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Vashlovani Nationalpark

Vashlovani Nationalpark – Der südöstlichste Zipfel Georgiens

Eigentlich hatten wir bereits mit Georgien abgeschlossen, zumindest was unseren Blog angeht. Die letzten Tage haben wir auf dem Vorplatz des Tbilisi Yard Hostel unsere Eindrücke über Georgien zusammengefasst. Mental sind wir bereits in Aserbaidschan. An unserem vermeintlich letzten Abend in Georgien machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Khinkali House um ein letztes Mal die georgische Küche ergiebig auszukosten. Das Restaurant liegt nur gerade 1 Kilometer vom Hostel entfernt, hinter dem Busbahnhof der Marshrutkas (gelbe öffentliche Kleinbusse). Das authentische Restaurant, mit freundlicher Bedienung und unschlagbaren Preisen hat uns bereits am Vorabend gemundet. Während dem Abendessen widmet sich David seinem Mobiltelefon, welches er den ganzen Tag links liegen gelassen hatte. Siehe da, wir hatten noch ungelesene Nachrichten von unseren deutschen Reisefreunden, Ingmar und Marion. «Wir wollen am Dienstag in den Vashlovani, Nationalpark. Vielleicht sehen wir dann freilaufende Gazellen und die Schlammvulkane. Wenn ihr wollt, können wir gemeinsam fahren.» In etwa so, lautete die Nachricht. Dazu noch einen Link zu einem Blogbeitrag über Offroad im Vashlovani Park…

 

Unsere Antwort: «Eigentlich wollten wir morgen weiterfahren, aber Pläne sind da um geändert zu werden. 😉». Nun ja, so schnell kann es gehen… Das ist das Schöne, wenn man vollkommen frei unterwegs ist. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Ingmar, Marion und ihre Tochter, dass ihr uns mitgenommen habt!


Am Dienstagmorgen fahren wir um ca. 9 Uhr vom Parkplatz des Tblisi Yard Hostel los. Bevor es weitergeht müssen wir erst noch in die Autowaschanlage. Pluto sieht seit mehreren Tagen wirklich schmutzig aus. Das Offroaden in den georgischen Bergen hat dem Aussehen der Karosserie zugesetzt. Und in Aserbaidschan kann ein schmutziges Fahrzeug schon mal ein «Problem» für die korrupten Polizisten sein, weshalb wir hier vorbeugen wollen. Ehrlich gesagt, hätten wir gewusst, wie viele Offroad-Strecken wir in den nächsten Tagen unter die Räder bekommen, hätten wir das Auto vorher nicht so schön sauber geputzt. Aber ja, geschadet hat es sicher nicht. Nachdem wir die Waschanlage und den Stadtverkehr von Tiflis hinter uns gelassen haben, fahren wir Richtung Südosten. Hier im äussersten Zipfel von Georgien treffen wir unsere Reisepartner bei der Verwaltung des Vashlovani Nationalparks.

 

Mit gefülltem Dieseltank und genügend Trinkwasser erreichen wir das Zwischenziel Dedopliszqaro kurz nach Mittag. In dieser Ortschaft füllen wir nochmals unsere Essens- und Biervorräte auf. 😉 Unsere Reisefreunde warten bereits vor der Parkverwaltung. Bevor wir in den Nationalpark fahren, müssen wir uns im Visitor Center und bei der Grenzpolizei anmelden. Wir erhalten eine Genehmigung, die uns berechtigt, den Park während den nächsten fünf Tagen zu erkunden und ins Grenzgebiet zu Aserbaidschan zu fahren. Kostenpunkt 55 Lari für uns zwei und Pluto, für 5 Tage bzw. 4 Nächte. Nun müssen wir uns mit diesen Dokumenten noch bei der Grenzpolizei anmelden. Die Grenzpolizei liegt in der anderen Ecke der Kleinstadt und wirkt eher wie eine Militärbasis. Der ganze Bürokram dauerte rund eine Stunde, ehe es los gehen kann in den Vashlovani Nationalpark.

 

Ausgerüstet, um die nächsten paar Tage ohne Zivilisation auszukommen, geht es für uns weiter nach Südosten. Der Vashlovani Nationalpark befindet sich direkt an der Grenze zu Aserbaidschan. Der Fluss Alazani bildet die natürliche Grenze zwischen den zwei Nationen. Je weiter östlich wir uns bewegen, je schlechter werden die Strassen, es folgt Schlagloch auch Schlagloch. Wenn möglich, Fahren wir lieber neben dem «Asphalt» auf dem Feldweg. Dieser ist vergleichsweise sanft und angenehm, und lässt uns teilweise fast mit 50 km/h fahren. Irgendwann wird die Strasse komplett vom Karrweg abgelöst. Anhand der Staubwolke vor uns sehen wir laufend wo sich unsere Reisepartner gerade befinden. 😊Die Fahrt in den Nationalpark dauert zwei weitere Stunden. Zuerst bewegen wir uns entlang riesiger Weizenfelder, bevor wir eine Art Halbwüste erreichen. Nach dem langen Fahrtag sind wir froh, als wir endlich in der Ranger Station eintreffen. Wir parkieren unser Auto und als erstes gibt es mal ein kühles Bier von Ingmar. Die Aussicht vom Rangerbüro ist fantastisch. Von hier überblicken wir einen grossen Teil des Nationalparks. Bizarre Felsformationen, Steppenlandschaft und Halbwüste – man könnte meinen wir seien in Afrika. Die untergehende Sonne lässt das Gestein rot schimmern, rund um uns herum Natur pur. Abends sitzen wir zusammen um das Lagerfeuer und machen es uns bei Speis und Trank gemütlich. Der Sternenhimmel über uns ist unvergesslich schön und die Ruhe der Nacht lässt uns sanft einschlafen.

Gemütlich stehen wir am nächsten Tag auf. Erneut erwartet uns ein strahlend schöner Tag. Mit dem Wetter hatten wir in Georgien wirklich Glück! Ein erlebnisreicher Tag in der Steppe Georgiens steht bevor. Von der Rangerstation fahren wir den ersten Teil der Strecke entlang einer Klippe. Der Feldweg trennd die landwirtschaftlichen Felder vom Nationalpark. Von hier haben wir eine atemberaubende Aussicht auf die ungewöhnlichen Hügel- und Felsformationen. Nach ein paar Kilometer verlassen wir die Klippenstrasse und bewegen uns in ein Tal zum Bear Valley. Hier folgenden wir einem ausgetrockneten Kiesbett, der Weg ist zwar unbefestigt aber nach den trockenen Sommermonaten sehr gut befahrbar. Bären suchen wir im Bear Valley vergebens. Braunbären in einer Halbwüste zu sehen, erscheint schon etwas seltsam, aber es soll sie geben. Die Bären leben hier in den Büschen und Schluchten und ernähren sich von Wacholderbeeren und wilden Pistazien.

 

In diesem geschützten Park gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Biodiversität. Hyänen, Schakale, Gazellen und vieles mehr... Diese Tiere würden wir eher auf einer Safari in Afrika erwarten, nicht aber in Georgien. Wer mehr über die hiesige Tierwelt erfahren möchte, kann sich im Visitor Center oder bei den Rangern im Park informieren. Wir hatten aber leider kein Glück und sahen keine wilden Tiere. Nachdem wir das Bear Valley verlassen, finden wir uns plötzlich in einer flachen Halbwüste wieder. Ab jetzt fühlen wir uns wirklich wie auf einer Safari! Trockene Vegetation und eine endlos scheinende Steppe breiten sich vor uns aus, leider aber keine Gazellen. Diese Gegend gehört sicher zu unseren Highlights in Georgien!

 

Nach den vielen Eindrücken und tollen Landschaften treffen wir bei der Rangerstation Mijniskure ein. Hier am Grenzfluss zu Aserbaidschan ist es auch möglich in Bungalows zu übernachten. Heute Abend gesellt sich noch eine Gruppe polnischer Reiter zu uns. Weil es hier so schön ist, beschliessen wir am nächsten Tag hier zu bleiben. Wir geniessen die Landschaft, lesen Bücher und hängen gemütlich in unserer Hängematte. Mijniskure ist wirklich ein sehr gemütlicher Ort um zu entspannen. Weit entfernt von der städtischen Hektik – Natur pur!

Der zweite Teil des Nationalparks ist nicht mehr so spektakulär, dafür ist die Offroad-Strecke umso besser. Wir fahren tags drauf zum Black Mountain. Nach der Fahrt von Mestia nach Ushguli ist dies unser zweites richtiges Offroad-Erlebnis in Georgien. Für Offroad-Anfänger ist die Strecke super und macht Spass, wenn auch einige der Dornenbüsche sich an Plutos Karosserie zu schaffen machen... Wir fahren mit weniger Reifendruck, der 4x4 ist immer eingeschaltet und hie und da brauchen wir sogar die Untersetzung. Einige der ausgewaschenen Flussbeete haben es in sich. Hätte es tags zuvor geregnet, wäre das selbst für unseren geländetauglichen Pluto eine Herausforderung geworden. Unser heutiges Etappenziel ist das Überschwemmungsgebiet im Norden des Nationalparks. Die Floodlands waren aber aus unserer Sicht eher unspektakulär, weshalb wir für die Nacht wieder zurück nach Dedopliszqaro fahren, um dort an einem Salzsee zu übernachten. Ein letztes Mal machen wir es uns mit unseren Deutschen Freunden Marion, Ingmar und Antonia am Lagerfeuer gemütlich. Da wir uns die letzten Tage gut verstanden haben, beschliessen wir, ebenfalls gemeinsam durch den Iran zu Reisen. Hier trennen sich unsere Wege aber vorerst. Die Familie Gerhardt geht nach Armenien und wir nach Aserbaidschan. Im Norden des Irans werden wir uns anfangs November wiedersehen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Briseid (Sonntag, 24 November 2019 19:04)

    Si chli im Verzug mit läse,- Ferie!
    Gäll David dä Strand kennsch ono!
    Folge öich wieder we mier Daheim si!
    Häbets guet!��