Proteste im Iran, unser Umweg und Shiraz
Der Iran gefällt uns super und wir fühlen uns wohl. Doch plötzlich hören wir von den Ausschreitungen, die aufgrund der Erhöhung des Benzinpreises ausgebrochen sind. In vielen Städten wird demonstriert. Was sollen wir tun? Weiterreisen oder ausreisen? Ist es noch sicher im Iran oder wird uns etwas passieren? Hier schreiben wir, wie wir die turbulenten Tage erlebt haben und wie unsere Reise weiter geht.
Die Nachricht über die Proteste und wie es weiter geht
Wir sind zurück vom Einkaufen und haben genügend Rial gewechselt für die nächsten paar Tage.
Doch als wir wieder im Hotel sind, überbringen uns unsere Deutschen Freunde leider ziemlich schlechte Nachrichten. Bekannte von ihnen seien in Isfahan und dort gäbe es schlimme Proteste wegen der Erhöhung des Benzinpreises. Sie schildern in ihren Nachrichten wirklich unschöne Ereignisse und sie raten uns, auf keinen Fall weiter zu Reisen und im Hotel zu bleiben, da wir dort sicher sind. Wir sind geschockt! Wir hatten einen genauen Plan im Kopf, was wir die nächsten Tage machen wollten. Und jetzt plötzlich so etwas? Wir haben Angst. Im Internet sehen wir einige Bilder von den Protesten in anderen Städten, am Fernseher wird nur sehr wenig darüber berichtet.
Was sollen wir machen? Niemand von uns will etwas riskieren und vor allem haben unsere Freunde ein Kleinkind dabei. Wir diskutieren und überlegen hin und her. Die Iran-Strassenkarte liegt ausgebreitet im Zimmer und wir prüfen unsere Optionen. Eigentlich wollen wir bis nach Bandar Abbas im Süden, doch bis dorthin sind es über 2'000 Kilometern, vorbei an mehreren grossen Städten. Schaffen wir das? Trauen wir uns das zu? Erwarten uns unterwegs Strassenbarrikaden? Oder sollen wir ausreisen? Unsere Pläne mit dem Winter im Oman begraben? Das fällt uns wirklich sehr schwer, haben wir uns doch die letzten zwei Wochen so wohl und willkommen gefühlt im Iran.
Wir beschliessen, dass wir am nächsten Morgen gemeinsam im Konvoi zurück Richtung türkischer Grenze fahren, damit wir möglichst rasch ausreisen können. Seit heute funktioniert das Internet nicht mehr. Somit können wir uns nicht mehr informieren, was im Iran gerade so passiert. Einzig unsere internationale Simkarte der Swiss funktioniert noch. So können wir unsere Freunde zu Hause informieren, dass es uns gut geht. Wir fahren über 500 Kilometer zurück, fast genau die gleiche Strecke, die wir bereits vor vier Tagen gefahren sind. Wir passieren einige kleinere Ortschaften und einige für den Iran eher kleine Städte, die aber allesamt grösser als Bern sind. Und wir sehen nirgendswo Proteste, Demonstranten oder Blockaden. Wir werden wie immer herzlich begrüsst und die Leute winken uns zu. Wir fühlen uns keineswegs unwohl. Wir beschliessen während der Fahrt, dass wir noch nicht ausreisen wollen. Wir wollen unserem Traum vom Winter in den Emiraten und im Oman nicht begraben, wir wollen dem Iran noch eine Chance geben. Beim nächsten Stopp informieren wir unsere Deutschen Freunde darüber. Und sie sind genau der gleichen Meinung. Auch sie haben während den letzten Kilometern nichts von den Protesten mitbekommen und sich nicht unwohl gefühlt. So bringen wir uns in Urmia, nahe der türkischen Grenze, vorerst in Pole-position, falls wir doch ausreisen müssen.
Abwarten und Tee trinken im 5* Hotel

Für uns alle wäre es eine sehr drastische Änderung unserer Reisepläne, wenn wir den Iran jetzt verlassen würden. Also suchen wir uns im Urmia, 40 Kilometer vor der türkischen Grenze, ein nettes Hotel, um ein paar Tage abzuwarten. Da das Internet nicht funktioniert, steuern wir ein Hotel an, das auf Google gut bewertet ist und am Stadtrand liegt. Wir wollen die Stadtzentren meiden. Als wir vor dem Hotel stehen, wissen wir auch woher die gute Bewertung kommt. Fünf Sterne sind an der Hotelfassade zu sehen. Es ist abends, der Verkehr in der Stadt war mörderisch und die Fahrer David und Ingmar sind müde. Daher beschliessen wir, dass wir trotz des hohen Zimmerpreises von 75 Franken pro Nacht hierzubleiben. So ein pompöses Zimmer hatten wir noch nie. Da wir eh keine Sehenswürdigkeiten im Zentrum anschauen wollen, geniessen wir die Badewanne und den Wellnessbereich ausgiebig. Wir telefonieren mit einem Automechaniker in Isfahan und einem Agenten in Bandar Abbas. Als wir sie fragen, wie die Lage wegen den Demonstrationen sei, antworten beide, dass das Wetter schön sei. Wir sind etwas verwirrt. Sprechen sie zu schlecht Englisch oder dürfen sie mit uns nicht über dieses Thema reden? Oder wollen sie uns mit dieser Aussage zu verstehen geben, dass die Lage in Ordnung sei? Wir versuchen per SMS und per Telefon andere Reisende zu kontaktieren, die derzeit im Iran sind. Da das Internet nicht geht, sind sie derzeit unsere einzige Informationsquelle. Im Südwesten des Landes scheint es ausserhalb der Städte ruhig zu sein, obwohl es dort gemäss Medien grosse Demonstrationen geben soll. Und die beiden Motorradfahrer, die vor zwei Tagen in Isfahan mitten in eine Demonstration geraten sind, sind weiter nach Shiraz gereist. Das stimmt uns positiv.
Die Weiterreise nach den Protesten durch verschneite Berge
