzteil für die rechte Seite organisieren können, innert 2-3 Tagen. Unser Problem liegt aber auf der linken Seite.  Wir finden in diversen Internetforen die Information, dass das Teil links und rechts identisch sei. Also beauftragen wir sie, das Ersatzteil zu bestellen. Falls es nicht passt, könnte es immer noch retourniert werden.

Wir suchen uns in der Nähe von Fudschaira einen gemütlichen Übernachtungsort und werden am Strand von Kalba fündig. Am nächsten Morgen machen wir uns wieder auf den Weg zum Ersatzteilehändler. Im Hinterhof haben sie gleich eine Werkstatt, wo sie das Teil montieren können. Damit die Handwerker besser arbeiten können, laden wir die Kabine vom Pickup ab. Dann wird der Nissan Navara aufgebockt und die beiden indischen Arbeiter beginnen zu werken. Wir sehen, dass Pluto Öl verliert, genau dort wo das Öl über eine Schraube abgelassen wurde. Nicht mal das haben die Herren in der anderen Garage am Vortag richtig hingekriegt…! Sie haben die Schraube nicht richtig abgedichtet. Wie sich heraus stellt, haben die beiden Inder deutlich mehr Ahnung als der Nigerianer vom Vortag. Das Ganze ist nun richtig professionell, so wie wir uns das vorstellen. Die Hinterbremse muss nämlich nicht zerlegt werden, um die Steckachse zu entfernen. Das hätte James bestimmt zwei Stunden an Arbeit gespart, denn er hatte vor allem mit dem Wiederzusammenbau seine liebe Mühe. Als beide "alten" Steckachsen ausgebaut sind, vergleichen wir die Teile mit den neu gelieferten Ersatzteilen. Und in der Tat, die linke Steckachse ist ca. 3cm kürzer als die rechte. Somit passt das Ersatzteil nicht. Schade! Da aber bei der rechten Seite etwas undicht ist und Öl in die Trommelbremse gelaufen ist, lassen wir die rechte Seite gleich auswechseln. Unser Schweizer Automech meint sowieso, dass das Radlager jeweils nach gut 160´000km den Geist aufgibt und die rechte Seite vom Kreisverkehr-Fahren deutlich mehr beansprucht ist. Also lassen wir diese Seite auswechseln. Unser akutes Problem von der linken Seite bleibt aber weiterhin bestehen. Die beiden Automechaniker beratschlagen sich. Ein dritter Fachmann, der eine grosse Presse hat, wird herbeigerufen. Er könnte die neue Steckachse kürzen und die Kerbung am oberen Ende einfach einige Zentimeter weiter unter wieder neu einstanzen. Das hört sich eigentlich gut an. Doch dann wird zusätzlich der Geschäftsführer der Garage beigezogen. Er rät uns von dieser Lösung ab, da das Metall einige Zentimeter weiter unten, nicht mehr gleich hart wäre, würden sie diese Arbeit verrichten. Also lassen wir es vorerst sein. Der Chef des Ersatzteilelagers hat mittlerweile unzählige Telefonate getätigt. Mal heisst es, dass das Teil erhältlich sei, mal heisst es, dass es das Teil gar nicht gibt, mal heisst es, dass die Lieferfrist einen Monat dauert. Wir bekommen alles Mögliche zu hören. Gegen Abend teilt er uns mit, dass er das linke Ersatzteil auf Ende Januar bestellen könnte. Ein Monat Lieferfrist. Nach einiger Diskussion klingt das für uns als die beste Lösung. Denn wir werden nach dem Oman sowieso wieder in die Emirate reisen. Dann fahren wir eben nochmals in Fudschaira vorbei und lassen dann die linke Steckachse ersetzen. So haben wir eine saubere Sache. Hier kostet uns das Ersatzteil - original von Nissan - inklusive Montage 500 Franken. In der Schweiz wäre das Ersatzteil netto für 1´100.- erhältlich, ohne Arbeit und ohne Aufpreis für den Nissan-Händler. Eigentlich eine Frechheit… Am Ende des Tages ist also auf der rechten Seite wieder alles dicht und links ist wieder die alte Steckachse eingebaut. Im März, wenn wir zurück in die Emirate kommen, wir dann das Problem endgültig behoben.


Stierkämpfe und Sightseeing in Fudjairah

Neben der ganzen Ersatzteil-Suche blieb uns genügend Zeit, um die Sehenswürdigkeiten von Fudschaira zu erkunden. Die Stadt hat ein ganz spezielles kulturelles Highlight zu bieten. Jeden Freitagabend finden hier Stierkämpfe statt. Und zwar keine blutigen Stierkämpfe wie in Spanien, sondern solche wie im Wallis bei den Ehringer-Kühen. Wir sind etwa eine halbe Stunde vor Showbeginn am Ort des Geschehens. Die Stiere werden an Pfählen angebunden. Manche Stiere sind wirklich riesig und sehr kräftig. Sie scharren wie wild im Sand. Auf einem Sandplatz befindet sich ein Art Arena, die mit Pfeilern und Zäunen abgesperrt ist. Rings herum parkieren immer mehr Einheimische ihre Autos, nur ein paar Zentimeter vom Zaun entfernt. Die Einheimischen steigen nicht mal aus dem Auto aus, um das Spektakel mitzuverfolgen. Wie wir merken ist unser Nachbar im Auto sehr mürrisch. Sobald jemand nur ein paar Sekunden vor seinem Auto durch läuft und seine Sicht einschränkt, beginnt er sofort zu hupen. Und alle lassen natürlich den Motor laufen wegen der Klimaanlage. Wobei man bei knapp 25°C eigentlich gut darauf verzichten könnte. Trotzdem gibt es neben uns auch einige Einheimische und Arbeiter, die den Stierkampf von Nahem, direkt am Zaun, mitverfolgen.

Die ersten zwei Stiere werden auf den Platz geführt. Das Seil vom Nasenring wird entfernt, sobald die beiden Stiere ihre Köpfe aneinander gedrückt haben. Dann beginnt der Kampf. Die Stiere mit ihren Hörnern folgen ihrem natürlichen Instinkt und drücken mit dem Kopf gegen den anderen Stier, um die Rangordnung zu regeln. Der Stier, der als erstes zurück weicht, hat verloren. Zwei Helfer und ein Schiedsrichter befinden sich auf dem Platz. Die Helfer schauen, dass die Stiere auch wirklich kämpfen und nicht nur gemütlich den Kopf aneinander drücken. Wenn zwei Stiere nur ruhig herumstehen, helfen sie manchmal mit lauten Schreien und ein paar Stockschlägen nach. Der dritte Herr auf dem Feld ist der Schiedsrichter. Die Kämpfe sind wirklich spannend anzusehen. Einige Stiere stehen deutlich kleiner aus als ihre Gegner, dennoch gewinnt manchmal der vermeintliche Aussenseiter. Wir bekommen aber auch einige Unentschieden zu sehen. Wenn es auch nach ein paar Minuten noch keinen Gewinner gibt, dann werden die Stiere wieder getrennt. Die Stiere haben ein Seil um ein Bein oder um den Hals gewickelt. Bei einem Unentschieden werden dann etwa 10-15 Helfer dazu geholt, die jeweils an Ende des Seils ziehen, um die beiden Stiere auseinander zu bringen. Wir staunen nicht schlecht, als wir sehen, dass all diese Helfer, auch der Schiedsrichter und die beiden Helfer, die sich immer auf dem Platz befinden, barfuss sind. Wäre das bei uns in der Schweiz, würden wahrscheinlich alle Stahlkappen-Schuhe tragen. Sobald die Stiere nicht mehr Kopf-an-Kopf mit dem anderen Tier stehen, scheinen sie wieder deutlich friedlicher zu sein als während dem Kampf. Dann wird ihnen auch wieder ein Strick durch den Nasenring geführt und um die Hörner gebunden. So können die Stiere relativ problemlos herumgeführt werden.

In Fudschaira befindet sich auch die Scheich Zayed Moschee. Ein wirklich imposantes Bauwerk. Bereits von weitem sehen wir die sechs weissen Minarette in den Himmel ragen. Die Moschee ist von einem riesengrossen Parkplatz und einer schönen Grünanlage umgeben. Die meisten Moscheen in den Emiraten dürfen von Nicht-Moslems nicht besucht werden. So bestaunen wir dieses Prachtexemplar aus Granit und Marmor halt nur von aussen. Auch das ist schon sehr eindrücklich. Die vielen kleinen Kuppeln, die sechs Minarette, die 100 Meter hoch sind. Die Scheich Zayed Moschee ist die zweitgrösste Moschee in den Emiraten (nach Abu Dhabi) und bietet Platz für 20'000 Gläubige.


Corniche Park und Beach in Kalba

Da wir aufgrund der Werkstattbesuche einige Tage in Fudschaira und am Kalba Beach sind, können wir auch die Einheimischen beim täglichen Picknicken am Strand oder im Park beobachten. Allabendlich füllt sich der Parkplatz um uns herum mit Autos. Aus dem Kofferraum werden Teppiche, Campingstühle, Holzkohlegrills und jede Menge Essen heraus geholt. Schade ist nur, dass sie den ganzen Müll einfach an Ort und Stelle am Strand liegen lassen, obwohl sich etliche Container am Strand befinden. Den ganzen Tag und den ganzen Abend patrouillieren zwei Reinigungsmitarbeiter, die den Müll einsammeln, sobald eine Familie ihr Picknick beendet hat.

Wir lernen eine neue Art des Fischens kennen: Nur wenige Meter vom Ufer haben die Fischer ihr Netz gespannt. Am späteren Nachmittag wird das Netz an Land gezogen, mit Hilfe eines Pickups ziehen sie das Netz aus dem Wasser. Ihr Fang sieht nicht schlecht aus. Wir schauen zu, wie sie die Fische aus dem Netz holen und auf ihre Pickups verladen. Viele Einheimische und auch einige Kinder versammeln sich um die Fischer. Die Fischer müssen ihre Beute regelrecht verteidigen. Aber nicht etwa vor den Möven, nein. Vor den Einheimischen und den Kindern. Sie klauen ihnen Sackweise Fisch weg. Die vier Fischer haben keine Chance gegen so viele Leute von allen Seiten. Teilweise wehren sie sich mit Eisenstange und versuchen die Kinder zu verscheuchen und vom Klauen abzuhalten. Aber das scheint die einheimischen Kids nicht zu interessieren. Wir sind ziemlich entsetzt, wie respektlos die Leute mit den Fischern umgehen, allgemein ist es erschreckend wie hier die Gastarbeiter behandelt werden.

Es ist sehr erstaunlich wie viele Fastfoodlokale es in den Emiraten gibt. Und es ist kaum vorstellbar wie viel Müll dadurch produziert wird. Es gibt viele Drive-ins, aber auch auf normalen Parkplätzen vor einem Supermarkt, einem Café, der Wäscherei oder einem Imbiss steigen die Araber nicht einmal aus, sondern sie bleiben in ihrem Auto sitzen und hupen. Dann warten sie bis ein Mitarbeiter zum Auto kommt, sie geben ihre Bestellung auf und warten, bis der meist aus Bangladesch, Pakistan oder Indien stammende Mitarbeiter ihnen die Waren bringt. Da ist es naheliegend, dass viele Einheimische übergewichtig sind – sehr oft auch schon die Kinder.

Wir haben in Fudschaira eine gute Alternative zum Fastfood gefunden. Im Industriegebiet wo wir wegen der Autoreparatur die letzten Tage einige Male zu Besuch waren, gibt es ein sehr leckeres pakistanisches Restaurant. So essen wir während unserem Aufenthalt in Fudschaira gleich drei Mal dort zu Abend. Für 5-6 Franken werden wir beide satt, inklusive Getränke. Und das Naan-Brot wird direkt um die Ecke beim Bäcker geholt. Wirklich lecker.


Weihnachten im Sand und Begegnungen mit Einheimischen

Es ist Weihnachten. Wir suchen einen grossen Carrefour Supermarkt auf und überlegen uns, was wir essen wollen. In der Frischkäse-Theke sehen wir französischen Raclettekäse. Und in der Fleischabteilung kaufen wir Rindfleisch und Poulet für ein leckeres Fondue Chinoise. Es ist das erste Land seit langem, das so viele ausländische Produkte im Angebot hat. Wir freuen uns an einigen europäischen Produkten, aber gerade bei den Früchten und beim Gemüse kommen die Produkte von sehr weit her. Wir sind uns nicht mehr gewohnt, dass wir schauen müssen, woher die Äpfel oder die Tomaten kommen. In den letzten Reiseländern war alles immer regional. So können wir hier zwischen türkischen Tomaten, iranischen Äpfeln, Milch aus Neuseeland und Käse aus der Schweiz wählen.

Nach dem leckeren Fondue Chinoise vom Vorabend verbringen wir einen faulen Tag am Strand von Kalba. Am Nachmittag kommt Muhammed vorbei, ein netter Pakistani. Er setzt sich zu uns, trinkt Tee und erzählt uns einiges von seinem Leben und über Pakistan. Er ist bereits seit 32 Jahren in den Emiraten und hat somit die ganze Entwicklung nach dem Erdöl-Boom miterlebt. Er arbeitet als Lastwagenfahrer und fährt einen Truck, der all die künstlichen Grünanlagen und Palmen am Strassenrand wässert. Er kommt während ein paar Tagen immer mal wieder für einen Schwatz bei uns vorbei. So erfahren wir von ihm, dass in Fudschaira Strom mit Diesel erzeugt wird. So etwas kann sich wirklich nur ein Land mit Erdöl-Vorkommen leisten.

Am Abend spricht uns ein Araber auf unser Schweizer Autokennzeichen an. Der nette Saeed und seine Frau machen jeweils Skiferien in St. Moritz und er reitet dort beim Poloturnier auf dem gefrorenen See mit. Die drei Kinder beschäftigen sich mit dem Kindermädchen, während wir mit den Eltern einige Geschichten austauschen. Sie sind richtig angefressen von unserer Reise und unserem Fahrzeug. Wir tauschen die Handynummern und den Instagram-Account aus und sie laden uns zu sich nach Hause ein. Wenn wir in Dubai sind, sollen wir bei ihnen vorbeikommen. Sie wohnen auf der Palme. Mal schauen, ob sich das einrichten lässt.

Auch Mohammed kommt regelmässig bei uns vorbei. Als wir ihm sagen, dass wir am nächsten Tag weiter fahren werden, ist er etwas traurig. Er will noch ein letztes Mal mit uns frühstücken. Wir staunen nicht schlecht, als er am nächsten Morgen mit sechs gekochten Eiern, scharfen Rührei und einer Packung Toastbrot vor unserem Auto steht. Und das einfach, weil er es nett fand, mit uns zu plaudern. Genau wegen solchen Begegnungen lieben wir das Reisen. Er gibt uns auch noch eine grosse Packung mit getrockneten Kichererbsen mit auf dem Weg, das sei ein guter Snack beim Autofahren. Zum Glück haben wir als kleines Merci immer Toblerone im Kühlschrank.  An diesem letzten Morgen in Fudschaira ist das Licht etwas komisch, richtig grell. Wir erfahren später, dass wir soeben eine Sonnenfinsternis verpasst haben. Schade!


Offroad durch Wadis und Sanddünen bis zum Jebel Yais Berg

Da am 29. Dezember unsere Freunde aus der Schweiz in Dubai landen, müssen wir langsam wieder Richtung Westküste reisen. Wir entschliessen uns nicht die Asphaltstrasse zu nehmen, sondern eine kleine Offroad-Tour am Wüstenrand zu nehmen. Die Route ist recht einfach zu fahren. Zuerst fahren wir durch ein paar Wadis, dann durch karge Steinwüsten, bis wir schliesslich eine schöne Sanddüne erreichen. Die Piste ist hart und so haben wir keine Mühe durch diese Gegend zu fahren. Kurz nachdem wir wieder Asphalt unter den Rädern haben, hat Pluto keine Kraft mehr. Die Motorkontrollleuchte ist an. David steck unser Diagnosegerät an und wir sehen eine Fehlermeldung beim Kurbelwellen-Sensor. Wir können aber am Auto selbst nichts Komisches feststellen. So löschen wir die Meldung und fahren weiter. Wenn es etwas Schlimmes ist, wird die Meldung schon wieder auftauchen. Und was war zum Glück bis heute – mehr als 1’000km später – nicht der Fall.

An der Westküste angekommen, suchen wir uns in Ra’s al-Chaima einen schönen und ruhigen Stellplatz. Doch irgendwie finden wir kein richtig gutes Plätzchen. Also fahren wir einfach weiter Richtung Berge. Der Jebel Yais ist mit 1'300 m.ü.M. der höchste Berg der Emirate. Die Asphaltstrasse ist in einem sehr guten Zustand, teilweise sogar mehrspurig und führt viele Serpentinen hinauf, immer weiter Richtung Gipfel. Auf einer Aussichtsplattform sehen geniessen wir die Aussicht. Rechts von uns sehen wir die Küste und das Meer, links von uns ist Gebirge. Wir befinden uns sehr nahe an Mussandam, einer Enklave des Oman. So müssen wir plötzlich umdrehen, denn die Strasse ist plötzlich gesperrt. Ins Grenzgebiet darf niemand. Ausser ein paar Waghalsige, die sich auf die längste Zipline der Welt wagen. Nur dann darf man noch ein paar Meter weiter nach oben, um dann blitzschnell in die Tiefe zu rasen.

Wir finden einen grossen Parkplatz am Strassenrand und geniessen den Sonnenuntergang über den Bergen. Rasch wird es kühl am Abend. Doch ruhig wird es hier oben scheinbar nie. Zu jeder Nachtzeit fahren unzählige Autos die Strasse hoch, manchmal hört es sich an wie ein Autorennen. Wir fragen uns, was man um diese Zeit hier oben will, zumal die Strasse ein paar Kilometer weiter endet und es weder ein Restaurant noch sonst etwas gibt hier oben. Um 01:30 Uhr parkieren dann ein paar Inder direkt neben uns. Es ist ja nicht so, dass es noch etwa 100 andere Parkplätze frei hätte... Als sie dann laut-fröhlich ihre Mitternachtsparty starten, wird es Yvonne zu viel. Sie steht auf und sagt den Nachbarn, dass wir gerne schlafen würden. Zum Glück reagieren sie verständlich und sie sind danach deutlich ruhiger. Aber so richtig erholsam war die Nacht in den Bergen nicht. Schon um 7 Uhr morgens startet die nächste Party neben unserem Auto. Und nein: es ist nicht Wochenende! Schlafen die eigentlich nie hier in diesem Land? (Vielleich nicht, es muss ja, vor lauter Geld keiner arbeiten)


Al Hamra Yachthafen

Etwas gerädert machen wir uns auf den Weg zurück an die Küste. In Al Hamra soll es eine verlassene Geisterstadt geben. Doch es lohnt sich nicht mal auszusteigen. Wir fahren durch die verlassenen Häuser hindurch. Teilweise sind sie wohl schon wieder bewohnt, wahrscheinlich von Afghanen, die sich nichts anderes leisten können.

Müde von der letzten Nacht wollen wir an einem Strand etwas chillen. Der Strand von Al Hamra stellt sich als kleiner Glücksgriff heraus. Der Sand ist schön hell, kaum Wellen und fast kein Wind. Hier lässt es sich gut aushalten. Im Hafen von Al Hamra parkieren wir für die Nacht. Hinter uns befindet sich eine riesengrosse Expad-Wohnsiedlung, vor uns liegen die teuren Jachten im Hafen und auf der anderen Seite der Bucht ist das Ritz-Carlton und ein Golfplatz. Und mittendrin sind wir mit Pluto, verbringen eine gemütliche und ruhige Nacht, ohne etwas dafür zu bezahlen. 😊

 

Wir fahren zurück Richtung Dubai, denn in zwei Tagen landen unsere Schweizer Freunde. Unterwegs wollen wir noch etwas Wein kaufen für Silvester. In einem Industriegebiet finden wir einen Alkoholladen. Im Emirat Ras’al-Chaima ist der Verkauf von Alkohol erlaubt. Den Laden sehen wir schon von weiten, denn es ist der einzige Ort in diesem Industriegebiet, wo sich unzählige Autos tummeln. Er herrscht reger Betrieb im Laden. Auch Araber und Pakistanis decken sich mit Alkohol ein. Hier scheint man es mit dem Glauben nicht ganz so genau zu nehmen. Wir kaufen ein paar Flaschen Wein, damit wir am Silvester anstossen können.

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