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Wahiba Sands, Oryx Wildlife Reservat und Salala

Unsere allererste Wüsentour, weisse Dünen und viel Nichts bis Salala

In Sur brechen unsere Freunde die Reise ab. Alleine in die Wüste zu fahren ist uns zu gefährlich. Wir reisen weiter entlang der schönen Küste Richtung Süden. Doch ganz auf Sand und Dünen verzichten müssen wir auf unserer Weiterreise trotzdem nicht.


Oman



Die Küstenstrasse von Sur bis Qalhat

Wir lassen also die Wüste rechts liegen und fahren Richtung Süden nach Ras al-Hadd. Die Strasse führt uns zunächst direkt der Küste entlang und wir geniessen viele schöne Ausblicke aufs Meer. Einige Strände rund um Ras al-Hadd gehören zum Turtle Nature Reserve. Es gibt auch ein Visitor Center, in dem man die Schildkröten hautnah erleben kann. Allerdings haben wir von anderen Reisenden nicht viel Positives über dieses Center gehört. Daher wollen wir an einem nahegelegenen Strand schauen, ob wir die Schildkröten auch so zu Gesicht bekommen. Zu diesem Strand führt jedoch keine normale Strasse, sondern die Zufahrt erfolgt auf einer ehemaligen Landebahn für Flugzeuge. Ach ja, das mit dem Wind war nichts... er ist immer noch omnipräsent!

 

Am Strand sind einige Fischerboote und Holzunterstände zu sehen, in denen die Fischer ihr Equipment aufbewahren. Wir beobachten die Fischer, wie sie ihre alten Netze flicken. Eine grosse Tafel weist darauf hin, dass auch hier die Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Man soll daher nicht auf dem Strand umherfahren und ein paar weitere Regeln einhalten. Lieder ist auch dieser Strand recht schmutzig. Hauptsächlich liegt Müll der Fischer herum: alte Netze, Köder, Styropor, Angelschnur u.v.m. Die Fischer verwandeln den Strand auch in eine kleine Autobahn. Unglaublich, wie schnell sie mit ihren Pickups über den Strand fahren. Auch für Fussgänger ist dieses Fahrverhalten schon ziemlich gefährlich, geschweige denn für die armen Schildkröten. Und es ist nicht so, dass sie nur über den Strand fahren, um zu ihren Booten zu gelangen. Sie fahren wie Wilde, grundlos, über den Strand und lassen ihre Motoren aufheulen. Willkommen in einem Naturschutzgebiet. Es ist kein Wunder, dass wir hier bei unserem nächtlichen Spaziergang keine einzige Schildkröte sehen.

Ach ja... für Fischer scheint es aber wirklich ein guter Strand zu sein: David fängt in weniger als einer Stunde drei Fische. Das ist wohl die erfolgreichste Quote seines Lebens. 😊


Unser ganz persönlicher Traumstrand

Die Strasse führt nun leicht im Landesinneren Richtung Süden. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Wir durchfahren eine recht grüne Landschaft, was wohl auf die vielen Regenfälle in den letzten Tagen zurückzuführen ist. Die Kamele am Strassenrand freuts, denn so viel zu Essen haben sie wohl selten. Kurz vor Ras Ar-Ruwais stösst die Strasse wieder an die Küste. Schöne Klippen erwarten uns. In der Ortschaft Ras Ar-Ruwais beigen wir auf eine Schotterpiste ab, die uns zum Strand führt. Und was für ein Strand das ist! Das ist mit Abstand der schönste Strand, den wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Feiner weisser Sand, blau-türkises Wasser und als Highlight sind am Nordende des Strandes die schönen Klippen zu sehen. Der Sand ist zwar ziemlich weich, doch mit geringerem Reifendruck und Allrad schaffen wir es zu unserem Traumplätzchen direkt am Wasser. So schön ist es hier, dass wir ein paar Tage die Seele baumeln lassen. Ausser uns sind ab und zu nur ein paar Fischer am Strand. Wir lernen eine neue Variante des Fischens kennen: In einem Gummiring ziehen sich die Fischer raus zu ihren Netzen. Wahrscheinlich können sie nicht Schwimmen. Am Abend kommen ein paar einheimische Kinder und Jugendliche vorbei. Die Omanis sprechen viel seltener Englisch als dies in den Emiraten noch der Fall war. Doch dank Google Translate entsteht eine recht amüsante Unterhaltung. Ein paar der Jungs machen sich dann kurzerhand an Davids Kopfbedeckung zu schaffen: Sein Cap wird gegen einen omanischen Turban getauscht. Zumindest für ein Erinnerungsfoto akzeptiert David den Tausch. Sie zeigen uns einige Videos von der Jagd. Hier wird mit Hunden und Adlern nach Hasen gejagt und so wie es auf den Videos aussieht sind beide Arten recht erfolgreich.

 

Nach zwei Tagen "dolce far niente" zieht es uns weiter Richtung Süden. Die Strecke ist recht gemütlich und führt uns durch viele kleine Dörfer. Es ist schön, dass die Dörfer ihren ursprünglichen Charakter bewahren konnten. Speziell ist auch die Art, wie die Omanis ihre Geschäfte benennen. Auf den Schildern steht nicht Supermarkt oder Gärtnerei, sondern es werden immer die Artikel genannt, die verkauft oder repariert werden. Das sieht dann so aus: Sell of fruits & vegetables, Repair of air conditions, Sale of gas, Sale of fishing equipment. Einzig was mit den sogenannten "Cold Stores" gemeint ist wissen wir nicht wirklich. 


Abstecher in die Wahiba Sands

In den engen Gassen der Ortschaften liegt Sand. Kurz vor Ghalat durchqueren wir die ersten Dünen. Hier dringt die Wahiba Sands bzw. Rimal Al Wahiba, so nennen es die Einheimischen, bis an die Küste hervor. Auch wenn es mit der Tour durch die Wüste nicht geklappt hat, wollen wir zumindest ein Bisschen Wüstenluft schnuppern. Wir wissen wo der Wüstentrack endet. Daher wollen wir von Süden gegen Norden einige Kilometer in die Wüste fahren. Haben wir von vielen Reisenden gehört, dass der Wüstentrack ganz einfach zu finden sei und gut ersichtlich ist, haben wir ziemlich Mühe den Anfang zu finden. Zwischen den Zelten der Nomaden gibt es unzählige Tracks, die alle in Richtung Wüste führen. Nach zwei Anläufen finden wir den richtigen Track. Pluto muss kräftig arbeiten, um in dem tiefen Sand vorwärts zu kommen. Er bringt uns problemlos ein paar Kilometer in die Wüste, bis wir nur noch von Sand umgeben sind. Am Horizont sehen wir noch die grosse Antenne, dort haben wir die Hauptstrasse verlassen. Weiter in die Wüste wagen wir uns alleine nicht. Aber auch hier geniessen wir eine ruhige Nacht mit einem wunderschönen Sternenhimmel. Wir haben uns vor der Fahrt in die Wüste extra nach Brennholz gekauft, damit wir ein Lagerfeuer machen können. Doch der Wind macht uns erneut einen Strich durch die Rechnung: Bereits das Abendessen geniessen wir im Auto, da uns der Wind so viel Sand ins Gesicht bläst, dass unsere Zähne knirschen. Also lassen wir das mit dem Lagerfeuer lieber sein.

 

Am Morgen fahren wir zurück zur Hauptstrasse. Wir passieren die Nomaden-Siedlung ein zweites Mal. Ein zweites Mal sind wir entsetzt ab dem ganzen Müll, der hier überall herum liegt. Der Oman hat wirklich ein sehr ernsthaftes Müllproblem. Die Leute scheinen keine Acht auf die Natur zu geben. Überall zwischen den Zelten liegt Müll, so wie wir das auch an vielen Stränden gesehen haben. Und das obwohl alle paar Kilometer immer wieder Container am Strassenrand stehen. Der Wind trägt natürlich dazu bei, dass sich der Abfall in der Wüste und an den Stränden verteilt und ins Meer gewindet wird...

 

Auf unserer Fahrt Richtung Süden führt die Asphaltstrasse weiter durch die Dünen und das Bild am Strassenrand bleibt Kilometerlang das gleiche: Abfall, Petflaschen und sonstiger Müll, soweit das Auge reicht. Wir verlassen die Sandwüste und erreichen eine sehr karge Landschaft, bestehend aus ein paar Steinen und etwas Sand. Hier wachsen nur noch ein paar wenige Büsche, sonst nichts.


Sugar Dunes – weisser Sand soweit das Auge reicht

Unser Navi sagt uns bei der Ortschaft Rumayli, dass wir links abbiegen sollen. Wobei eine Ortschaft oder Häuser sind hier weit und breit keine in Sicht. Woher also der Name der Ortschaft auf Google Maps kommt, wissen wir nicht. Hier soll es strahlend weisse Dünen geben, die sogenannten Sugar Dunes. Wir folgen der Piste für rund 30 Kilometer, bis wir wieder am Meer sind. Schon aus der Ferne sehen wir die weissen Dünen in den Himmel ragen. Dahinter sehen wir Felsen/Klippen und rechts davon ist das blaue Meer. Was für ein schöner Anblick! Wir parkieren am Strassenrand und erklimmen die weissen Dünen zu Fuss. Der Sand ist fast so weiss wie ein Blatt Papier. Die Dünen haben kleine Rillen vom Wind und wir scheinen fast die einzigen Menschen hier zu sein. Im Sand sind kaum andere Fussabdrücke zu sehen. Die grosse Bucht mit dem blauen Wasser bildet den perfekten Kontrast. Diese Dünen sind etwas vom Schönsten, das wir auf unserer bisherigen Reise gesehen haben. Leider lädt auch hier der Strand nicht zum Schwimmen ein. Erneut ist alles voller Müll, ein toter Delfin liegt am Strand und das Wasser hat unzählige dunkelbraune Quallen angespült. Darum machen wir es uns lieber im Windschatten der wunderschönen, weissen Dünen gemütlich.

 

Am Morgen hat der Wind gedreht und wir bekommen eine volle Ladung "Toter-Delfin-Duft" ab. Also nichts wie weg von hier. Wir fahren die holprige Piste zurück. Da es viele Querrillen auf der Fahrbahn hat, fahren wir mit 70-80km/h, damit wir die Rillen nicht so stark spüren. Doch an einer Stelle scheint das leider etwas zu schnell gewesen zu sein. Die Holperpiste wird sandig, zwei grosse Wellen folgen. Leider sehen wir sie zu spät. Pluto fliegt fast über die beiden Bodenwellen und kracht dann ordentlich auf. Glücklicherweise hat es dem Auto nichts gemacht und auch die Kabine scheint noch intakt zu sein. Einzig unser Sofa wurde mit Paprika gewürzt und der Raumduft im Bad hat sich in jede Rille unserer Fussmatte verteilt. Da haben wir nochmals Glück gehabt. Die nächste Piste werden wir etwas langsamer fahren.

 

Mit Asphalt unter den Rädern durchqueren wir erneut eine wüstenähnliche Landschaft. Hätte es in den letzten Tagen nicht so oft geregnet, so wäre hier bestimmt kein einziger Grashalm zu sehen. Aber so wirkt die Wüste fast lebendig, das helle frische Grün der Gräser und Büsche leuchtet richtig. Auch die Kamele scheinen das sehr zu schätzen.


Duqm – eine Stadt wird aus dem Boden gestampft

Die Ortschaft Duqm wird bestimmt keinen Schönheitspreis gewinnen. Der Industrieort gleicht vielmehr einer riesengrossen Baustelle. Hier soll es in einem "Rock Garden" bizarre Felsformationen zum Bestaunen geben. Wir fahren zwei Mal um das eingezäunte Gelände. Einen Eingang finden wir leider nirgends. Hier wird überall gebaut. Vor wenigen Jahren gab es hier noch nichts, doch dann wurde in der Nähe Erdöl gefunden. Also entsteht hier innert kürzester Zeit eine ganze Stadt mit Raffinerie, Hafen, Hotels und sonstigen Industrien. Die Gastarbeiter – viele stammen aus Pakistan, Indien und Nepal – wohnen in Massenunterkünften. Wir fahren an einer solchen Unterkunft vorbei. Vor dem riesigen Gebäudekomplex stehen bestimmt 50 Reisebusse, die die Mitarbeiter jeweils auf die Baustelle fahren. Natürlich gibt es auch eine Moschee und von weitem sehen wir Dining Hall 1, Dining Hall 2, ... Dining Hall 5. Das Ganze ist von einem riesigen Stacheldrahtzaun umgeben. Wie hier wohl die Arbeits- und Lebensbedingungen sind?

 

Am Strand von Duqm gibt es ein Radisson Hotel. Ein paar Kilometer weiter befindet sich der öffentliche Strandzugang. Der ganze Müll ist wirklich zum Kotzen!! Es könnte ein so schöner Strand sein, doch wenn man den Müllcontainer knallhart ignoriert, dann sieht es nach kurzer Zeit eben genau so aus. Auch hier haben sich einige Bauarbeiter niedergelassen. An mehreren Orten sehen wir jeweils ein Dutzend kleine Zelte aufgebaut. Es sieht nicht nach einem Feriencamp aus. Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen sehen wir, dass hier die Bauarbeiter schlafen...Openair am Strand.


Ernüchterung im Al Wusta Wildlife Reserve

Duqm war für uns nur ein Zwischenziel auf dem Weg zum Al Wusta Wildlife Reserve. Auf Tripadvisor haben wir sehr positive Rückmeldungen über Touren mit den Rangern gelesen. Die ersten arabischen Orix Antilopen haben wir in Al-Ain im Zoo gesehen. Diese Spezies war einst fast komplett ausgerottet, nur in einem Zoo in Amerika gab es noch einige Tiere. Als das Reservat gegründet wurde, wurden einige Tiere von Amerika hierher umgesiedelt, um die Tiere hier in ihrer natürlichen Umgebung wieder zu züchten. Das Wildlife Reservat gehörte zur UNESCO. Vor ein paar Jahren wurde hier aber Erdöl gefunden. Daraufhin wurde das Reservat um mehr als 90% verkleinert und es ist das erste Mal, dass die UNESCO jemandem das UNESCO-Prädikat wieder entzogen hat. Nicht gerade ein positives USP...

 

Wir haben uns per Mail bei den Rangern angemeldet, gestern Abend und heute Morgen mit ihnen telefoniert. Trotzdem weiss niemand etwas, als wir nach über 50 Kilometer Offroad-Piste den Eingang des Reservates erreichen. Der Typ, der uns empfängt, spricht nur Arabisch. Er gibt uns zu verstehen, dass wir seinem Toyota folgen sollen. Wir fahren zur eigentlichen Ranger-Station, bestehend aus ein paar Wohncontainern neben einem lauten, XXXXL-Generator. In einem Büro sollen wir ein Formular ausfüllen. Das Formular ist nur Arabisch und einen Kugelschreiber hat es hier auch nicht. Zum Glück haben wir Schreibzeug im Auto. Auf dem Weg nach draussen, verlangt er 10 Rial, etwa 25 Franken von uns. Ohne Quittung natürlich. Dann fahren wie querfeldein zu einem Info-Center, das seine besten Jahre längst gesehen hat. Dennoch erfahren wir ein paar interessante Sachen über die Tiere und die Umgebung hier. Dann fahren wir hinter dem Toyota her, zurück zum Eingang. Dort ist gleich neben der Strasse der Stall der Tiere und das Futterlager. Bein rein fahren haben wir hier schon mehrere Tiere gesehen. Wir schauen die Tiere ein paar Minuten an und – wenn wir den Araber richtig verstanden haben – soll es das gewesen sein. Was soll das? Haben wir doch so positives über 24-stündige Rangertouren gelesen und uns per Mail und per Telefon angemeldet. Wir sind genervt!

 

Wir rufen den Ranger Hani an, mit dem wir telefoniert haben. Da er gut Englisch spricht, erklärt er dem Araber was wir eigentlich wollen. Er fährt uns zurück zum Büro, wo wir zuvor schon waren. Dann geht er zu einigen den Containern und klopft an den Türen. Es scheint aber kein Ranger da zu sein. Er begleitet uns in einen Aufenthaltsraum. Nach kurzem taucht ein Omani auf, der einigermassen gut Englisch spricht. Er versichert uns, dass wir um 16 Uhr (in vier Stunden) mit einem Tierarzt eine Tour machen können. Bis dahin sollen wir hier warten. Wieso sind wir also heute Morgen um 6:30 Uhr aufgestanden? Genau, mit Hani war vereinbart, dass wir um 11 Uhr im Reservat eintreffen sollten... um dann bis 16 Uhr herum zu sitzen. Um 16 Uhr – immerhin pünktlich – holt uns der Tierarzt ab. Wir sind etwas irritiert, als er uns sagt, dass wir ihm mit unserem Camper folgen sollen. Die vielen Schilder, dass keine anderen Autos als die Ranger-Autos in den Gehegen erlaubt sind, waren nur schwer zu übersehen. Er merkt, dass wir nicht begeistert sind und organisiert kurzerhand die Autoschlüssel eines Kollegen, damit wir bei ihm mitfahren können.

 

Kurum hat in Dänemark Tiermedizin studiert und schon an einigen Orten praktiziert. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass er weniger Ahnung von diesem Reservat und von Orixantilopen hat als wir. Immerhin haben wir die Tafeln im Infocenter aufmerksam gelesen. Wenn wir ihn etwas zu den Tieren fragen, sagt er immer wieder: "I have read...". Er ist erst seit einem Jahr hier. Wir fahren mit ihm durch drei grosse Gehege, in dem je ca. 200 Orixantilopen leben. Daneben gibt es auch noch eine Herde mit ca. 1’200 arabischen Gazellen. Da gerade Fütterungszeit ist, sehen wir die Tiere von ziemlich nahe. Die Hörner der Orix-Antilopen sind wirklich sehr eindrücklich und ihr weiss-schwarzer Kopf wirkt sehr grazil. Im Reservat arbeiten 80 Mitarbeiter. Nebst den drei Gehegen, die wir durchfahren haben, gibt es noch einen weiteren, viel grösseren Aussenzaun rund um das Reservat. Innerhalb dieses "Zaunes" werden dann immer mal wieder Tiere ausgewildert. Im letzten Jahr wurden rund 100 Tiere ausgewildert. Ob sie sich die natürliche Lebensweise mit Futtersuche etc. einfach nicht mehr gewohnt sind, oder ob die Nomaden eine Mitschuld daran haben, dass alle 100 Tiere gestorben sind, ist nicht ganz klar. Denn die Tiere sind noch immer ein beliebtes Jagdziel, obwohl sie geschützt sind. Aber auch auf natürliche Weise kommen immer wieder Tiere um. So seien im letzten Monat 30 der rund 700 Tiere gestorben, mehrheitlich durch interne Machtkämpfe. Ihre langen Hörner sind eine tödliche Waffe.Nebst den Antilopen gibt es auch zwei Sträusse, einige Hyänen und Karakale (arabische Wildkatzen) im Reservat. Die Gehege der Hyänen und Karakale wurden ganz neu gebaut. Ob eine Fläche von 6x4 Metern wirklich ein gutes zu Hause für solche Tiere ist, lässt sich bezweifeln. Der Mitarbeiter, der die Tiere gerade mit Frischfleisch füttert, weiss nicht mal ob es sich um Jungtiere handelt oder ob sie schon ausgewachsen sind.

 

Nach einer Stunde ist die Tour mit dem Tierarzt vorbei. Unsere Stimmung ist noch immer ziemlich im Keller. Wir sind wirklich enttäuscht, was uns hier geboten wurde. Sie haben keine Ahnung, was sie hier mit uns Touristen anfangen sollen. Wir chillen im Camper und warten bis es Abend wird. Im Aufenthaltsraum soll es irgendwann Abendessen geben. Wann hat uns niemand gesagt. Wir sind gerade am Kochen, als es an der Campertüre klopft. Der Tierarzt holt uns ab zum Essen. Also werden wir die Pasta halt morgen essen. Im Aufenthaltsraum sind noch zwei andere Omanis am TV schauen. Wir essen mit dem Tierarzt zu Abend. Es gibt Voressen – gekocht auf indische Art und mit Kamelfleisch. Es schmeckt sehr lecker. Das Fleisch erinnert uns an Rindfleisch.

 

Als wir mit dem Essen fertig sind, setzten sich drei weitere Personen in Trainerhosen zu uns an den Tisch. Der eine spricht recht passables Englisch und fragt uns, wie es uns gefällt. Wir erzählen ihm, dass wir etwas anderes erwartet haben, ohne gleich mit der Türe ins Haus zu fallen. Er meint, dass wir zum falschen Zeitpunkt hier gewesen wären. Wenn der Mr. Hani hier gewesen wäre, wäre alles anders gewesen. Wieso hat uns denn Hani nicht gesagt, dass es ein schlechtes Datum sei und er frei habe, als wir per Mail angefragt haben? Nachdem wir sicherlich schon eine halbe Stunde mit diesem Herren im Traineranzug gesprochen haben, stellt sich heraus, dass er der Direktor des Reservates ist. Er ist eigentlich fast nie hier und arbeitet mehrheitlich in Muskat in seinem Büro. Wir erzählen ihm von den guten Berichten auf Tripadvisor, davon, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt wurden. Und da wir Tourismus studiert haben und schon vieles auf der Welt gesehen haben, geben wir ihm einige Tipps, was er besser machten könnte. Er scheint sich für unsere Inputs zu interessieren. Zwei Mitarbeiter des Reservates sind für Touristen zuständig. Als er uns dann aber sagt, dass beide Mitarbeiter nur Arabisch sprechen, schwinden unsere Hoffnungen, dass sich hier in der nächsten Zeit etwas zum Positiven ändern wird.

Die Nacht ist warm. Je weiter südlicher wir fahren, je wärmer wird es. Als wir am Morgen aufwachen, staunen wir nicht schlecht. Wir sind umgeben von dickem Nebel. An unseren Fenstern tropft es richtig. Doch das scheint hier ganz normal zu sein. Dieser nächtliche Nebel ist die einzige Form des Niederschlages, die es in dieser Region gibt. Zum Frühstück gibt es leckere indische Kichererbsen mit Kerala Paratha, einer Art Fladenbrot.

 

Wir haben schon den ganzen Abend studiert, ob wir wohl für die eher schlechte Tour und das Essen noch etwas bezahlen müssen. 25 Rial, mehr als 60 Franken hat man uns ursprünglich gesagt. Für die eher dürftige Leistung sind wir aber keineswegs bereits so viel zu bezahlen. Daher sind wir sehr froh, als uns der Direktor bei der Verabschiedung sagt, dass wir nichts mehr bezahlen müssen. Er weist uns noch darauf hin, dass auf dem Schild beim Eingang des Reservates alle Infos für Touristen drauf stehen, wie man sich anmeldet, Telefonnummern etc. Wir müssen nur den QR-Code einlesen. Also machen wir natürlich einen Stopp bei diesem ominösen Schild. Weder Yvonne noch David sind gross genug, um den QR Code mit dem Handy einlesen zu können. Das Schild hängt viel zu weit oben. Und wie könnte es anders sein... Handyempfang gibt es hier auch nicht. Da gibt es also noch einiges zu tun für dieses Reservat.

 

Zwischen dem Reservat und Salalah, der zweitgrössten Stadt im Süden des Omans, gibt es nicht viel zu sehen ausser Sand und Wüste. Diese Gegend wird nicht umsonst Rub al Khali genannt, was übersetzt "leeres Viertel" bedeutet. Mitten im Nirgendwo gibt es eine Stadt names Haima. Auf den 150km bis hier hin, haben wir keinen Baum und kaum einen Grashalm am Wegesrand gesehen. Beim Tanken in Haima ist uns aber noch nicht bewusst, dass wir die schlimmste, kargste Strecke erst noch vor uns haben. Zwischen Haima und Salalah liegen etwa 500 Kilometer. Und hier gibt es wirklich nichts! Nichts! Niente! Nüt! So eine langweilige Strecke sind wir wirklich noch nie gefahren. Das Spannendste ist wohl ein Lastwagen mit Kamelen an einer Tankstelle. Ansonsten ist die Fahrt äusserst ereignislos und langweilig. Das überteuerte Red Bull an einer Tankstelle hilft uns, wach zu bleiben.


Karibikfeeling in Salalah am südlichen Ende des Omans

Kurz vor Salalah überqueren wir eine Bergkette. Das Klima hier soll ganz anders sein wie im restlichen Oman. Im September fällt hier viel Regen. Der Monsun zieht von Indien bis hier nach Salalah und regnet sich vor den 900 Meter hohen Bergen ab. Daher ist Salalah ein beliebtes Ausflugsziel für Araber. Denn im Herbst ist hier alles grün, die Flüsse und Wadis führen Wasser, die Temperatur ist angenehm und die ganze Gegend versinkt im Nebel.

 

Wir Schweizer sind daher nicht unglücklich, dass wir diese Regenzeit gerade nicht miterleben müssen. Dennoch stellen wir einen markanten Unterschied des Landschaftsbildes fest, sobald wir die letzte Bergkette vor Salalah passieren. Sobald wir den höchsten Punkt erreicht haben, sehen wir Wiesen voller Gras (zwar verdorrt, aber immerhin), Büsche und Bäume. Und Kokospalmen und Kühe, zwei Dinge, die wir im Oman noch kaum gesehen haben. Die Landschaft ist in der Tat viel bewachsener als alle anderen Orte im Oman, die wir bis jetzt gesehen haben. An einer Lagune am Strand sehen wir viele Vögel und Flamingos. Hier im Süden ist es ein paar Grad wärmer als bisher und die höhere Luftfeuchtigkeit ist deutlich zu spüren. Wir haben im Oman fast immer im Camper zu Abend gegessen, da es schon um 18 Uhr dunkel wird und es einfach immer kühl und windig war. Heute geniessen wir das Abendessen draussen am Strand. Als wir auf die Karte schauen, wird und bewusst, wie weit im Süden wir uns eigentlich befinden. Bis zur Grenze zum Jemen sind es noch 120 Kilometer. Salalah liegt auf den gleichen Breitegraden wie Senegal, Mexiko, Goa in Indien. Wir sind schon fast so südlich wie Bangkok.

 

Der Wetterbericht für die kommenden Tage verheisst nichts Gutes: Drei Tage lang wird es wieder richtig windig. Im Camper ist das wirklich anstrengend, da wir den Wind auch in der Nacht immer hören und sich je nach Böen-Stärke sogar das Auto etwas bewegt. Daher gönnen wir uns in Salalah ein paar Tage eine Pause in einem schönen Hotel. Eine solche Pause wollten wir im Oman eh irgendwo einlegen, um unsere Weiterreise durch Zentralasien genau zu planen. Wir geniessen lange Duschen, unbegrenzten Strom und schnelles WLAN. Und natürlich dürfen ein paar faule Stunden am hoteleigenen Pool nicht fehlen. 😊 Sozusagen "Ferien" vom Reisen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Marianne Briseid (Mittwoch, 19 Februar 2020 20:21)

    I bewundere öich,- ier syt würklich muetig. I hätti scho Angscht, so schön der Stärnehimmel,
    i de Sanddüne z übernachte� u wyter vieli km underwägs ohni ä Mönsch z gseh!
    Hoffe ier heit geng gnueg Triebstoff für Pluto derby!! Mier wünsche öich ä gueti u sicheri Wyterfahrt����

  • #2

    Remo und Sonja (Freitag, 21 Februar 2020 18:04)

    Hallo zusammen, wir lesen immer wieder in Eurem Blog. Gehen am Freitag 28. Februar 2020 auf die Fähre nach Griechenland und dann auch Euren Spuren nach bis in den Iran. Vielleicht trifft man sich ja dort.
    Sind ca. im Mai im Iran und gehen dann von dort aus weiter über den Pamir nach Thailand.

  • #3

    Plutostour (Yvonne & Dave) (Samstag, 29 Februar 2020 16:17)

    Hallo Remo und Sonja. Könnt ihr mir bitte eure E-Mail-Adresse schicken? Gerne würden wir euch antworten. Lg!